Wirtschaft Gemüse- und Obst-Drehkreuz Pfalzmarkt

Von A wie Artischocke bis Z wie Zucchini: Es gibt kaum ein Gemüse, das nicht über den Pfalzmarkt in Mutterstadt vermarktet wird. Produziert wird es von 250 der zurzeit 1500 genossenschaftlichen Mitglieder, denen der Obst- und Gemüsegroßmarkt in Mutterstadt gehört. Sie beschäftigen rund 1000 Mitarbeiter dauerhaft und bestellen zusammen 15.000 Hektar Anbaufläche, davon 13.000 Hektar unter Beregnung und 300 Hektar seit 2010 im ökologischen Landbau überwiegend in der Südpfalz. Darauf produzieren die Landwirte über 210.000 Tonnen Gemüse und Obst pro Saison, das bundes- und teils europaweit ausgeliefert wird. 132 Millionen Euro setzte der Pfalzmarkt 2013 um, ein Rekord, der in diesem Jahr kaum erreicht werden wird: Der bundesweit warme Winter habe die Pfälzer Bauern den Vorsprung bei der Ernte gekostet, den sie in normalen Jahren vor anderen Regionen bei etlichen Produkten haben. In der Folge sanken die Preise. Von einem Minus von 8 bis 10 Prozent zum Vorjahr geht die Pfalzmarkt-Führung aus. Der Pfalzmarkt, 1926 in Schifferstadt aus zwei lokalen Genossenschaftsverbänden gegründet, ist Logistikdrehkreuz und Auftragsakquisiteur in einem: Geerntet wird nur, was bereits verkauft ist. Die Aufträge des Lebensmitteleinzelhandels gehen in der Regel am Vormittag per Mail ein. Der Pfalzmarkt vermittelt sie an die dafür „passenden“ Lieferanten. Am Folgetag liegt die Ware dann in der Regel bereits im Supermarkt-Regal. Die Schnelligkeit ist auch deswegen möglich, weil die Kommissionierung entsprechend der Kundenwünsche häufig schon auf den Höfen der Mitglieder stattfindet. „Intelligente Arbeitsteilung“ nennt Vorstandssprecher Johannes Trauth die Methode. Seit 2009 steht er zusammen mit Markus Nöthen an der Spitze der Erzeugergenossenschaft. Die Ansprüche der Einkäufer an die Qualität der Waren sind hoch. 50 Prozent der Ware gehen in den Lebensmitteleinzelhandel, knapp die Hälfte an Großhändler, Restmengen ins benachbarte Ausland. 1,2 Millionen Euro im Jahr investiert das Kollektiv in die Tests der Produkte, 3500 bis 4000 Einzelproben fallen jährlich an. Zehn der 150 Mitarbeiter an drei Standorten sind ausschließlich für die Qualitätssicherung der derzeit 118 verschiedenen Artikel zuständig. „Wir haben eine Produktpalette, an der der Lebensmitteleinzelhandel nicht vorbeikommt“, sagt Trauth selbstbewusst. Absoluter Mengenkönig: Radieschen. 80 Millionen produzieren die Pfalzmarkt-Genossen in der Saison, dazu ebenso viele Bundzwiebeln. Die zurzeit rund 70.000 Quadratmeter Lagerraum, davon 24.000 unter Kühlung und 6000 Kubikmeter unter kontrollierter Atmosphäre, reichen dem expandierenden Unternehmen nicht aus. Es habe durch den eigenen Autobahnanschluss unlängst eine „extreme Aufwertung“ erfahren, betont Trauth. Zwischen 20 und 30 Millionen Euro sollen darum in den Bau einer weiteren Lagerhalle investiert werden, die EU fördert den Ausbau mit maximal 50 Prozent der Kosten. Die Kapazität könnte fast verdoppelt werden. Auch danach wird gelten: 70 Prozent der umgeschlagenen Ware verlässt das Lager noch am Tag ihrer Anlieferung. (jus)

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