Donnersbergkreis Anfreunden in fünf Minuten
HANAUERHOF. Mehr als ein Hauch von weiter Prärie, von Pferdesport und Nostalgie konnte am Wochenende auf dem Hanauerhof bei Gerbach vernommen werden. Dort war die erste Kadersichtung im Westernreiten für die Weltmeisterschaft, die im Herbst in China ausgetragen wird.
Zehn Reiter waren zu diesem Ereignis mit ihren Pferden in die Nordpfalz gereist. Während der beiden Sichtungstage unter der Aufsicht von Bundestrainer Werner „Max“ Lieb, der auf dem Hanauerhof beheimatet ist, zeigten die Teilnehmer ihr reiterliches Können. Allerdings ist die Entscheidung an diesem Wochenende über die WM-Teilnahme noch nicht gefallen. Anfang August wird es eine weitere Sichtung geben. Veranstalter dieser Sichtungsturniere ist die National Barrel Horse Association (NBHA) of Germany, die landesweit agiert. Für den Wettbewerb bot die „Thunder Mountain Ranch“ oberhalb von Dielkirchen optimale Voraussetzungen für die weit angereisten Gäste. Das Gelände befindet sich im Besitz des Präsidenten und Nationaltrainers Werner Lieb. Er ist achtmaliger Europameister und zweifacher Weltmeister in den Jahren 2008 und 2009, die in Italien ausgetragen wurden. Nach einigen kurzen, aber prägnanten Worten geht es zum Wettkampf über. Bereit steht ein Rechteck, das als Wettkampfarena dient. 60 mal 30 Meter ist das mit griffigem Sand ausgestattete Areal groß. Darin sind die drei „Barrel“ platziert. Bereits diese Sichtungsturniere vermitteln schon einen Eindruck, was die Teilnehmer dann bei der Weltmeisterschaft erwartet. Jeder Reiter bekommt ein Pferd zugelost, und letztlich haben die zehn Teilnehmer eine gleiche Anzahl von Einsätzen hinter sich, jeweils mit einem anderen Pferd. Gelassen geht die 31-jährige Fotografin Nadine Seelmeyer zu dem ihr zugelosten Vierbeiner. Ein kleiner Klaps auf den Hals und schon ist ein Vertrauensverhältnis hergestellt. Die Sporen am Sattel werden etwas fester angezogen und mit Schwung gleitet die Dame aus dem Raum Osnabrück in den Westernsattel. „Fünf Minuten haben wir Zeit, um das Vertrauen des Pferdes zu gewinnen und uns anzufreunden“, erklärt die Dame mit extrem viel Erfahrungen. Sie war letztes Jahr mit Ralf Birkenhof aus Nordrhein-Westfalen bei den Weltmeisterschaften in China. Dabei bezwangen sie das Team der USA als typisches Land des Westernreitens und belegten unter den 22 Nationen den hervorragenden neunten Rang. „Die fünf Minuten sind um“, verkündet Nationaltrainer Lieb, und alle Reiterinnen und Reiter verlassen wieder die Sättel. In der ausgelosten Reihenfolge geht es nun auf das Wettkampfgelände. Zunächst wird um zwei Tonnen ein „Achter“ geritten, und dann geht es mit Speed auf die am ganz anderen Ende des Geländes stehende Tonne. Diese wird umkreist, um dann mit dem größtmöglichen Tempo die Ziellinie zu überqueren. So ein Ritt dauert um die 25 Sekunden, gemessen wird wegen der hauchdünnen Zeitunterschiede elektronisch. Lichtschranken an Start und Ziel messen auf die Tausendstelsekunde genau die Zeit für diesen Ritt. Dazu verteilt ein dreiköpfiges Richtergremium noch Punkte zwischen minus fünf und plus fünf. Dabei wird das Verhalten des Pferdes und die Einwirkungen des Reiters auf den Vierbeiner kritisch bewertet. „Blaue Flecken gibt es auch mal“, sagt Yvonne Reinhardt, die mit für die Organisation dieses Turnier verantwortlich ist. Die kämen nicht von Stürzen, die es an den beiden Tagen tatsächlich nicht gab, sondern vom Umreiten der Tonnen. „Geht ein Pferd zu nah am Hindernis vorbei, schleift der Reiter mit dem Bein am „Barrel“ entlang, was schon etwas schmerzhaft sein kann. (mwl)