Rheinpfalz „Rossi“ findet Glück am „Betze“

Bad Dürkheim. So wie die Fußballer des FC Bayern München Stammgäste auf dem Münchner Oktoberfest sind, kommen die Kicker des 1. FC Kaiserslautern Jahr für Jahr auf den Dürkheimer Wurstmarkt. Nicht nur bei diesem Bad in der Menge hat Stefan Roßkopf, der Pressesprecher des Fußball-Zweitligisten, viel zu organisieren.

Die leichtesten sind die letzten Wochen wohl nicht gewesen. Jedenfalls sieht Stefan Roßkopf nicht so aus, als habe er gerade eine Ayurveda-Kur hinter sich. Im Gegenteil: Der 38-Jährige, der in Wachenheim groß geworden ist, wirkt nervös. Sein Bein wippt fast im Millisekunden-Takt, seine Augen liegen tief in den Höhlen, er zieht heftig an seiner Zigarette und redet schneller, als der 1. FC Kaiserslautern wohl je spielen wird. Es sind 15 Minuten bis zur Ankunft der Mannschaft auf dem Dürkheimer Wurstmarkt. Roßkopf sitzt bei seinen Eltern und der kleinen Nichte auf einer Bierbank. Ein kurzer, emotionaler Heimatbesuch. Zwei Stunden Autogrammschreiben liegen vor den FCK-Spielern, die gerade mit Srdjan Lakic an der Spitze ins Zelt einlaufen. Es ist alles gut organisiert. „Keiner soll ohne Unterschrift nach Hause gehen“, wird „Rossi“ – wie ihn alle nennen – eine halbe Stunde später sagen. Die Schlange ist 70 Meter lang. Der FCK ist wieder da. In Roßkopfs Leben gab es Zeiten, da stand er selbst bei den Fans. Ab 1990 besitzt er eine Dauerkarte. Als Fußball-Fan wird er zum Groundhopper. Auswärtsspiele gehören zum Pflichtprogramm. Er macht die ersten Erfahrungen mit Fan-Choreographien, kopiert einiges für die Westkurve. Langsam beginnt er das Wort zu verstehen, was für ihn im Zusammenhang mit seinem Verein am meisten bedeutet: Betze. Als Ex-Profi Hans Günter Neues 2003 als Fanbeauftragter aufhört, ist das für Roßkopf der entscheidende Moment. Der damalige Vorstand Rene C. Jäggi will einen aus dem Block, einen, der die Szene kennt, einen wie Rossi. Rossi studiert noch, unter anderem Germanistik in Bamberg. Er ist 27, war einer der Mitbegründer des bekannten FCK-Fanclubs „Generation Luzifer“ – und ist jetzt kurz davor, in die höheren Sphären des größten Fußballclubs der Pfalz aufzusteigen. Wer denkt, Roßkopf würde seine Art grundlegend ändern, ist auf dem Holzweg. Bis heute, elf Jahre später, ist er äußerlich einer aus der Westkurve geblieben. Trägt zwei Ohrringe und ein Zungenpiercing. Er arbeitet für seinen Lieblingsverein als Pressesprecher. „Wenn mir das früher jemand gesagt hätte, dann hätte ich es nicht geglaubt“, sagt er. „Rossi“ hat sein Glück am „Betze“ gefunden. Viel gelernt hat er in den vergangenen Jahren von seinem Vorgänger Christian Gruber, der sich Anfang des Jahres beruflich neu orientiert hat. Journalisten, die mit beiden regelmäßig zu tun hatten, sagen, dass die Arbeit mit Stefan Roßkopf lockerer sei. Er mache seinen Job richtig gut. Die Stimmung sei gut, sagt der. Manchmal sei es natürlich komisch, wenn man nun Vorgesetzter von langjährigen Kollegen sei. Aber: „Die Stimmung steht und fällt in einem Fußballverein immer mit dem Abschneiden der Mannschaft“, sagt Roßkopf inzwischen aus Erfahrung. Zum Team hat er jetzt einen noch engeren Draht. Mit Torwart Tobias Sippel aus Bad Dürkheim ist er befreundet. Manchmal denken beide zurück an gemeinsame Mahlzeiten in einem Dürkheimer Imbiss am Römerplatz. Während sich dort weiter die Hähne am Spieß drehen, hat sich im Tagesgeschäft des Pressesprechers vieles verändert. Neben Stadionmagazin und Online-Auftritt bedienen fünf Festangestellte und zwei Praktikanten weitere Kanäle. Dazu kommen Presseanfragen und das Reagieren auf Negativberichterstattungen. Die Prozesse laufen durch Facebook, Twitter und FCK-Blogs immer schneller ab, in den sozialen Medien muss ständig darauf geachtet werden, dass die Außendarstellung stimmt. Stefan Roßkopf zieht noch einmal an seiner Zigarette.

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