Bad Dürkheim Mit Spezialausrüstung abseits der Straße - wie die Feuerwehr im Wald navigiert

Wo das eigentliche Navi (oben) nur einen Pfeil im Nirgendwo zeigt, weiß das Wald-Navi noch ganz genau, wo sich das Einsatzfahrze
Wo das eigentliche Navi (oben) nur einen Pfeil im Nirgendwo zeigt, weiß das Wald-Navi noch ganz genau, wo sich das Einsatzfahrzeug der Feuerwehr befindet: auf einem ganz schön schmalen Weg.

Blickpunkt: Wenn die Feuerwehr im Notfall zu einem Waldbrand oder Rettungseinsatz muss, reicht ein herkömmliches Navigationsgerät nicht aus, weil die Wege auf den gespeicherten Karten fehlen. Nun schickt der Landkreis ein neues geländetaugliches Fahrzeug mit Spezial-Navi auf schmale Waldpfade – eine Testfahrt.

Szenario: Ein Mountainbiker ist im Wald verunglückt und muss geborgen werden. Weder ein normales Feuerwehrauto noch ein Rettungswagen schafft das schwierige Geläuf – das neue, sperrig: Mehrzweckfahrzeug (MZF1) genannte Auto dagegen schon. 85.000 Euro hat es gekostet, der Kreis finanzierte 71.000 Euro, der Rest wurde aus Landesmitteln bezahlt. Der speziell ausgestattete, geländegängige Wagen mit Allradantrieb kann unter anderem Verletzte transportieren, aber auch mit einem flexiblen Containersystem passgenaue Ausrüstung zum Einsatz bringen. Das Fahrzeug ist bei der Freiwilligen Feuerwehr Meckenheim unter Leitung von Thorsten Reis angesiedelt. Dort ist auch der Wasser-Löschzug des Kreises stationiert.

"Wald-Navi" hilft

Reis schaltet das neue „Wald-Navi“ ein, das unter dem normalen Navigationsgerät an der Frontscheibe des Kleinbusses hängt. Er gibt den Rettungspunkt, an dem der theoretische Mountainbiker wartet, im neuen Gerät ein. Inklusive Einbau hat es 2100 Euro gekostet. In der Wald-Version der elektronischen Wegführung sind zig dieser Punkte auf Karten gespeichert. Beispielsweise wäre auf der Karte 6514 der Rettungspunkt 663 an den Drei Eichen nahe Bad Dürkheim. Dorthin machen wir uns zuerst auf, aber als wir kurz darauf am Rettungspunkt stehen, war das zu einfach. Das waren ja fast normale Wege. Wir suchen uns ein weiter entferntes Ziel für die Mountain-Biker-Rettung aus. Das „Wald-Navi“ weiß, welche Wege befahrbar sind und welche nicht – je nach eingegebener Fahrzeuggröße ändert sich die Route. Ein „Ping“ gibt eine Richtungsänderung an. Während das „normale“ Gerät nur einen Pfeil im Nichts ohne erkennbare Straßen anzeigt, leitet uns das „Wald-Navi“ auf engen Wegen, zeigt fast verborgene Abzweigungen an. Rettungspunkt 654 haben wir angepeilt, orange Strecken sind Alternativrouten, rote Strecken können beispielsweise von Lkw nicht befahren werden.

Kommunikation mit bis zu zehn Satelliten

Damit das „Wald-Navi“ den Weg nicht aus den „Augen“ verliert, kommuniziert es mit acht bis zehn Satelliten. Bei der herkömmlichen GPS-Navigation sind es deutlich weniger. Dafür führt uns das Spezial-Gerät über wirklich schmale, ausgewaschene Waldwege, von denen man nicht annehmen würde, dass ein Feuerwehrkleinbus durchpasst. Äste hängen im Weg, schrammen über die Außenwände. Reis’ Stellvertreter Christian Morlock muss auch mal aussteigen und prüfen, ob der Wagen über einen aus dem Weg ragenden Steinbrocken kommt. Aber alles passt, MZF1 hat seine Geländetauglichkeit bewiesen, als wir am zwei Kilometer von den Drei Eichen entfernten Rettungspunkt 654 angekommen sind. Szenario abgeschlossen, der Radsportler wäre gefunden und gerettet. Der Förderverein der Meckenheimer Feuerwehr hat für das Fahrzeug eine elektrohydraulische Ladebordwand für 6333 Euro finanziert. Damit können die Wechselcontainer in den Wagen gehoben werden. Es gibt laut Meckenheimer Wehrführer Reis Container mit Wassersauger, Pumpe und Schläuchen. Einer dieser Rollwagen wiegt knapp 500 Kilogramm. Laut Sven Hoffmann (CDU), als Kreisbeigeordneter für Feuerwehr und Katastrophenschutz zuständig, soll ein kompletter zweiter Satz dieser Rollcontainer angeschafft werden, „damit das Fahrzeug schneller wieder einsatzbereit ist“. Rund 12.000 Euro haben die bisher angeschafften Container gekostet – ohne Inhalt, der ist schon vorhanden.

Pumpen gleichen Höhenunterschiede aus

Zum Löschzug Wasser gehören Führungsfahrzeug, Schlauchwagen und ein großes Löschfahrzeug. Insgesamt kann der Zug gut 2,5 Kilometer Strecke mit Schläuchen bis zur Brandstelle überbrücken. Über Pumpen können Höhenunterschiede ausgeglichen werden. Normalerweise ist das nur alle 700 bis 800 Meter nötig, „im Wald schon mal alle 200 Meter“, erklärt Reis. Weil die Wasserförderung ständig kontrolliert werden muss, ist es ein personalintensiver Bereich. Kommuniziert wird via Funk. Da 52 Prozent des gesamten Landkreises von Wald bedeckt sind, war es laut Hoffmann wichtig, „ein kleines, wendiges Fahrzeug, in dem mit Doppelkabine sechs Personen Platz haben“, zu bekommen, um schneller Einsatzorte zwischen Bäumen erreichen zu können. Bisher war zwar mehr Löschwasser dabei, aber dafür nur drei Mann. „Jetzt verlieren wir mit sechs Mann weniger Zeit, und das ist ein entscheidender Faktor bei einem Waldbrand“, betont Hoffmann. In der Verbandsgemeinde Lambrecht sind 95 Prozent der Fläche mit Wald bedeckt. „Die Feuerwehr dort ist aber gut auf Brände vorbereitet“, so Hoffmann. Man versuche, die verschiedenen Kompetenzen bei Waldbränden strategisch zu verteilen, so dass im Einsatzfall immer Leute mit Waldbrand-Erfahrung dabei sind.

Waldbrände haben zugenommen

Laut Hoffmann hat die Anzahl der Waldbrände in den vergangenen Jahren zugenommen, „vor allem im Bereich des Haardtrandes, dahinter ist der Boden oft feucht genug“. Allerdings zeige der verhältnismäßig trockene Winter zwischen zwei heißen Sommern Wirkung, sagt Hoffmann. Und nicht nur bei der Waldbrandgefahr. Kreis-Feuerwehrinspekteur Michael Müller informierte darüber, die Wasserwerke hätten bereits die Wehren darum gebeten, auf Nassübungen zu verzichten. Beispielsweise sei zwischenzeitlich unter anderem in den Verbandsgemeinden Freinsheim und Leiningerland sehr wenig Wasser im Boden gewesen.

Mit Rettungspunkt-Karte (von links): Kreisbeigeordneter Sven Hoffmann, Kreis-Feuerwehrinspekteur Michael Müller, der Meckenheime
Mit Rettungspunkt-Karte (von links): Kreisbeigeordneter Sven Hoffmann, Kreis-Feuerwehrinspekteur Michael Müller, der Meckenheimer Wehrführer Thorsten Reis und sein Stellvertreter Michael Morlock.
Das neue Fahrzeug hat 85.000 Euro gekostet.
Das neue Fahrzeug hat 85.000 Euro gekostet.
Gefunden: einer der Rettungspunkte, die im Notfall zur Orientierung angegeben werden können.
Gefunden: einer der Rettungspunkte, die im Notfall zur Orientierung angegeben werden können.
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