Donnersbergkreis B-271-Umgehung: Jetzt ist sie fertig

Die neue Bundesstraße (rechts) trifft beim Golfplatz Dackenheim auf die alte B 271: Zur Einweihung kamen neben den 120 geladenen
Die neue Bundesstraße (rechts) trifft beim Golfplatz Dackenheim auf die alte B 271: Zur Einweihung kamen neben den 120 geladenen Gästen auch viele Bürger und Demonstranten mit Traktoren.

„Dieser Tag markiert ein neues Zeitalter für Kirchheim.“ Das sagte Bernhard Knoop, Leiter des Landesbetriebes Mobilität (LBM) Worms. Nach 1191 Bautagen sei die langersehnte Straße fertig. Knoop dankte denjenigen, die jahrzehntelang für eine Entlastungsstraße für das Weindorf gekämpft hatten. Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) sprach von einer „Befreiung für Kirchheim“, Ortsbürgermeister Robert Brunner (CDU) von einer „Attraktivitätssteigerung“ für sein Dorf: „Nun quält man sich nicht mehr 30 Minuten durch Kirchheim, sondern fährt für die gleiche Strecke nur fünf Minuten über die Westumgehung.“ Gerhard Rühmkorf vom Bundesverkehrsministerium wies darauf hin, dass die Umgehung notwendig sei: „Täglich 14.000 bis 15.000 Autos mit einem Lkw-Anteil von drei Prozent waren eine überdurchschnittliche Belastung für eine Bundesstraße.“ Nun seien die Kirchheimer entlastet und der Verkehr auf der B 271 könne flüssiger fließen, was der Wirtschaft, den Berufspendlern und dem Tourismus gut tue. Man könne es sich nicht leisten, so der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP), die Menschen im Stau stehen zu lassen. Verkehrsprognosen hätten gezeigt, dass in Zukunft 19.000 Autos täglich durch Kirchheim gefahren wären. Bullenhitze und dann die Straße asphaltieren. Kein Spaß! Landesbetriebs-Chef Bernhard Knoop zollte den Bauarbeitern Respekt. Sie hätten das „ingenieurtechnisch anspruchsvolle Werk mit Leidenschaft vollbracht“. Den Jahrhundertsommer und die damit harten Arbeitsbedingungen führte Minister Wissing vor Augen: „Sie asphaltierten bei 35 Grad Hitze, ohne Schatten, aber mit Fußbodenheizung.“ Trotzdem hätten sie die Umgehung „mit Freude und Präzision“ errichtet. Kirchheims Ortsbürgermeister Brunner lobte die hohe Professionalität der ausführenden Firmen und dass der Zeitplan eingehalten wurde. Spatenstich war am 4. August 2015. Für Bauarbeiter Wolfgang Kohl und seine Kollegen der Firma Bickhardt Bau aus dem hessischen Kirchheim war es eine gute Baustelle, wie er gegenüber der RHEINPFALZ sagte. So seien die Menschen, mit denen die Straßenbauer zu tun hatten, zugänglich gewesen. Dass die Redner auf die Leistungen der Bauarbeiter eingegangen sind, hat Kohl gefreut: „Dass sowas überhaupt noch anerkannt wird.“ Der Hesse war seit Mitte 2016 auf der Baustelle, unter der Woche hat er mit Kollegen in Sausenheim in einem Haus gewohnt, am Wochenende ist er nach Hause gefahren. Ist Kohl nun stolz auf die neue Straße? Soweit würde er dann doch nicht gehen: „Es ist ganz normal. Das ist unsere Arbeit.“ Sowohl der Kirchheimer Ortsbürgermeister Brunner als auch Landesminister Wissing hoben die gute Zusammenarbeit mit den Winzern hervor. Sie lobten deren Bereitschaft, für das Projekt auf Flächen zu verzichten, die den Weinbaufamilien mitunter seit Generationen gehört hatten. Die Gesamtkosten für die Trasse liegen bei 25,2 Millionen Euro. Gezahlt hat der Bund. Laut LBM seien die Grundstückskäufe teurer gewesen als geplant. Vorgesehen waren Kosten in Höhe von 21,8 Millionen Euro. Ministerialdirigent Rühmkorf sagte zur neuen Straße: „Das ist Steuererstattung in Naturalien.“ In die Fernstraßenfinanzierung investiere der Bund zunehmend mehr. Wissing kündigte an, dass Mainz in dieser Legislaturperiode 600 Millionen Euro in die Landesstraßen stecken werde. Die Gegner einer Umfahrung zwischen Herxheim am Berg und Ungstein waren schwarz gekleidet zur Einweihung gekommen. Die Redner gingen auf die „Trauer“-Gruppe ein. Rühmkorf und Wissing machten deutlich, dass man trotz langwieriger Abwägung bei Großprojekten nie alle Seiten zufriedenstellen könne. Landrat Ihlenfeld stellte mit Blick auf die Demonstranten von Pro-Ost klar: „Eine weitere Trassendiskussion kann es nicht mehr geben. Das würde den Bau des südlichen Teils der Umgehung um Jahrzehnte zurückwerfen und das kann man den Bürgern in den Dörfern der Weinstraße nicht zumuten.“ Ingrid Rehg hat sich ein Stück des Bandes gesichert, mit dessen Durchschnitt die Straße offiziell geöffnet worden ist. Die SPD-Frau hatte sich als Ortsbürgermeisterin von Kirchheim (1999 bis 2009) mit vielen anderen für die Umgehung eingesetzt. Was macht Rehg nun mit dem Band? „Das kommt ins Album.“ Als Erinnerung.

x