airport Hahn Flughafen-Käufer haben Geld noch nicht überwiesen
Gut vier Monate nach dem Verkauf des insolventen Hunsrück-Flughafens Hahn haben die Käufer immer noch kein Geld überwiesen. Die Frist dafür ist inzwischen bis zum 15. November verlängert worden. Auch die Zusammenstellung der Unterlagen für den Antrag auf Genehmigung des Flugbetriebs hat sich bei den Käufern hingezogen. Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner nennt dies „natürlich für alle Beteiligten ärgerlich“.
Der einzige größere Flughafen in Rheinland-Pfalz ist vor gut einem Jahr in Insolvenz gegangen und Ende Juni 2022 für eine geheime Summe mehrheitlich an die Investorengruppe Swift Conjoy GmbH in Frankfurt verkauft worden. Das Land Hessen hält noch einen Minderheitsanteil von 17,5 Prozent. Swift Conjoy äußert sich auf Anfrage vorerst nicht.
Wieder im Aufwind
Plathner versichert zugleich: „Der Flugbetrieb am Flughafen Frankfurt-Hahn wird im November in vollem Umfang fortgeführt.“ Der Airport könne „aus eigener Kraft weitergeführt werden.“ Tatsächlich sieht auch Hahn-Betriebsratsvize Karl-Heinz Heinrich den Airport nach der Entspannung der Corona-Lage wieder im Aufwind: Insolvenzverwalter Plathner und dessen Hahn-Chef für das operative Geschäft, Rüdiger Franke, seien für eine positive Entwicklung verantwortlich.
Spekulationen, Plathner verhandele wegen des bisher fehlenden Geldes von Swift Conjoy wieder mit anderen Kaufinteressenten des ursprünglichen Bieterverfahrens, weist sein Sprecher zurück. Auch die NR Holding AG des weltberühmten Nürburgrings, nach eigenen Angaben einst mit im Rennen um den Airport Hahn, winkt ab. „Aktuell befinden wir uns nicht in Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter“, teilt Michael Lemler, Aufsichtsratschef der Gesellschaft um den russischen Unternehmer Viktor Charitonin, mit. Swift Conjoy habe mehr Geld angeboten. Gemäß EU-Recht erhält in solchen Verfahren der Bieter mit dem höchsten Gebot den Zuschlag.
Mehr als 100 Flüge pro Woche
Hahn-Betriebsratsvize Heinrich zeigt Verständnis für die Verzögerungen beim Airport-Verkauf: Das Insolvenzgericht und weitere Behörden seien eingebunden, Swift Conjoy habe auch Investoren im europäischen Ausland, all dies vergrößere wohl den Papierkrieg. „Wir machen uns noch keine Sorgen“, versichert Heinrich, der bei der Flughafenfeuerwehr arbeitet. Immerhin bestätigt Plathners Sprecher, dass die Unterlagen für die Genehmigung des Flugbetriebs inzwischen vollständig vorlägen. Zuständig dafür ist der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz als Luftfahrt- und Luftsicherheitsbehörde.
Tobias Steyer und Martin Mansell, Geschäftsführer der Swift Conjoy GmbH, haben im Juni schriftlich angekündigt, den Hahn-Flugbetrieb mit Investitionen und neuen Jobs auszubauen. Swift Conjoy ist ein Konsortium zweier Unternehmen. Die Gesellschaft Conjoy Investment Partners wurde laut dem Sprecher des Insolvenzverwalters erst 2021 von englischen und australischen Luftfahrt- und Touristikunternehmern gegründet. Die Frankfurter Swift Holding kümmert sich nach eigenen Worten um Wertsteigerungen bei „hart verdientem Familien- und Unternehmensvermögen“ ihrer Kunden. Hierfür würden „langfristige renditeorientierte Immobilienprojekte“ entwickelt.
Frachtgeschäft gedämpft
Der Hahn teilt mit: „Im aktuellen Winterflugplan stehen 34 Ziele in und um Europa zur Auswahl. Nach einer längeren Pause sind Alicante, Faro und Lanzarote wieder im Flugangebot ab Flughafen Hahn. Neu angeflogen wird der Flughafen Rom-Fiumicino.“ Der Sprecher des Insolvenzverwalters ergänzt: „Der Winterflugplan ist deutlich stärker als im vergangenen Winter.“ Insgesamt mehr als 100 Flüge pro Woche gebe es von den Airlines Ryanair, Wizz Air, Air Serbia und Fly One. Das Frachtgeschäft dagegen werde unter anderem vom Corona-Lockdown in manchen Wirtschaftsregionen Chinas etwas gedämpft. Von Januar bis September 2022 verbuchte der einstige Militär-Airport Hahn laut der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) gut eine Million Fluggäste.