Restaurant-Test Benjamin Peifers neues „Intense“ in Wachenheim

Machen den Gourmettempel zur begehbaren Kunstinstallation: Benjamin Peifer und Bettina Thiel.
Machen den Gourmettempel zur begehbaren Kunstinstallation: Benjamin Peifer und Bettina Thiel.

Der Umbau zog sich länger hin als geplant, doch seit Oktober hat das neue „Intense“ in Wachenheim geöffnet. Vom „Spiegel“ wurde es prompt zu einer der „spannendsten Genussbaustellen im Land “ gekürt.

Tamagotofu, Holunderblüte, Imperialkaviar. Zandersashimi mit Saishikomi-Shoyu. Stör aus dem Eußerthal, in Chilimiso mariniert, Tomatenwasser mit grünem Yuzu Koshò und Shottsuru … – man spreche das nur mal alles laut vor sich hin! Das klingt doch schon wie die reinste westöstliche Poesie. Wie Haikus mit lokalen Impressionen. Und tatsächlich ist diese Fusion aus japanischem „Spirit“ und regionalen Zutaten charakteristisch für die hohe Kochkunst, die Sternekoch Benjamin Peifer nach seinem Umzug von Kallstadt nach Wachenheim auch im neuen „Intense“ zelebriert.

Regionales in ostasiatischer Ästhetik: Das gilt im „Intense“ sogar für das Keramikgeschirr. Es stammt von Ingrid Zinkgraf.
Regionales in ostasiatischer Ästhetik: Das gilt im »Intense« sogar für das Keramikgeschirr. Es stammt von Ingrid Zinkgraf.

Ganz viel Japan in der Pfalz

Doch ehe der Gast in den Genuss dieser nach einem Japanologie-Studium heischenden Lyrik und des damit verbundenen Gaumenkitzels gelangt, hat er bereits einen kleinen gastronomischen Parcours hinter sich. Dieser beginnt vor einem äußerlich eher unscheinbaren, hell getünchten Barockhaus gegenüber der Wachenheimer St. Georgskirche. Nur ein sehr dezentes Schild verrät, dass wir an der richtigen Adresse sind. Wie schon in Kallstadt muss man klingeln, um Einlass zu erhalten. In der „Gud Stubb’“ geht es dann los: mit einem Aperitif und vier auf das Essenzielle komprimierten Pfälzer Klassikern.

Der Welt entrückt: der Gastraum des neuen „Intense“ in Wachenheim an der Weinstraße.
Der Welt entrückt: der Gastraum des neuen »Intense« in Wachenheim an der Weinstraße.

Genuss-Marathon im urbanen Nirvana

Diesem Vorspiel schließt sich eine weitere Zwischenstation an, erst dann werden wir in den eigentlichen Gastraum geführt – und lassen damit die Weinstraße weit hinter uns. Denn dieser Raum verschließt sich vor der Welt. Er wirkt entrückt und könnte, mit seiner urbanen, angenehm minimalistischen Ausstattung, genauso gut in Berlin liegen. Oder in Paris, London, Tokio. Die offene Küche, in der Peifer und seine Mitstreiter überwiegend auf offenem Feuer kochen, bildet das Zentrum der Architektur. Drumherum kann man an der Theke speisen, an Zweiertischen „casual“ dinieren oder in einer von zwei Nischen (Koshitsu) in kleiner Gruppe tafeln. In diesem Ambiente erinnern nur noch die Basiszutaten einzelner Gänge daran, in welcher Region wir uns befinden. Zum Beispiel der „Beifang der Altrheinfischer“, der sich, seinem schnöden Namen zum Trotz, als höchst raffiniertes, um ein delikates Hechtklößchen konzipiertes Gericht entpuppt. Oder die Taube aus dem Elsass, die mit ihrem dunklen Jus ein zartes Wildaroma in die vielfältige Genusspalette einbringt.

Essen als begehbare Kunstinstallation

Alles in allem umfasst das Menü 15 Gänge (195 Euro pro Person). Die dazu passende Getränkereise (90 Euro) kredenzt nicht nur edle Rieslinge aus der Pfalz und von der Mosel, sondern auch Exotisches wie japanischen Sake, ein aus Brot gebrautes Bier und gegrillten Sellerieauszug. In der Summe entsteht daraus ein Erlebnis, das mit einem Besuch im Nobelrestaurant nichts mehr zu tun hat. Was Peifer und seine rechte Hand Bettina Thiel in ihrem Wachenheimer „Intense“ realisieren, ist vielmehr Speisen als begehbare Kunstinstallation, als Genuss-Performance. Wobei man sich das keinesfalls steif vorstellen darf. Im Gegenteil: Es herrscht eine wunderbar lockere, ungezwungene Atmosphäre. Was sich nicht zuletzt dem empathischen, von Thiel perfekt organisierten Service verdankt.

Als wir dann, nach fünf oder sechs Stunden, wieder hinaustreten in die Wachenheimer Winternacht, haben wir wirklich das Gefühl, kurze Zeit ganz woanders gewesen zu sein. Auf einem Stern namens „Intense“.

 

Info

Restaurant »Intense«, Wachenheim, Weinstraße 31, Tel. 06322 6004994, www.restaurant-inten.se, Online-Buchung mit Kreditkarte (bei Nichterscheinen ohne vorherige Stornierung werden bis zu 150 Euro pro Person in Rechnung gestellt); Winterpause bis 11. Januar

Süßes Kunstwerk: Peifers Bienenstich „als wäre es 2014“ ist eines von drei Desserts.
Süßes Kunstwerk: Peifers Bienenstich »als wäre es 2014« ist eines von drei Desserts.
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