Donnersbergkreis Autositze sollen leichter werden

Um bis zu einem Fünftel leichter könnten künftig Autositze sein, wenn das Forschungsprojekt mit dem Automobilzulieferer Johnson Controls erfolgreich ist. Partner aus Wissenschaft und Industrie arbeiten an sogenannten Tailored Tubes („maßgeschneiderte Rohre“) aus den Werkstoffen Stahl und Aluminium. Unmittelbare Auswirkungen auf den Standort Rockenhausen, wo die Sitzlehneneinsteller Taumel 3000 hergestellt werden, hat das Projekt derzeit nicht, da es sich noch in der Entwicklungsphase befindet und nicht serienreif ist, teilte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage der RHEINPFALZ mit.

In der Großserienproduktion von Fahrzeugsitzen werden Tailored Tubes bereits eingesetzt - hier bestehen sie aus Stahl in verschiedenen Wandstärken. In dem seit März laufenden Forschungsprojekt werden Möglichkeiten untersucht, die erheblichen Gewichtsvorteile von Aluminium durch den kombinierten Einsatz mit Stahl in den Hohlbauteilen zu nutzen. „Die zentrale Herausforderung liegt dabei zunächst in der Verbindung von Stahl- und Alurohrsegmenten“, sagt Andreas Eppinger von Johnson Controls Automotive Seating. „Die Hohlbauteile werden mittels Innenhochdruckumformen (IHU) in ihre endgültige Geometrie gebracht - gängige Fügeverfahren wie etwa Schweißen sind für die Verbindungsnähte zwischen Aluminium und Stahl jedoch nicht geeignet, weil sie dem extremen Druck des flüssigen Mediums beim IHU-Vorgang nicht standhalten.“ Stattdessen setzt das Forschungsteam, das auf der Wissenschaftsseite aus dem Institut für Integrierte Produktion und dem Laser Zentrum Hannover besteht, auf das Laserlöten, um eine widerstandsfähige und dauerhafte Naht zu erzeugen. In dem auf 24 Monate Laufzeit ausgelegten Projekt arbeiten Wissenschaftler, Unternehmen aus der Lasertechnik, Automobilzulieferer und -hersteller nun intensiv daran, das Fertigungsverfahren zu optimieren. Es soll auf industrielle Einsatzmöglichkeiten in Anwendungen als Karosserieteile, Aufprallschutzteile für Türen oder Sitzquerträger vorbereitet werden. „Wir beteiligen uns aktuell vor allem mit Entwicklungs- und Simulationsleistungen und unterstützen durch umfangreiche Bauteiletests. Im nächsten Schritt werden wir auch Bauteile fertigen und schließlich einen Konzeptsitz mit einer THT-Lehne präsentieren“, so Eppinger. Für Johnson Controls biete das Projekt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie von der Forschungsvereinigung Automobiltechnik unterstützt wird, gleich mehrere Ansätze mit enormem Zukunftspotenzial: „Zum einen würden wir mit Sitzlehnen aus hybriden Tailored Tubes enorme Gewichtseinsparungen realisieren - nicht nur durch den leichteren Materialmix aus Stahl und Aluminium, sondern auch durch weniger Bauteile. Wir untersuchen zudem die Möglichkeit einer direkten und hochfesten Integration der Lehneneinsteller. Damit könnten wir auf bislang benötigte, zusätzliche Adaptionsteile verzichten und unsere globalen Fertigungsprozesse grundlegend beschleunigen sowie effizienter auslegen“, betonte Eppinger. Zum anderen eröffneten sich mit der extrem lastgerechten Auslegung der Lehnenbauteile auch überaus attraktive Designoptionen. Johnson Controls setze bei der Gestaltung seines Konzeptträgers auf optischen Leichtbau durch konkave Konturen: Eine ultradünne Rahmenkonstruktion mit nach innen gewölbten Oberflächen an der Rückseite der Sitzlehne soll so den Fondpassagieren große Kniefreiheit bieten. (lor)

x