Donnersbergkreis Der Läuteturm von Katzenbach

KATZENBACH. Katzenbach, die Nachbargemeinde von Rockenhausen, ist ein kleiner einstiger Bergbauort. Man fährt in den Ort hinein – und stößt in der Hauptstraße bei der Hausnummer 22 auf einen mächtigen Turm.

Es ist ein frei stehender Glockenturm, der 1754 – die Jahreszahl steht an der Erdgeschosstür – für die Reformierten als so genannter Läuteturm errichtet wurde. Besuchern fällt auf, dass solche alleinstehende Türme ein Markenzeichen des Donnersbergkreises sind. Es gibt sie hier zuhauf. In die Turmspitze wurden ein oder zwei Glocken aufgehängt und ein Glöckner bestellt. Seine Aufgabe war es zu läuten, um den Gläubigen, die ohne eigene Kirche im Dorf lebten, den Gottesdienst im Nachbarort anzuzeigen. In manchen Dörfern wird dies übrigens auch heute noch praktiziert. Was ist aber nun das Besondere am Katzenbacher Glockenturm? Sein „Inhalt“. Neben einem kleinen Heimatmuseum, das seit 1983 existiert, wartet er mit einer technischen Sensation auf: einer alten handgeschmiedete Turmuhr. Angetrieben werden ihre Räder von schweren Steingewichten. Das Ehepaar Schneider übernimmt die tägliche schwere Arbeit des Hochziehens, für die Wartung der Uhr ist der Schmied Klein zuständig. Er setzt die jahrzehntelange Arbeit seines Vaters fort. Die Gemeinde Katzenbach hat ihren wertvollen technischen Schatz über Generationen bewahrt. Die Turmuhr ist außergewöhnlich, obwohl sie, wie früher häufig, ohne Zifferblatt auskommt. Sind die alten Turmuhren schon sehr selten, so kann man in der Pfalz kaum eine zweite finden, die noch fast vollständig im originalen Zustand erhalten ist und immer noch die geforderte Leistung bringt. Schon seit 200 Jahren hebt diese alte Turmuhr treu und brav den Glockenhammer. Und schlägt den Katzenbachern die Stunden, die frohen und die traurigen. 156 Mal am Tag, 56.940 Mal im Jahr verrichtet sie ihre Aufgabe. Unten im Dorf richtete man sich danach. Noch dem Zweiten Weltkrieg war die Uhr im rohen Holzgehäuse als „Puls“ für das Zusammenleben der Menschen unverzichtbar. Sie kündete den Kirchgang, die Bet- und Arbeitszeit, den Feierabend an und alarmierte bei offenem Feuer. Auch für die Kinder galt ihr Glockenzug als Erinnerung, nach Hause zu gehen. Die Turmuhr des Läuteturm in Katzenbach kann man ganz einfach besuchen: Erst die Außentreppe hoch, dann das freundliche Ehepaar Schneider um den Schlüssel bitten, die Holztür öffnen, und schon ist es möglich, das kleine Museum mit Resten einer antiken Römervilla zu betreten. Der Besucher hört schnell das gleichmäßige, beschauliche Ticktack, Ticktack. Beim Anstieg der engen alten Holztreppe nach oben in Richtung Turmspitze begegnet man den schweren Gewichtssteinen, und kurz darauf steht man endlich vor der seit über 200 Jahren laufenden Uhr, vor den Rädern, dem Windrad, dem Pendel. Der Uhrmacher Nicolaus Henn aus Odernheim hat hier ein kleines Meisterwerk in die Welt gesetzt. (kde)

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