Wissen Umwelt: Kiesel? Nein, Plastik!

Landet der Plastikmüll aus dem Meer an und schmilzt, nimmt er neue Formen an.
Landet der Plastikmüll aus dem Meer an und schmilzt, nimmt er neue Formen an.

Plastikkrusten auf Küstenfelsen, Kunststoff verschmolzen mit Kieselsteinen und geschmolzenes Plastik, das Steinen zum Verwechseln ähnlich sieht: Die Biologin Sonja Ehlers ist bisher weitestgehend unbekannten Formen der Plastikverschmutzung in unseren Gewässern auf der Spur.

Plastikmüll in Ozeanen und Flüssen gehört zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Im Jahr 2019 wurden weltweit circa 368 Millionen Tonnen? Kunststoff produziert – rund 18 Millionen Tonnen davon in Deutschland. Hierzulande verbraucht jeder Einwohner alleine rund 39 Kilogramm Verpackungsabfall aus Plastik. Im Fokus der Forschung stehen insbesondere Herkunft, Verbleib und Wirkung von Mikro- und Makroplastik in den Gewässern.

Ehlers hat mit ihren Kollegen erstmalig sogenanntes Plastiglomerat und Pyroplastik in Kieselstein geprägten Lebensräumen erfasst und nachgewiesen, wie aus Plastiglomerat Pyroplastik entstehen kann. Bislang war diese Form der Verschmutzung lediglich an anderen Ufertypen bekannt. Für ihre Untersuchung wählten die beiden Forschenden daher die Insel Madeira im Atlantischen Ozean, die für ihre Kieselstrände berühmt ist.

Beide Formen Überreste von Verbrennungen

Plastiglomerat und Pyroplastik sind zwei neuartige Formen von Plastikmüll, die ursprünglich an Sandstränden auf Hawaii und in Großbritannien entdeckt wurden. Während Plastiglomerat aus mit Steinen oder Kieselsteinen verschmolzenem Kunststoff besteht, handelt es sich bei Pyroplastik um geschmolzenen Kunststoff. Beide Formen von Plastikmüll entstehen als Überreste durch Verbrennung von Kunststoffen zum Beispiel bei Lagerfeuern. Beide Plastikmüllvarianten lassen sich häufig nur auf den zweiten Blick von echten Steinen unterscheiden. Sie werden daher oft bei Plastiksammlungen an Stränden übersehen.

Eine weitere neuartige Form der Plastikverschmutzung sind krustenartige Flecken geschmolzenen Plastiks auf Felsen, auch Plastikkrusten genannt. Solche Krusten entstehen durch das Zusammenspiel von Meer und Sonne. Die Plastikkrusten entstehen aus Abrieb, der durch Wellen zusammen mit hohen Temperaturen des durch die Sonne erhitzten Gesteins mit dem Gestein verbunden wird. Bei Plastikkrusten sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass bestimmte Organismen, etwa Schnecken oder Krabben, Partikel aufnehmen und der Kunststoff so in die Nahrungskette gelange – so die Wissenschaftler in ihrer Einschätzung.

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