ÖFFENTLICHER NAHVERKEHR Pfälzer Nahverkehr: Um so viel wird es für Fahrgäste teurer

Auch das Straßenbahnfahren wird zunächst für alle teurer. Hier die Haltestelle am Berliner Platz in Ludwigshafen.
Auch das Straßenbahnfahren wird zunächst für alle teurer. Hier die Haltestelle am Berliner Platz in Ludwigshafen.

Die Fahrkarten im öffentlichen Nahverkehr werden ab 1. Januar deutlich teurer. Die Preise für Fahrten mit Bussen und Bahnen im Verkehrsverbund Rhein-Neckar steigen um durchschnittlich 8,83 Prozent. Beim 49-Euro-Ticket, das ab 1. April kommen soll, sehen die Verkehrsbetriebe noch viel Klärungsbedarf.

Hinter dem ersten Türchen des Adventskalenders hat sich doch glatt eine kräftige Preiserhöhung versteckt. Die Fahrgäste des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) müssen ab 1. Januar für Fahrten mit den Bussen und Bahnen im öffentlichen Nahverkehr durchschnittlich 8,83 Prozent mehr bezahlen als bisher. Das hat die Versammlung der Verbundunternehmen beschlossen und am 1. Dezember kommuniziert.

Die Erhöhung betreffe das gesamte Sortiment, ob Abo- oder Einzelfahrkarten, in etwa im gleichen prozentualen Umfang, sagte Christian Volz, Kaufmännischer Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) und Vorsitzender der Versammlung der Verbundunternehmen. Das Rhein-Neckar-Ticket etwa wird um monatlich 9 Euro teurer, es kostet dann 101,50 Euro pro Monat.

„Wir haben länger beraten in diesem besonderen Jahr mit verrückten Preissprüngen“, sagte Volz, „wir als Verkehrsbetriebe haben unter anderem Strompreissteigerungen von teils über 100 Prozent zu verkraften, haben um gut 20 Prozent gestiegene Materialkosten und berechtigte Forderungen unserer Mitarbeiter.“ Einen Teil der deutlich höheren Kosten müsse man den Kunden überlassen.

Personalprobleme in der Westpfalz

„Wir sind uns bewusst, dass die Qualität des ÖPNV aufgrund des Ersatzteilmangels und eines hohen Krankenstandes nicht zufriedenstellend ist“, sagte Christian Specht, Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim und Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Rhein-Neckar. „Dennoch ist eine Anpassung der Tarife existenziell. Der ÖPNV ist massiv von Preissteigerungen bei Personal, Energie und Material betroffen.“ Zugleich müsse man in Fahrzeugflotte und Infrastruktur investieren.

Vor allem wegen coronabedingter Personalausfälle sei das Zugangebot auf der Strecke zwischen Kaiserslautern und Pirmasens weiter eingeschränkt, sagte VRN-Geschäftsführer Volkhard Malik, was vor allem Randzeiten etwa am späten Abend und die Wochenenden betreffe. Ähnliches gelte für das Busangebot in der Region Zweibrücken. Den Krankenstand insgesamt im Verbund bezifferte Volz auf aktuell etwa 15 Prozent, 10 Prozent seien von Vornherein stets eingeplant. Obwohl man in diesem Jahr etwa 200 Fahrer neu eingestellt habe, komme es krankheitsbedingt derzeit zu Einschränkungen beim Angebot.

Ein ganz großes Thema bei den Verkehrsverbünden ist das von der Bundesregierung geplante deutschlandweit im Nah- und Regionalverkehr gültige 49-Euro-Monatsticket. Das soll nun voraussichtlich ab 1. April kommen und Fahrgästen in vielen Fällen zu finanziellen Entlastungen verhelfen. Allerdings ist die Finanzierung des von den Verkehrsverbünden auf 4,7 Milliarden Euro Kosten taxierten Tickets noch nicht geklärt. Bund und Länder teilen sich 3 Milliarden hälftig, wer die restlichen mindestens 1,7 Milliarden Euro übernimmt, ist nach wie vor offen.

Fahrradmitnahme bisher nicht im 49-Euro-Ticket

Den VRN indes stellt es wie andere Verkehrsverbünde auch vor einen Berg voller bislang ungelöster praktischer Probleme. Wenn jemand im Urlaub in Berlin ein 49-Euro-Ticket kaufe, aber dann meist im VRN damit fahre, wie komme der lokale Verbund dann an sein Geld, fragte Specht. „Es war ein Coup, zu sagen, wir verändern die Tariflandschaft“, meinte Specht, dem Kunden sei erst einmal egal, wer die Zeche zahle. „Jetzt kommt es auf die richtige Ausgestaltung an.“ Fahrradmitnahme etwa sei Stand jetzt nicht im Preis enthalten.

Bund und Länder seien gefordert, die Praxiserfahrung der Verkehrsverbünde vor Ort mit in die Planungen einzubeziehen beim geplanten pauschalen Monatsticket. Man spüre eine gewisse Kaufzurückhaltung, was Jahreskarten angehe, sagte Volz. „Und wir verkaufen im VRN 150.000 Jahreskarten, das Deutschlandticket ist monatlich kündbar“, sagte Specht. Das wirke sich auf Liquiditäts- und damit Planungsfragen beim VRN aus.

Bei Kunden, die sich jetzt vor Einführung des 49-Euro-Tickets für Jahreskarten entscheiden, werde dann bei Bedarf das neue 49-Euro-Monatsticket verrechnet, betonte Volz, man biete einen Umstellungsservice an.

Digitale Tickets empfohlen

Das sei noch viel unkomplizierter, wenn man sich für ein digitales Ticket entscheide. „Es muss niemand Angst haben. Solange Sie beim VRN sind, bekommen Sie die Differenz zurückerstattet“, sagte Specht. „Wie damals beim 9-Euro-Ticket.“

Hier geht es zu einem Kommentar zum 49-Euro-Ticket.

x