Rheinpfalz „Stellen nach Fähigkeiten besetzen“

Bei der Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz, die vom 19. bis 21. November in Speyer tagt, wird ein Nachfolger von Oberkirchenrat Gottfried Müller gewählt, und die Wiederwahl des Oberkirchenrats Manfred Sutter steht an. Bislang war es Brauch, dass sich die drei älteren kirchenpolitischen Gruppierungen über die Besetzung dieser Posten verständigten. Darüber sprach Anne-Susann von Ehr mit dem Göllheimer Martin Mattheis, einem Sprecher des 2010 gegründeten Synodalen Forums.

Das Synodale Forum will das System der Absprachen im Vorfeld durchbrechen. Warum?

Stellen sollten aufgrund von Sachverstand und Fähigkeit der Kandidaten besetzt werden und nicht aufgrund der Mitgliedschaft in einer Gruppierung. Was stört Sie denn an der bisherigen Praxis? Die Landessynode ist das höchste Entscheidungsgremium der pfälzischen Landeskirche. Und hier sollten auch die Entscheidungen fallen und nicht im Vorfeld in internen Zirkeln. Neben dieser Kritik – was unterscheidet das Synodale Forum von den anderen drei Gruppierungen? Ich kann sagen, was uns wichtig ist. An erster Stelle steht: Kirche findet in den Gemeinden vor Ort statt. Die Verwaltungsebenen – ob Bezirks- oder Landesebene – haben ihre Existenzberechtigung nur, um das Gemeindeleben vor Ort zu ermöglichen. Vor allem dort erfolgt die Verkündigung des Evangeliums. Kirchenverwaltung ist kein Selbstzweck. In diesem Punkt wird Ihnen wohl keine der anderen kirchenpolitischen Gruppierungen widersprechen. In den Worten nicht, in den Taten teilweise schon. Damit meinen Sie? Dass Worte und Taten zusammenpassen müssen. Was Vertreter des Synodalen Forums sagen, meinen sie auch. Nur so kann offen miteinander diskutiert werden. Der Ort dafür ist die Synode. Sie ist kein Gremium, das Dinge, die vorher ausgehandelt wurden, einfach abnickt. In unserem Selbstverständnis ist die Synode das basisdemokratische Gremium der Landeskirche, in dem diskutiert werden muss, damit jeder sich seine Meinung bilden kann. Und das ist nicht der Fall? In der konstituierenden Tagung der Synode im Sommer war das nicht der Fall. Über ein für die Zukunft der Kirche grundlegendes Impulspapier „Pfarramt und Dekansamt im Wandel“ konnte nicht diskutiert werden, weil per Geschäftsordnungsantrag die Debatte beendet und das Papier einfach durchgewinkt wurde. Aber dem Antrag hat das Gros der Synode ja zugestimmt. Wie viele Stimmen hat denn das Synodale Forum? Von den 62 gewählten Synodalen gehören 17 dem Synodalen Forum an. Damit sind wir die größte Gruppe. Im Gegensatz zu politischen Gremien, wo vorher klar ist, welcher Partei ein Kandidat angehört, ist es bei der Synode andersherum. Viele Synodale wissen vor ihrer Wahl gar nicht, dass es kirchenpolitische Gruppierungen gibt. Man lernt die vier Gruppierungen erst danach kennen und entscheidet dann, wem man sich anschließt. Von den 32 neuen Synodalen haben sich elf für das Synodale Forum entschieden. Das sagt aus meiner Sicht einiges aus. Im Landeskirchenrat sind bislang nur drei Gruppen mit je einem Oberkirchenrat vertreten. Gibt es im Synodalen Forum keine Bestrebungen, auch dort eine Stimme zu haben? Der Landeskirchenrat ist das Organ, das die Beschlüsse der Synode, des Parlaments sozusagen, ausführt. Wenn dort Menschen mit Sachverstand das umsetzen, was die Synode beschlossen hat, dann muss da nicht unbedingt jemand vom Synodalen Forum dabei sein. Vielleicht wäre es sogar hilfreich, wenn die Mitglieder des Landeskirchenrates keiner kirchenpolitischen Gruppierung angehören würden, damit sie unabhängig und frei entscheiden und handeln können. Am 19. November stehen zwei Kandidaten für die Nachfolge von Oberkirchenrat Müller zur Wahl. Der Neustadter Dekan Armin Jung wurde von der Kirchlich-Theologischen Arbeitsgemeinschaft nominiert, Pfarrer Martin Schuck hat keine Hausmacht. Wie läuft der Entscheidungsprozess im Synodalen Forum? Das Synodale Forum hat beide Kandidaten eingeladen, sich vorzustellen und Fragen zu beantworten. Nun kann sich jedes Mitglied eine Meinung bilden und diese im November an die Wahlurne bringen. Also keine Wahlempfehlung an die Mitglieder? Richtig. Denn das würde unserem Selbstverständnis widersprechen, dass der Synodale völlig frei in seiner Entscheidung ist. Wir sorgen aber dafür, dass jeder in unserer Gruppe immer alle Informationen erhält und alle auf dem gleichen Kenntnisstand sind. Das gehört zur Transparenz. Info In der Landessynode gibt es derzeit vier kirchenpolitische Gruppen: Kirchlich-Theologische Arbeitsgemeinschaft, Arbeitskreis Offene Kirche, Synodaler Gesprächskreis und als neue Gruppierung das Synodale Forum.

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