Rheinpfalz Siege lassen die Schmerzen vergessen

ZUZENHAUSEN. Die Gallier in den Asterix und Obelix-Comics fürchten sich ja vor nichts. Vor fast nichts, nur die Vorstellung, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte, versetzt sie in Angst. So unverletzlich fühlt sich die TSG 1899 Hoffenheim vor dem ersten Relegationsspiel um den Verbleib in der Bundesliga gegen den 1. FC Kaiserslautern morgen in Sinsheim zwar nicht. Dafür hat TSG-Trainer Markus Gisdol zu viel Respekt vor der FCK-Mannschaft.

”Die Chancen stehen 50 zu 50”, sagt Gisdol und weist die Favoritenrolle von sich. Aber: ”Wir werden unser Ding durchziehen, egal ob da etwas vom Himmel fällt, oder sonst etwas passiert.” Sein Team schaue nicht mehr nach links oder rechts, nur noch gerade aus: ”Für uns gilt es, das kleine Fußballwunder zu vollenden.”

Der wundersame 2:1-Sieg beim Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund brachte den Badenern nach einer chaotischen Saison doch noch unerwartet die beiden Playoff-Spiele gegen die Herausforderer vom Betzenberg. In Hoffenheim ging dieses Ereignis bereits als ”Das Wunder von Hoffenheim” in die Vereinsannalen ein. Seit Markus Gisdol vor sieben Wochen die Mannschaft vom gescheiterten Marco Kurz übernahm, lebt dieser Kader wieder. Und nicht zu Unrecht sagt Gisdol: ”Die Jungs haben sich die Chance verdient, die sie nun nutzen wollen.” Dieses tolle Erlebnis von Dortmund sei nicht in zwei Tagen zu verarbeiten, findet der Trainer.

Den Rückenwind und die Euphorie durch den Erfolg wollen die Hoffenheimer nun in die Relegation mitnehmen. Dabei mag Gisdol die Bedeutung des Heimspiels nicht höher hängen als die des Auswärtsspiels. Er hofft aber, dass die neue, positive Stimmung aus der Sinsheimer Arena ”einen kleinen Hexenkessel” machen wird: ”Wir brauchen jede Stimme, jede Emotion und die ganze Begeisterung, die möglich ist.”

Gisdol versucht alle negativen Aspekte auszublenden. Nach all den Peinlichkeiten während dieser chaotischen Saison habe man nichts mehr zu verlieren, findet er. Der Druck sei nun nicht größer als vor dem Spiel in Dortmund. ”Wir sind schon zwei Mal abgeschrieben worden und doch wieder zurückgekommen”, erinnert Gisdol an zwei prägende Momente. In Bremen lag seine Mannschaft mit 0:2 nach 80 Minuten zurück und schaffte noch ein 2:2. Und in Dortmund lag die TSG nach 80 Minuten mit 0:1 hinten und schaffte noch die sensationelle Wende. In beiden Spielen war Sven Schipplock maßgeblich als Einwechselspieler am positiven Ausgang beteiligt: In Bremen erzielte der 23-jährige Stürmer beide Tore, gegen Dortmund holte er den zweiten Elfmeter heraus, den Sejad Salihovic zum 2:1 verwandelte. Schipplock ist mit seiner draufgängerischen und unkonventionellen Spielweise ein Joker, der auch in der Relegation stechen könnte.

Zunächst aber werden wohl die freischaffenden Offensivkünstler Firmino und Kevin Volland im Angriff beginnen. Tobias Weis fällt verletzt aus. Dass die lange verletzten Salihovic und Sebastian Rudy oder die zuletzt angeschlagenen Volland und David Abraham kräftemäßig Probleme bekommen werden, glaubt Gisdol dank des Erfolges in Dortmund nicht. Er meint: ”So ein Erlebnis lässt die Schmerzen vergessen.” (Foto: Kunz)

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