Wirtschaft Durch Pandemie bedrohte Wirtschaftszweige hoffen auf „Unternehmerlohn“

Durch die Pandemie sehr stark belastet sind viele Hotels und Gastronomiebetriebe.
Durch die Pandemie sehr stark belastet sind viele Hotels und Gastronomiebetriebe.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat Branchen, die sehr stark betroffen sind, mehr staatliche Unterstützung in der Corona-Krise zugesichert. Was konkret geschehen soll, damit Gastronomen und Selbstständige überleben können, ist aber offen.

Die Corona-Krise gefährdet mehr als eine Million Jobs bei mittelständischen Firmen, das Gastgewerbe und Freiberufler kämpfen ums Überleben. Zugleich wächst die Sorge vor einem zweiten Lockdown angesichts steigender Infektionszahlen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte am Donnerstag in Berlin, auch im Interesse der wirtschaftlichen Entwicklung müsse dafür gesorgt werden, die schnelle Dynamik der Ausbreitung der Infektionen wieder zu brechen. Freiberuflern und Selbstständigen machte der Minister Hoffnung auf einen „Unternehmerlohn“ bei geplanten Nachbesserungen von Corona-Hilfen.

Altmaier sagte zu, staatliche Hilfen zu verbessern und zu erhöhen. Dabei gehe es auch um die Frage, wie Solo-Selbstständigen besser geholfen werden könne. Beim „Unternehmerlohn“ müsse in der schwarz-roten Koalition allerdings noch eine Einigung gefunden werden. Konkrete Maßnahmen nannte Altmaier nicht, betonte aber: „Wir arbeiten daran.“

Wirtschaftsverbände kritisieren seit Langem, die bisherigen Hilfen seien nicht passgenau. Andreas Lutz, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Gründer und Selbstständigen Deutschland, sagte, viele Solo-Selbstständige arbeiteten von zuhause. Ihnen nütze die bisher in den Überbrückungshilfen vorgesehene Erstattung fixer Betriebskosten daher nicht viel. Die eigentlichen Kosten seien Lebenshaltungskosten oder die Miete der Wohnung. Die Grundsicherung sei keine Lösung.

Kauflaune stark gesunken

Der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Guido Zöllick, sagte, das Gastgewerbe kämpfe um sein Überleben. Es gebe wegen Beschränkungen Umsatzeinbrüche in einem historischen Ausmaß. Auch Zöllick forderte beim Treffen mit Altmaier einen angemessenen Unternehmerlohn. Es könne nicht sein, das gestandene Unternehmer auf staatliche Grundsicherung angewiesen seien.

Unterdessen drücken die drastisch gestiegenen Corona-Infektionszahlen auf die Kauflaune der Verbraucher. „Der Optimismus der deutschen Verbraucher schwindet im Oktober spürbar“, sagte Rolf Bürkl vom Nürnberger Konsumforschungsunternehmen GfK mit Blick auf die neueste Studie zum Konsumklima. Etwa drei Viertel der Verbraucher gingen derzeit davon aus, dass die Corona-Pandemie eine große oder sehr große Bedrohung für sie darstelle. Rund jeder Zweite (51 Prozent) in Deutschland macht sich große oder sehr große Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft.

Es steige die Furcht vor einem nochmaligen Herunterfahren des öffentlichen Lebens, sollte das Infektionsgeschehen außer Kontrolle geraten, sagte Bürkl. „Das schlägt auch auf die Konsumstimmung durch.“ Der Privatkonsum ist eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur. Im zweiten Quartal waren die privaten Konsumausgaben infolge der coronabedingten Einschränkungen gegenüber dem Vorquartal um mehr als 10 Prozent eingebrochen.

Viele Freiberufler in Not

Angesichts der Lage sieht der Bundesverband der Freien Berufe viele Freiberufler in einer Notlage. Die jüngste Umfrage des Verbandes zeige, „dass jeder zweite Freiberufler stark oder sehr stark von den Folgen der Corona-Krise betroffen ist“, sagte Verbandspräsident Wolfgang Ewer. Gerade junge und kleine Unternehmen seien sehr angeschlagen. Auch er forderte einen Unternehmerlohn.

Die Politik hatte bereits milliardenschwere Hilfsprogramme beschlossen, um Firmen und Arbeitsplätze zu schützen. Überbrückungshilfen für besonders belastete Firmen wurden bis Jahresende verlängert. Bund und Länder planen nun eine weitere Verlängerung der finanziellen Hilfen.

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