Rheinpfalz Zweibrücken: Sieben Gewerbebetriebe suchen neue Bleibe

In der ehemaligen Gaststättenschreinerei der Brauerei hat sich Stefan Schreiner vor vier Jahren seine Werkstatt eingerichtet, Ma
In der ehemaligen Gaststättenschreinerei der Brauerei hat sich Stefan Schreiner vor vier Jahren seine Werkstatt eingerichtet, Maschinen gekauft. Die Frage für ihn ist jetzt: Wohin in Zweibrücken?

«ZWEIBRÜCKEN». Die Nachricht vom Verkauf des Parkbrauerei-Geländes an den Pirmasenser Architekten und Immobilien-Entwickler Manfred Schenk traf die 60 Mieter, darunter sieben Gewerbebetriebe, unvorbereitet. Am Mittwoch, eine Woche nach der RHEINPFALZ-Meldung, verschickte Noch-Eigentümer Park-Bellheimer ein erstes offizielles Schreiben. Tenor: Sonderkündigungen werden so schnell nicht kommen. Dennoch höchste Zeit für die Mieter, sich umzusehen.

Vor zehn Jahren war Oliver Semmler neben dem Nachhilfe-Studio Logo erster gewerblicher Mieter auf dem zehn Jahre zuvor als Produktionsstätte aufgegebenen Brauereigelände. Semmler zog mit seinem Reifenservice in die alte Wagenhalle ein, investierte in die Umnutzung zur KFZ-Werkstatt. 250 Quadratmeter Hallenfläche hat er aktuell gemietet, beschäftigt neben seiner das Büro führenden Frau einen Meister und zwei Aushilfen. Sein Lagerbestand ist beträchtlich. Große Gewerbekunden lassen bei Semmler montieren, sogar ein Kranbetrieb.

Nachricht aus der Zeitung erfahren

„Ich hab`s wie alle anderen aus der Zeitung erfahren. Im Dezember habe ich noch die Hallen streichen lassen. Das Geld hätte ich mir sparen können“, sagt Semmler. Denn, er werde sich jetzt so schnell wie möglich nach einer anderen Immobilie umschauen, habe auch schon etwas in Aussicht. „Darauf warten, ob es hier noch ein oder eineinhalb Jahre weitergeht, kann ich nicht. Es gibt in Zweibrücken so gut wie keine geeigneten und bezahlbaren Gewerbeimmobilien. Wer jetzt zu spät kommt, der kommt halt zu spät“, ist Oliver Semmler überzeugt. Als ältester Mieter und als Gewerbebetrieb, an dem Existenzen hängen, hätte er sich gewünscht, von Vermieter Park-Bellheimer anders als vom Hörensagen informiert zu werden. „Meinen Unmut habe ich auch kundgetan“, sagt Semmler.

"Will in Zweibrücken bleiben"

2014 richtete Stefan Schreiner seine Schreinerei in der alten Werkstischlerei der Park ein. Der Gründer startete mit nichts, musste sich seine ersten Großmaschinen erst verdienen. Heute ist es immerhin ein Zwei-Mann-Betrieb. „Verdammt schwierig, so auf die Schnelle jetzt in Zweibrücken etwas zu finden. Als der erste Bericht der RHEINPFALZ rumging, habe ich nicht gezögert, mich sofort umgesehen. Ich will in Zweibrücken bleiben“, sieht sich der Schreinermeister ziemlich unter Druck. Zumal er nicht wisse, wie viel Puffer ihm Vermieter Park-Bellheimer notfalls lasse. „Erst hieß es, bis 31. Dezember dieses Jahres muss geräumt sein, dann bis Juli nächsten Jahres. In dem Schreiben, das wir jetzt bekommen haben, Kopie an alle, steht gar kein Datum drin.“ Wie es sich nun für die insgesamt 60 Mieter – neben den sieben Gewerbebetrieben Einsteller von Campingwagen, Hobbymusiker mit Proberaum, private Schrauber und Einlagerer – verhält, war von der Park-Bellheimer diese Woche nicht zu erfahren. Brauerei-Chef Roald Pauli befinde sich in Urlaub, ließ sein Vorzimmer in Bellheim ausrichten. Bestätigt wurde, dass ein Schreiben an die Mieter rausging. Gehalt: Man möge Ruhe bewahren, der jetzt geschlossene Kaufvertrag sei an Bedingungen geknüpfte, deren Erfüllung noch Monate, wenn nicht Jahre, dauern kann. Erst mit Erlangung von Baurecht für Schenk, der alle Gebäude abreißen und anschließend hochwertigen Wohnraum gepaart mit passenden Gewebeflächen an die Stelle setzen will, tritt der Kaufvertrag in Kraft. Klar ist, dass die Park-Bellheimer dann von einem in den Mietverträgen enthaltenen Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen kann. Bis das 33 685 Quadratmeter große Parkgelände als – wie von der Stadt beabsichtigt – Sanierungsgebiet ausgewiesen ist, können Jahre vergehen.

Einige Vorschläge abgelehnt

Obwohl immer mal wieder sich als mögliche Investoren Vorstellende in den vergangenen Jahren aufgeschlagen seien, habe erst Manfred Schenk ein durchdachtes, auch finanziell unterlegtes Konzept vorgestellt, heißt es aus Bellheim. Mehr als eine Handvoll Projektentwickler hätten Supermärkte an der Hofenfelsstraße platzieren wollen. Es sei tatsächlich auch jemand mit der Idee eines Innenstadt-Outlets von 15 000 Quadratmetern Verkaufsfläche (zum Vergleich: Das Outlet am Flughafen hat 21 000) vorstellig geworden. Roald Pauli habe das alles als abwegig abgelehnt. Erst das für die Zweibrücker Stadtentwicklung bedeutende Konzept von Schenk habe überzeugt. Die nach RHEINPFALZ-Informationen vereinbarte Kaufsumme von 3,3 Millionen Euro wird ein Übriges getan haben. Für Kunsthandwerker Eduard Angeli wie auch für die Boule-Abteilung der TSG Mittelbach ist das eins. Die Bouler konnten in einer der Hallen vier „Winterfelder“ anlegen, also auch bei schlechtem Wetter bespielbare Hallenbahnen; Glaskünstler Angeli stellte auf 75 Quadratmetern plus Nebenwerkstatt seine Öfen und Maschinen auf. „Wir warten jetzt mal ab, was uns der Vermieter sagt. Dann werden wir uns umorientieren“, sagt Bernd Schmidt, der ehemalige Abteilungsleiter Boule der TSG, der vor Jahren auf die Idee mit der Park kam. „Ich werde mir gut überlegen müssen, ob ich mir noch einen Umzug antue oder das Geschäft aufgebe. Ich werde 63“, sagt Eduard Angeli. Der Österreicher sieht ein Ort der Möglichkeiten für Zweibrücken verlorengehen. „Wenn ich an die vielen Musiker in den Hallen denke oder an solche wie mich: Wo finden Kreative in Zweibrücken noch ihren Ort? Die Brauerei hat zu erschwinglichen Preisen an uns vermietet. Trotz vieler Mängel: Besser kommt`s nicht mehr.“

Nach zwei Stationen zuvor ist Kunsthandwerker Eduard Angeli vor zwei Jahren in der Parkbrauerei heimisch geworden. Für den 62-Jä
Nach zwei Stationen zuvor ist Kunsthandwerker Eduard Angeli vor zwei Jahren in der Parkbrauerei heimisch geworden. Für den 62-Jährigen stellt sich nun die Frage: »Zieh ich noch mal um oder hör’ ich auf?«
x