Donnersbergkreis Dritte Halbzeit:

Engelbert Klag haderte. Gerade im Nachhinein, als durchsickerte, welche Steilvorlage seine Elf ungenutzt ließ. Den Gipfel hätte sie stürmen, die Könige der A-Klasse vom Thron stürzen können. Erstmals. Doch Klags SG Kibo/Orbis zog – nach Monaten, die sie abgeschlagen vom Spitzenplatz um den „Vize“-Titel rang – „nur“ gleich. 54 Punkte, auf Augenhöhe. Der fesselnde Endspurt mit dem VfR Kaiserslautern ist eingeläutet. Den psychologischen Vorteil, den haben Klags Mannen. Erstens, weil sie im „Flow“ sind und einen unfassbaren Rückstand von zwischenzeitlich über zehn Punkten egalisierten. Zweitens, weil der VfR wie kein anderer Klub weiß, wie man eine Meisterschaft noch vergeigt. „Wenn wir Meister werden wollen, dürfen wir uns keine Niederlage erlauben. Jetzt kommen auch Druck und Nerven dazu. Wer als erstes patzt, wer nicht die Ruhe bewahrt, wird auch nicht Erster“, glaubt Klag – und legt leicht verbittert nach: „Klar, jetzt ist es schon ärgerlich, dass wir nicht gewonnen haben.“ Die SG bietet eine Hausmarke, die aktuell jede Serie in der A-Klasse überflügelt: Seit 18 Partien ist sie unbesiegt! Am Sonntag verlor sie wieder nicht. Ein Punkt, ein 1:1-Unentschieden im Derby gegen die SpVgg Gauersheim, war aber zu wenig, um den VfR zu übertrumpfen. Was Klag besonders herb aufstieß: Die Art und Weise, wie das 1:1 fiel. 62. Spielminute, ein harmloser Freistoß, 40 Meter vor dem Kasten an der Seitenlinie. Armin Kardumovic hämmerte das Leder in den Strafraum – es flog und flog, immer länger, und plumpste hinten ins Netz. SG-Keeper Stefan Schröder hatte sich verschätzt. „Normal hält er das Ding. Er hat den Schuss einfach falsch berechnet“, meint Klag über die „einzige“ Gauersheimer Torannäherung in Halbzeit zwei. „Das war eine Entfernung, aus der man nicht unbedingt probiert, direkt draufzuschießen“, schmunzelt SpVgg-Coach Niko Rusterholz. 0:1 lag der Außenseiter durch einen klasse Flachschuss von Christopher Shipnoski (35.) zurück. Die SpVgg – gerade in bestechender Form, vor allem gegen die Top-Klubs – war dabei, und da sind sich beide Trainer einig, in der ersten halben Stunde die aktivere, die dominantere Mannschaft. „In der Phase hätten wir das 0:1 nicht zugelassen“, so Rusterholz. „Da müssen wir jetzt intern analysieren, wieso Gauersheim anfangs besser war. Wir hatten keine Derby-Spannung“, mäkelt Klag. Zum zweiten Mal trotzte die SpVgg dem großen Nachbarn zwei Punkte ab. Schon den VfR überraschte sie eiskalt. Von vier Partien gegen das Spitzenduo drei nicht verloren – „damit kann man doch durchaus leben“, freut sich Rusterholz und peilt die Top Fünf an. Klag und Co. hingegen sind auf dem besten Wege, dem VfR die Butter vom Brot zu nehmen. Die SG hat es in der Hand. Der VfR schickt sich an, einzubrechen – und den Aufstieg, mal wieder, zu verschenken ... Es ist die Vorentscheidung, da darf man sich ruhig mal festlegen: Die SG Finkenbach/Mannweiler lässt sich jetzt, nach dem 5:1 über ihren härtesten Widersacher TuS 05 Ramsen, das Ticket zur Relegation nicht mehr vor der Nase wegstehlen. Oder? Naja, selbst Trainer Ralf Sattler, der offensive Worte immer scheute, kann seinen Klub nicht immer weiter mit Samthandschuhen anpacken. Die Marschroute kann nur eine sein. „Da kommen wir jetzt nicht mehr drumherum. Normal ist es die Pflicht, auch Zweiter zu werden“, fordert der SG-Coach. „Aber es wird nicht leicht. Wir müssen von Spiel zu Spiel denken.“ Sechs Punkte liegt Finkenbach/Mannweiler vor Ramsen, drei vor der TSG Kerzenheim, die aber auch eine Partie mehr gespielt hat – und es ist nicht davon auszugehen, dass beide Verfolger keine Federn mehr lassen. Heißt: Das 5:1 auf dem kleinen Finkenbacher Rasen war ein Quantensprung Richtung Platz zwei hinter der SG Appeltal. Nach zwei gelb-roten Karten wurden die 05er demontiert. Dabei hatte Yannic Martin noch zum 1:0 für die Ramser getroffen (16.). „Keiner hat einen Ball verloren gegeben, da war der letzte Wille da“, feiert Sattler sein Team. Alles ist bereit. Nur konzentriert muss die SG bleiben.

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