Kultur Südpfalz Spannung, Eleganz und Klangzauber

Mit einem eindrucksvollen Konzert in der gut besuchten Landauer Stiftskirche begann der vierteilige Zyklus mit sämtlichen Orgelwerken des vor 125 Jahren gestorbenen César Franck. Besonders die monumentale Grande Pièce Symphonique fis-moll op. 17 spielte Stiftskantor Stefan Viegelahn in phänomenaler Weise.

Das halbstündige Werk von orchestraler Klangpracht und wahrlich sinfonischem Anspruch gehört zu den Six Pièces pour Grand Orgue, aus denen Viegelahn beim Eröffnungskonzert die ersten drei Nummern spielte. Hinzu kam als eine sehr aparte Miniatur ein Andantino g-moll, das zu Francks kleinen Orgelstücken gehört. Schon in der Fantaisie op. 16 zu Beginn zeigte der Stiftskantor seinen Sinn für die speziell französische Klangsprache des im heute zu Belgien gehörenden Lüttich geborenen Komponisten. Er spielte stets klar und abgeklärt, dabei elegant und geschmeidig sowie vielfarbig in der Klangdisposition. Die von Franck vorgesehenen Register setzte der Organist sehr exponiert und effektvoll ein. Die Rieger-Orgel in der Stiftskirche zeigte sich in der Tat als sehr gut geeignet für die französische Orgelmusik der Romantik. Prélude, Fugue et Variation h-moll op. 18 ist ein Werk, das auch Pianisten in einer Klavierfassung gerne spielen. Doch natürlich ist auch bei diesem Stück der mannigfach differenzierte Klang ein wesentliches Kriterium. Stefan Viegelahn verstand es sehr überzeugend, den drei Teilen jeweils ein unverwechselbares Profil zu geben und die Unterschiede in Stimmung und Klang plastisch herauszuarbeiten. Damit war Halbzeit im Konzert - und es folgte nur noch ein Stück, das dann vom ersten Takt an das Publikum gefangen nahm. Das Opus 17 von César Franck ist quasi seine Antwort auf die beiden einige Jahre zuvor entstandenen deutschen Monumentalwerke der romantischen Orgelmusik, Franz Liszts „Ad nos, ad salutarem undam“ und dessen Schüler Julius Reubkes Orgelsonate „Der 94. Psalm“. Auch Franck, der zumindest Liszts Werk kannte, fasst wie dieser die Satzcharaktere einer viersätzigen Sinfonie in einen einzigen großen Satz ein. Aparterweise ähnelt das Hauptmotiv seines längsten Orgelwerks dem seiner später komponierten Sinfonie in d-moll. Stefan Viegelahn war ein packender Interpret dieses in mehrfacher Weise gewichtigen Orgelwerks. Er spannte einen nie an Intensität nachlassenden Spannungsbogen über die halbe Stunde und entwickelte das Werk hin zum strahlenden Schluss in Fis-Dur. Zugleich entfaltete er eine Fülle an Klangfarben, deren formale Funktion er sehr schlüssig herausarbeitete. Die Rieger-Orgel wurde hier wahrlich zum großen Orchester. Als Zugabe nach dem großen Klanggemälde ein kleines D-Dur-Stück aus den „Trois Antiennes“ für Harmonium. (rg) Info Das zweite Konzert ist am Sonntag, 16. August, 18 Uhr, in der Stiftskirche. Dann spielt Viegelahn unter anderem die Nummern 4 bis 6 der Six Pièces pour Grand Orgue.

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