Rheinpfalz Unbeugsamem Gendarm ein Denkmal gesetzt

Seit Sonntag erinnert in der Bundenthaler Bäckergasse eine Bronzetafel an den aus diesem Wasgauort stammenden ehemaligen Kreispolizeichef von Weißenburg, Johannes „Jean“ Hoffelder. Der rettete im Zweiten Weltkrieg mehreren Franzosen und Amerikanern das Leben, indem er bewusst Befehle, die den sicheren Tod dieser Menschen bedeutet hätten, ignorierte oder anders ausführte.

In einer Feierstunde am Elternhaus des Gendarms, der für seine Verdienste sowohl mit der Ehrenplakette der Stadt Weißenburg als auch mit der Verdienstmedaille der Diözese Straßburg ausgezeichnet wurde, enthüllte der Weißenburger Stadtbürgermeister Christian Gliech gemeinsam mit Hoffelders Tochter Gertrud Krupp und dessen Großneffen Hans Hoffelder die Erinnerungstafel. Der Initiator dieses Projekts, Fridolin Brug, ein aus Bundenthal stammender ehemaliger Geschichtslehrer aus Saarburg, sowie Polizeihistoriker Hans Kirsch, der in einem bereits 2007 erschienenen Buch über die Geschichte der Polizei Kaiserslautern auf mehreren Seiten auch Hoffelders außergewöhnliches Verhalten beschrieb, würdigten die Leistung des unbeugsamen Gendarms. Dass dessen Leben selbst am seidenen Faden hing, geht aus einem Protokoll der Gestapo hervor, aus dem Kirsch zitierte: „Wenn Sie jetzt noch einmal kneifen, haben Sie zum letzten Mal gekniffen“, so die Drohung an den Kreispolizeichef, nachdem der von seinem Stellvertreter denunziert worden war, weil er nicht konsequent genug gegen so genannte „Reichsfeinde“ vorging. Doch Hoffelder ließ sich von seinem Handeln nicht abbringen. Er ließ sich eine Fieberspritze geben und brachte sich damit selbst in Lebensgefahr. Doch die anberaumte Erschießung von sieben Widerstandskämpfern wurde deswegen verschoben. Die Mitglieder der Résistance kamen alle mit dem Leben davon. Zuvor, so hat Kirsch in Erfahrung gebracht, schützte Hoffelder einen Tabakwarenhändler in Weißenburg, indem er der Gestapo vorschlug, den Mann vorerst weiter zu beobachten statt diesen gleich zu verhaften, nachdem dieser im Verdacht stand, konspirative Treffen in seinem Haus zu organisieren. Gleichzeitig warnte Hoffelder den Händler mit der Folge, dass während der Zeit der Beobachtung keine verdächtige Treffen stattfanden. Ein anderer Fall: Ein Apothekerehepaar ließ er in ein Krankenhaus und in eine psychiatrische Klinik einweisen, nachdem deren Sohn, der in die Wehrmacht eingezogen werden sollte, nach Südfrankreich geflohen war. Das hört sich eigentlich negativ an, aber im Vergleich damit, dass in solchen Fällen eigentlich die Verbringung der Eltern in ein Konzentrationslager üblich war, war ein Klinikaufenthalt die deutlich günstigere Option. Hoffelder erreichte auch, dass 50 Priester aus dem Elsass, die im Rahmen einer Vergeltungsaktion festgenommen und ins Sicherungslager Schirmeck überstellt werden sollten, unbehelligt blieben. Und 23 gefangen genommene US-Kampfpiloten übergab er nicht der Gestapo, was das sichere Todesurteil bedeutet hätte, sondern an die Wehrmacht. Kirsch ließ aber auch nicht unerwähnt, dass Hoffelder Mitglied der NSDAP war. Er trat vergleichsweise spät – erst 1938 – ein. Für den Polizeihistoriker ein Zeichen, dass dies nicht aus Überzeugung geschah, sondern auf zunehmenden Druck von oben, der bei der Polizei besonders stark gewesen sei. Auch sei das Handeln Hoffelders entgegengesetzt zu den Zielen der Nationalsozialisten gewesen, so Kirsch. „Johannes Hoffelder hat das getan, was viele, die nicht in der Partei waren, nicht getan haben. Deswegen gilt ihm unsere Hochachtung und unser Respekt“, betonte er. Brug führte aus, dass Hoffelder mit seinem Verhalten nicht den Deutschen in den Rücken fiel. Vielmehr habe sein Handeln ausschließlich dem Schutz von Opfern der NS-Willkür gegolten. Er schilderte den Bundenthaler Gendarm, der in den 30er Jahren von den Nationalsozialisten nach Oberfranken strafversetzt worden war und beim Polenfeldzug als Feldgendarm die Gräueltaten von SS und Gestapo miterleben musste, als „Mann mit Ecken und Kanten“. Dabei erinnerte er daran, dass Hoffelder noch unter Kaiserzeiten ausgebildet worden war, als ein Polizist noch der verlängerte Arm der Obrigkeit und eine Respektsperson war. „So eine Haltung kann man nicht im Privatleben ablegen“, fand er. Brug vergaß in seiner Ansprache auch nicht die anderen Bundenthaler, die in dieser Zeit „Mut und Opferbereitschaft gezeigt“ haben: die Soldaten, die Mütter und Töchter, die Sohn und Vater verloren, die Bauern, die Kriegsgefangene menschlich behandelten; Ortsbürgermeister Fritz Mehr, der selbst nach Dachau reiste, um „zwei junge Bundenthaler Heißsporne“ aus dem KZ zu holen, sowie Pfarrer Simon Burnikel, der „mit Mut und Einsatzbereitschaft“ für die Belange der Kirche gekämpft und dabei selbst „an der Grenze zu Dachau gestanden“ habe. Der Weißenburger Stadtchef Christian Gliech, der gemeinsam mit Stadtarchivar Bernard Weigel, dem Vizepräsident des Souvenir francais (vergleichbar der Deutschen Kriegsgräberfürsorge), Bernard Tony, und einem Sohn des damals von Hoffelder geschützten Apothekers nach Bundenthal gekommen war, bezeichnete Hoffelder als Vorbild. Gleichzeitig erinnerte er an die gemeinsame Friedenszeit zwischen Deutschland, Frankreich und in ganz Mitteleuropa. Finanziert wurde die Bronzetafel durch Familienangehörige, insbesondere durch Hoffelders Tochter.

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