Blickpunkt Ukraine-Hilfe in der Region: Zusammen anpacken für Flüchtlinge

In Seebach leuchtet ein Friedenssymbol.
In Seebach leuchtet ein Friedenssymbol.

Das Leid der Menschen in der Ukraine bewegt die Menschen weltweit. Auch in der Region ist die Hilfsbereitschaft riesig. Freiwillige fahren Sachspenden an die Grenzen, Menschen stellen Wohnungen zur Verfügung. Ein Überblick über die Hilfsaktionen in den Verbandsgemeinden Freinsheim und Wachenheim sowie in der Stadt Bad Dürkheim.

Derzeit muss Silke Stevermüer viel telefonieren. Die Vorsitzende des Freinsheimer Vereins Miteinander versucht derzeit Hilfsangebote für die Ukraine zu koordinieren. Leicht ist das nicht. Niemand wisse derzeit, worauf man sich tatsächlich einstellen muss, sagt sie. Der Verein Miteinander hatte sich 2015 während der Flüchtlingswelle gegründet und hat sich in über sechs Jahren als erfahrener Ansprechpartner in Fragen rund um die Flüchtlingshilfe etabliert. „Deshalb wenden sich die Leute an uns“, sagt Stevermüer.

Viele Menschen bieten derzeit Wohnraum an: „Pensionszimmer, alte Häuser, vielleicht auch ein Zimmer für ein paar Wochen“, berichtet sie. Mit diesen Angeboten habe sie sich an die Verbandsgemeinde Freinsheim gewandt. Die Mitarbeitenden dort seien dankbar. Stevermüer soll die Angebote nun sammeln. Die VG selbst hat momentan nur noch Platz in den Asylcontainern (wir berichteten am Samstag).

Stevermüer und ihre Vorstandskollegen, Andrea Scheuermann und Wilfried Seyfert, sind begeistert von der Hilfsbereitschaft. Doch auch die erfahrenen Helfer wissen nicht, was kommen wird. Der Verein plant für alle Fälle, Starterpacks für neu ankommende Flüchtlinge bereitzuhalten. „Aber bitte warten Sie mit Sachspenden an uns, bis wir den genauen Bedarf kennen und wir Lagermöglichkeiten haben“, appelliert Scheuermann.

Früherer Flüchtling organisiert Sammelaktion

Etliche frühere Flüchtlinge haben ihre Hilfe angeboten. Einer davon ist Mohammed Wasim Mezkatli, der Ende 2015 mit seiner Familie aus Syrien nach Freinsheim kam. Mittlerweile wohnt die Familie in Herxheim am Berg, der 22-Jährige macht nach seinem Fachabitur ein freiwilliges soziales Jahr in der Kita Löwenzahn in Kirchheim. Er hat spontan begonnen, bei den Kita-Eltern Hilfsgüter zu sammeln. „Ich weiß, was Krieg ist“, sagt Mezkatli. Die Sternapotheke in Kirchheim hat dem umtriebigen jungen Mann versprochen, Medikamente und Verbandsmaterialien zu spenden.

Mezkatli bringt alles zum Weingut Weisbrod in Freinsheim, wo am Mittwoch von 16 bis 19 Uhr Spenden abgegeben werden können, die dann per Lkw an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren werden. Gebraucht werden Schlafsäcke, Kleidung für Frauen und Kinder, trockene Lebensmittel und Hygieneartikel. Organisiert wird das von Jochen Weisbrod und Marie-Luise Wiesenbach.

Spendenaufruf über Facebook

Die Wachenheimerin Brigitte Lorz hat mit ihrer Freundin Melanie Kolb aus Obrigheim eine Hilfsaktion gestartet. Damit will sie ukrainische Flüchtlinge, die es bis in ein polnisches Dorf unmittelbar an der Grenze zur Ukraine geschafft haben, unterstützen. Die Hilfsaktion trägt den Namen „Obrigheim hilft – die VG Wachenheim hilft mit“. „Ich helfe gern, aber es muss sinnvoll sein und ich muss das Gefühl habe, dass die Hilfe direkt ankommt. Dieses Gefühl habe ich bei unserer Aktion“, sagt Lorz. Die Hilfsaktion gelte Menschen, die in der polnischen Stadt Tomaszów Lubelski gestrandet sind. Dort seien am Sonntag bereits über 300 Personen angekommen, die bei Familien untergebracht seien, aber stündlich würden es mehr werden. „Meinem Spendenaufruf in Facebook sind viele Menschen gefolgt und in meiner Garage stapeln sich die Spenden“, berichtet Lorz, die am Dienstag die erste Ladung nach Obrigheim gefahren hat.

Am Wochenende sollen dann von dort alle gesammelten Sachspenden per Lkw nach Polen gebracht werden. „Wir werden die Aktion auf jeden Fall in der nächsten Woche fortsetzen und weitere Fahrten organisieren“, sagt die Wachenheimerin. Wer weiter spenden möchte, kann die Sachen gut verpackt weiterhin bei Lorz abgeben. Benötigt würden warme Damen- und Kinderkleidung, warme Schuhe, Schlafsäcke, Hygieneartikel aller Art, dabei vor allem Toilettenpapier. Für Männer seien Jogginganzüge sehr willkommen. Kinderspielsachen, Kuscheltiere und Bilderbücher ohne Text seien für die Kinder sehr wichtig. FFP 2 und medizinische Masken und haltbare Lebensmittel würden ebenfalls dringend benötigt. Für die Finanzierung der Fahrten in das südpolnische Dorf sowie den Kauf nötiger Gegenstände vor Ort seien auch Geldspenden sehr willkommen. Über PayPal können Geldspenden an Meli.krueger@me.com mit dem Stichwort „Ukraine“ geschickt werden. Sachspenden bitte bei Brigitte Lorz nach telefonischer Anmeldung unter 0176 28033314 abliefern.

Ukraine-Hilfe über Mechthilde Gairing

Die Dürkheimer Künstlerin Mechthilde Gairing organisiert eine Sachspendensammlung für Flüchtlinge, die in Ludwigshafen erwartet werden. Bettdecken, Kopfkissen und Bettwäsche sowie Hygieneartikel des täglichen Bedarfs würden benötigt. Die Spenden können nach Anmeldung unter der Nummer 06322 92294 in der Gaustraße 10 abgegeben werden. Zusätzlich bietet die Künstlerin den Verkauf ihrer Kunstwerke an. Der Erlös soll zur Finanzierung von Transportfahrten oder den Kauf von dringend benötigter Materialien verwendet werden. Die Bilder können im Netz unter www.pfalz-pop.de/aktuelles ausgesucht werden.

Spenden nach Lemberg

Der Dürkheimer Augenarzt Michael Zaczkiewicz unterstützt mit dem Verein Nadija seit Jahren die Behinderteneinrichtung Dzherelo, ein Heim für spastisch gelähmte Kinder. Der Freundeskreis Nadija organisiert umfangreiche Hilfe in Lemberg (Lwiw) und bittet weiter um Unterstützung.

Spendenkonto bei der VR Bank Mittelhaardt. IBAN: DE58 5469 1200 0111 7553 02; BIC: GENODE61DUW. Kontoinhaber ist Michael Zaczkiewicz, das Stichwort lautet „Ukraine“.

Die Freie Kirchengemeinde Bad Dürkheim organisiert zusammen mit dem christlichen Hilfswerk „nehemia“ eine Schlafsacksammlung. Informationen unter www.fcgduerkheim.de/ukraine/.

Flüchtlinge und Hilfe in Bad Dürkheim

In den nächsten Tagen rechnet die Stadt Bad Dürkheim mit der Ankunft der ersten Flüchtlinge aus der Ukraine. Sie erstellt nach eigenen Angaben zurzeit einen Überblick über verfügbaren Wohnraum (auch Ferienwohnungen), der für Geflüchtete zur Verfügung gestellt werden könnte. Die Koordination hat das städtische Sozialamt in Abstimmung mit der Kreisverwaltung übernommen. Kontaktdaten: E-Mail: ukraine@bad-duerkheim.de, Telefon: 06322 935 3401.

Informationen über weitere Hilfsmöglichkeiten gibt es unter www.bad-duerkheim.de/rathaus-buergerservice/aktuelles/ukraine/.

Wer sich ehrenamtlich bei der Unterstützung der ukrainischen Flüchtlinge engagieren möchte, kann sich schon jetzt vorab an das Mehrgenerationenhaus wenden, das sich bei der Nachbarschaftshilfe „Gemeinsam“ auch um ukrainische Flüchtlinge kümmern wird. E-Mail: gemeinsam@bad-duerkheim.de, Telefon: 06322 935 3477.

Zeichen der Hoffnung

Ein besonderes Zeichen der Solidarität wollen die Seebacher mit dem Friedenssymbol aus etwa 600 LED-Lämpchen setzen, das an der Kreuzung von Hammelstalstraße und Obergasse leuchtet. „Die Idee kam von Gerhard Coerper und wir im Ortsbeirat fanden sie gut“, erklärt Ortsvorsteher Günter Eymael die gemeinsame Aktion von Kulturverein und Ortsbeirat. Die Lichter werden normalerweise für die Weihnachtsbeleuchtung eingesetzt, in mühevoller Kleinarbeit hat Coerper sie so arrangiert, dass sie nun das „Peace-Zeichen“ bilden. Das Friedenssymbol wird demnächst auch auf dem Reinhard-Steiniger-Platz und in der Rudolf-Bart-Siedlung weithin sichtbar strahlen und Hoffnung geben auf Frieden in der Ukraine.

Brigitte Lorz verstaut die ersten Spenden, um sie nach Obrigheim zu fahren. Von dort werden sie nach Polen transportiert.
Brigitte Lorz verstaut die ersten Spenden, um sie nach Obrigheim zu fahren. Von dort werden sie nach Polen transportiert.
 Mohammed Wasim Mezkatli hat spontan Hilfsgüter für die Ukraine gesammelt. Aus Syrien weiß er, was Krieg bedeutet.
Mohammed Wasim Mezkatli hat spontan Hilfsgüter für die Ukraine gesammelt. Aus Syrien weiß er, was Krieg bedeutet.
Der Verein Miteinander setzt sich seit 2015 für Flüchtlinge ein: Wilfried Seyfert, Andrea Scheuermann (Mitte) und Silke Stevermü
Der Verein Miteinander setzt sich seit 2015 für Flüchtlinge ein: Wilfried Seyfert, Andrea Scheuermann (Mitte) und Silke Stevermüer.
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