Donnersbergkreis „Fairer Handel soll zum Stadtgespräch werden“

„Das wäre ein gutes Signal. Wir blicken über den Tellerrand und zeigen, dass wir die Arbeitsbedingungen in anderen Ländern verbessern wollen“, erklärt Stephan Sauer von der Stadtratsfraktion der Grünen, warum Kirchheimbolanden „Fairtrade-Stadt“ werden soll. Der Antrag, getragen von seiner Fraktion und Ratsmitglied Thomas Bock, steht heute auf der Tagesordnung der Sitzung des Stadtrates.

Bei „Fairtrade“ geht es darum, dass Erzeugern in der Dritten Welt nicht von Großkonzernen diktierte Preise gezahlt werden, sondern Preise, die ihnen auch ein verlässliches Auskommen sichern. Solche Produkte gibt es längst nicht mehr nur in Eine-Welt-Läden, sondern sie finden sich auch im Sortiment vieler Handelsketten. Das Thema soll nach den Vorstellungen Sauers stärker ins Bewusstsein der Menschen treten. „Fairer Handel soll zum Stadtgespräch werden. Wir wollen immer mehr Bürgerinnen und Bürger für den fairen Handel begeistern“, hat er im Antrag an den Stadtrat formuliert. Diesem Ziel soll die Teilnahme an der „Fairtrade-Stadt“-Kampagne dienen. Dabei geht es um eine Zertifizierung der Stadt nach Vorgaben der Fairtrade-Organisation, ein Siegel, mit dem die Stadt in ihrer Außendarstellung werben kann. Dieses Siegel zu erreichen, ist nicht nur Sache des Stadtrates. Der Ratsbeschluss, den Titel „Fairtrade-Stadt“ anzustreben, ist der Einstieg in einen Prozess, der den lokalen Handel, die Gastronomie, Schulen, Vereine, Kirchen einbeziehen soll. Die Verwaltung soll selbst ein Zeichen setzen, indem sie zu Sitzungen oder Besprechungen ein Getränk und ein weiteres Produkt wie etwa Zucker oder Kekse aus fairem Handel anbietet. Um nun das Thema über die politische Ebene hinauszutragen, muss sich eine Steuerungsgruppe finden. „Sie ist die treibende Kraft und dient der Vernetzung innerhalb der Kommune“, erläutert Sauer, der bereit wäre, hier die Federführung zu übernehmen. Er denkt an eine Gruppe von fünf bis zehn Personen, darunter Vertreter aus Politik/Verwaltung, Handel/Gastronomie sowie der Zivilgesellschaft (Vereine, Kirchen). Die Gruppe soll aber offen sein für alle, die bei einer solchen Aufgabe mitwirken wollen, betont Sauer. Von ihrer Schlagkraft hänge letztlich ab, wie lange es dauern werde bis zur Zertifizierung. Die Steuerungsgruppe soll die lokalen Aktivitäten koordinieren. Sie muss dafür sorgen, dass im Fall von Kirchheimbolanden in mindestens vier Geschäften zwei Produkte aus fairem Handel angeboten werden - diese Bedingung, so Sauer, sei mühelos zu erfüllen, zumal allein schon die in der Stadt vertretenen Handelsketten Kaffees, Tees, Schokoladen, Säfte, Kakao, Honig und andere Erzeugnisse mit „Fair Trade“-Siegel im Angebot haben, wie Sauer selbst recherchiert hat. Zudem sollen mindestens zwei Restaurants oder Cafés zwei Fairtrade-Produkte anbieten, da sieht Sauer noch Bedarf für Überzeugungsarbeit. Prinzipiell könne er sich aber nicht vorstellen, warum die Gastronomie sich dem verweigern sollte, so Sauer. Als weitere Säulen seien mindestens eine Schule, ein Verein und eine Kirchengemeinde zu gewinnen. Die Aktivitäten können vielgestaltig sein, eine Schule etwa könne an ihrem Kiosk fair gehandelte Produkte anbieten oder das Thema im Unterricht aufgreifen. Die nächstgelegenen „Fairtrade“-Kommunen im Umland sind laut Sauer Bad Kreuznach und Wörrstadt. Die Stadt Eisenberg, wo es einen Eine-Welt-Laden gibt, habe im April 2014 den Beschluss gefasst und werde in den nächsten Wochen oder Monaten wohl den Titel erhalten. Der Prozess beginne, wenn der Stadtratsbeschluss gefasst sei, die Steuerungsgruppe sich gefunden habe und man sich bei der „Fairtrade-Stadt“-Kampagne habe registrieren lassen. Wenn die Bedingungen erfüllt seien, erfolge eine Zertifizierung durch die Organisation, die in Abständen von zwei Jahren erneuert werden muss. (bke)

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