Donnersbergkreis Eisenberg: 30 Millionen Jahre altes Material bei den EKW veredelt

Die Besucher des Rohstofftages konnten auch einen Blick auf die Arbeit an den Mischanlagen werfen.
Die Besucher des Rohstofftages konnten auch einen Blick auf die Arbeit an den Mischanlagen werfen.

Eisenberg war am Donnerstag erstmals Gastgeber des rheinland-pfälzischen Rohstofftags, der zum zehnten Mal vom Land und Kooperationspartnern ausgerichtet wurde. Ein Programmpunkt: eine Exkursion auf das Betriebsgelände der Eisenberger Klebsandwerke (EKW). Betriebsleiter Peter Schrader begrüßte 28 Teilnehmer aus Unternehmen des Bundesverbandes Keramische Rohstoffe und Industrieminerale sowie Forschungsinstituten.

Nach einer Einführung durch den Geschäftsführer Michael P. Wiessler erzählten Schrader und Winfried Kuhn vom Landesamt für Geologie und Bergbau etwas zur Entstehung des Klebsandes. Dieser sei ein kaolinisierter Quarzsand, der durch Verwitterung und Umlagerung von Schichten des Buntsandsteins im Tertiär vor mehr als 30 Millionen Jahren entstand. Seine besonderen Eigenschaften habe der bedeutende Rohstoff dadurch erhalten, dass sich Feldspäte in Tonminerale umwandelten, welche die einzelnen Quarzkörner gelartig ummanteln. Das Verhältnis Quarz zu Ton beträgt laut Schrader 4:1: „So hat der Klebsand bereits in unbehandeltem Zustand eine Feuerfestigkeit von bis zu 1700 Grad.“ Auch zeichne er sich durch eine bemerkenswerte Reinheit aus. „Er ist nahezu eisenfrei.“ Wie die Bezeichnung Klebsand schon andeute, habe der Rohstoff eine hohe Bindefähigkeit. Das Material komme nirgends auf der Welt in der Menge vor wie hier im südwestlichen Abschnitt des Mainzer Beckens, so Kuhn. Schrader: Die Lagerstätte umfasse zirka fünf Quadratkilometer mit einer Mächtigkeit von 100 Metern. Das entspreche einem Vorrat von rund 200 Millionen Tonnen. „Wir dürfen aber nur bis zum Grundwasser in einer Tiefe von 40 Metern abbauen“, sagte Schrader beim Blick von der Ausschichtsplattform eines Firmengebäudes auf die Grube Katzenberg. „Wie lange reicht der Rohstoff noch?“, wollte eine Teilnehmerin wissen. „Mindestens 50 Jahre“, informierte Schrader. Er zeigte auf die deutlich sichtbaren Radladerspuren und erklärte: „Wenn es regnet, fahren die ungern die Klebsand-Berge hinunter, denn aufgrund des hohen Tongehaltes ist es extrem rutschig.“ Die Förderung sei nur zwischen April und Oktober möglich. Jährlich werden rund 40.000 Tonnen abgebaut, in den Achtzigern waren es etwa 200.000 Tonnen pro Jahr. Ist ein Bereich ausgeschöpft, werden trockene und feuchte Sukzessionsflächen mit entsprechender standortgerechter Vegetation angelegt, sodass Biotope entstehen. „Sie bieten 130 Tierarten Lebensraum, darunter vier sehr seltenen Krötenarten“, erläuterte Schrader. Es bestehe eine enge Zusammenarbeit mit Naturschutzbehörden auf Kreis- und Landesebene. Das gewonnene Material werde in mehreren Verarbeitungsschritten klassifiziert und gesiebt, bis die ideale Korngröße von sieben Millimetern erreicht ist. Etwa 50 Prozent des Klebsandes wird für die Wintermonate in einer Rundhalle eingelagert. Die andere Hälfte wird in einer vollautomatischen Dosieranlage, die 2002 gebaut und seither stetig optimiert wurde, mit mehr als 400 Rohstoffen zusammengebracht. „Wir haben über 600 Rezepturen für verschiedene Anwendungen in unserer eigenen Forschungsabteilung entwickelt“, berichtete Schrader. Anschließend geht das Material in Mischanlagen und wird verpackt: in Plastiksäcke (wegen der Feuchtigkeit), in Big Packs, die 250 bis 1000 Kilo fassen, oder in Silo-Lkw (30 pro Woche). Bis in die 1980er Jahre hinein bildete Klebsand die einzige Geschäftsgrundlage der EKW, die bis dahin im Werk auch einen Anschluss ans Schienennetz der Bahn hatten. „Das heutige Produktspektrum ist vielfältig und reicht von sauren Massen bis zu Hochwertbetonen“, so der Betriebsleiter über das weltweit agierende Unternehmen, das sechs Tochtergesellschaften in Frankreich, Italien, Malaysia, Brasilien, Slowenien und Mexiko hat. Am Standort Eisenberg sind 160 Mitarbeiter beschäftigt. „Im Bereich Eisen- und Stahlgießereien ist EKW Marktführer“, erzählte er den Besuchern. Darüber hinaus bedient die Firma unter anderem die Aluminium-, Nichteisen- und Zementindustrie sowie Wärmebehandlungsanlagen.

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