Donnersbergkreis „Bildhaft und bildlos zugleich“
Knapp anderthalb Jahre, nachdem die renovierte katholische Pfarrkirche St. Peter in Grünstadt einen hochmodernen Altar mit Ambo (Lesepult), einen Taufstein und Apostelleuchter erhalten hat, kam jetzt ein stilistisch passender Kreuzweg dazu. Gestaltet hat auch diesen Pater Abraham Fischer aus der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede. Die 14 Tafeln wurden bei einem Gottesdienst am Laetare-Sonntag geweiht.
Die rechteckigen Platten bestehen – ebenso wie die kurz vor Weihnachten 2012 vom Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann geweihte Einrichtung des Chorraums – aus Messing und Titan. Sehr schlicht sind sie, beschränken sich in ihrer Darstellung auf das Wesentliche. So ist beispielsweise „Station 1 – Jesus wird zum Tode verurteilt“ eine glatte Tafel mit dem ausgestanzten Satz „Im Anfang war das Wort“. Gemeint ist insbesondere das Urteil durch Pilatus, womit das Leiden Christi begann. „Station 7 – Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz“ wird durch ein violett eloxiertes, liegendes Kreuz symbolisiert, das die Worte „Zu Kreuz kriechen“ unter sich zu erdrücken scheint. „Bildhaft und bildlos zugleich“, beschrieb Schmiedemeister Fischer seine Werke gegenüber der RHEINPFALZ. Der 14-teilige Wandschmuck solle Anstöße zum Meditieren geben. Der Mensch von heute habe kein Verhältnis mehr zum religiösen Bild. Andererseits ströme auf ihn eine Flut von Abbildungen ein, welche die eigenen Vorstellungen eingrenzten. „Wir müssen uns gegen zu viele Bilder wehren“, so der Prior. Als er gebeten wurde, einen Kreuzweg für das Grünstadter Gotteshaus zu kreieren, habe er zunächst nicht gewusst, wie er diesen gestalten soll, erzählte Fischer. Es sei eine schwierige Aufgabe gewesen. Dann aber habe er die Tafeln in einer Nacht gezeichnet. Nach der St.-Katharina-Kirche in Köln und einem Gotteshaus bei Paderborn ist die Peterskirche die dritte, für die der Pater einen Kreuzweg gefertigt hat. In Grünstadt kann man dem Kreuzweg, am Altar beginnend, entlang der linken Wand und dann in einem Bogen (einige Kunstwerke hängen an Säulen) zur rechten Seite folgen. Die Stationen eins und 14 hängen sich beim Chorraum gegenüber. Während des Gottesdienstes am Sonntag wurden die letzten drei Tafeln auf Stellagen im Gang zwischen den Bänken präsentiert. Pfarrer Martin Tiator erläuterte sie ausführlich. Nummer zwölf zeigt ein aufrechtes Kreuz in bunt schillernden Farben, darüber markiert die Feststellung „vollbracht“ den Übergang von dunklem zu hellem Hintergrund. „Jesus stirbt am Kreuz, welches aufgerichtet ist“, erläuterte Tiator. Es stehe da wie ein großes T, ein Taw, der letzte Buchstabe des hebräischen Alphabets, ein Zeichen, das Himmel und Erde verbinde. „Das Leiden ist zu Ende, die Liebe lebt.“ Auf der Tafel „Station 13“ symbolisiert eine Mondsichel die Mutter, in deren Schoß Jesus gelegt wird, nachdem er vom Kreuz abgenommen wurde. Der Mutterschoß stehe für die Barmherzigkeit Gottes. „Er nimmt uns die Last des Lebens ab.“ Eine leicht geöffnete Tür aus dem dunklen Grab mit den Worten „Wir sind frei“ stellt das Ziel des Kreuzwegs dar. Durch den Spalt dringt das goldene Licht der Liebe, des Glaubens und der Hoffnung. 7000 Euro hat der Kreuzweg gekostet. Nach nur zwei Aufrufen kam ausreichend Spendengeld zusammen, wie Tiator erfreut berichtete. Auch das nächste Projekt, die Restaurierung der Holzfiguren und die Erneuerung der Opferkerzenständer, sei bereits finanziert. Die Sakristei soll zu Pfingsten fertiggestellt sein. (abf)