Eisenberg „Positiver Ausnahmezustand im Dorf“

Hingucker beim Umzug gestern Nachmittag: das Rosenthaler Dinner in Weiß.
Hingucker beim Umzug gestern Nachmittag: das Rosenthaler Dinner in Weiß.

Noch bis einschließlich morgen wird in Rosenthal das 40. Jubiläum der Kerwe gefeiert. Zu diesem besonderen Anlass trat am Samstagabend in dem Kerzenheimer Ortsteil zum ersten Mal die Coverband The Bombshells auf. Rund um das Festzelt mit der Bühne in der Dorfmitte herrschte fröhliche Stimmung. Wer hat das Kirchweihfest gegründet, wer hält es am Leben, was bedeutet es für die Anwesenden?

Fritz Löffler

Ein Mann der ersten Stunde ist Fritz Löffler, der gerade mit seiner Frau ein Bier genießt. „Vor 40 Jahren habe ich mit einigen anderen die Kerwe ins Leben gerufen“, erzählt der Rentner, der aus Ramsen stammt, woher er dieses traditionelle Dorffest kannte. „Hier in der 1958 gegründeten Siedlung Rosenthal lebten sehr viele Auswärtige“, blickt er zurück. Die Kirchweih sei eine Möglichkeit, sich näher kennen zu lernen. „Das Fest ist wichtig für die Gemeinschaft“, so der 74-Jährige, der am Kerwesonntag immer am Schafkopfturnier teilnimmt. Der erste Kerweumzug habe aus drei Motivwagen und 20 Kindern auf Fahrrädern bestanden. Heute habe er 14 Zugnummern, „aber kein einziges Werbefahrzeug“, hebt Löffler stolz hervor. Peter Schäfer Sein Schwiegersohn Peter Schäfer, der im Ausschank beschäftigt ist, erinnert daran, dass die Freiwillige Feuerwehr 1977 einen großen Anteil an der Etablierung des Festes hatte. „Sie stellte das erste Zelt“, sagt er. Ab 1999 wurde die Organisation auf breitere Füße gestellt. 2004 gründete sich der Förderkreis Rosenthaler Kerwevereine, dessen Vorsitz Schäfer seit 2012 innehat. „Anfangs umfassten wir acht Gruppierungen, jetzt sind noch drei übrig: neben dem Förderverein der Wehr die Rosenthaler Dorfgemeinschaft und die Kerweleit“, erzählt er von schwindendem Engagement. Er selbst sei gleich nach der Konfirmation Kerweborsch geworden, so der 50-jährige Kfz-Mechaniker, der sich zu den „höchsten Feiertagen im Dorf“ stets eine Woche Urlaub nimmt. Robin Wendel und Jasmin Strecker Zumindest über die Kerwe hat sich Robin Wendel, der als Elektroniker arbeitet, freigenommen. Der Mundschenk des heute 15-köpfigen Kerwekomitees ist 2006 zugezogen „und kam dann gleich zwangsläufig zu den Kerweborsch“. Mit seinen 26 Jahren ist er der älteste in dem Gremium. Ihm gefalle an dem Dorffest das Leben der Tradition und die Gemeinschaft. „Hier gibt es nie Schlägereien“, betont Jasmin Strecker (23), die seit neun Jahren zu den Kerwemädchen gehört. In der Woche nach Ostern begännen die Vorbereitungen für das Fest. „Wir bauen die Rolle, kaufen Süßigkeiten zum Verteilen und schreiben die Kerweredd“, nennt die Studentin Beispiele. Zum 40. Jubiläum habe man diesmal The Bombshells engagiert, „um mal etwas Neues zu bieten“. Christoph Renner „Wir spielen auf vielen Kerwen und Weinfesten im gesamten deutschsprachigen Raum, im Winter geben wir Clubkonzerte und treten bei Festivals in Hallen auf“, berichtet Christoph Renner, Gitarrist der 2010 gegründeten Musikgruppe The Bombshells. Als Berufsmusiker hätten er und seine Bandkollegen leider wenig Gelegenheit, selbst Kerwen zu besuchen, „aber wenn es sich irgendwie einrichten lässt, gehe ich gern hin“. Für ihn sei ein Kirchweihfest „ein positiver Ausnahmezustand“ in dem jeweiligen Dorf, erklärt der 39-Jährige. Die Leute seien gut drauf, hätten zusammen jede Menge Spaß, und das gefalle ihm. Nach dem schönsten Volksfest gefragt, nennt er den Landauer Sommer, denn schließlich stamme er aus der Stadt in der Südpfalz. Yves Guthy Im benachbarten Göllheim wohnt Yves Guthy, der zum ersten Mal die Rosenthaler Kerwe besucht. „Ich kam heute mit Freunden hierher“, so der 17-Jährige, der allerdings regelmäßig Kirchweihfeste in der Region besucht. „Ich will Spaß haben und Leute treffen“, erklärt der Werkzeugmechaniker-Lehrling. Besonders schön seien die Kerwen in Eisenberg, Asselheim und Wattenheim, findet er. Denn dort sei immer viel los. Prima sei auch, wenn auf dem Festplatz ein Autoskooter stehe. In seinem Heimatort mag Guthy das Torbogenfest, das im August gefeiert wird.

Fritz Löffler.
Fritz Löffler.
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