Südwestpfalz Luchse auf Streifzug durchs Biosphärenreservat

Luchsin Lycka unternahm eine Stippvisite in die Zentralvogesen.
Luchsin Lycka unternahm eine Stippvisite in die Zentralvogesen.

Die Luchs-Population im Pfälzerwald wächst. Das ist ein Erfolg des Wiederansiedlungsprogramms, das seit 2015 läuft. Erstmals gab es 2020 weiblichen Nachwuchs. Immer wieder kommt es aber auch zu Luchsrissen. Die Tiere finden schnell heraus, wo es Durchschlupfmöglichkeiten in Gehege und Weiden gibt.

Im Februar kam es zu zwei nachweislichen Luchsrissen in Ziegenherden, einmal bei Fischbach/Dahn und einmal bei Steinalben. Im ersten Fall gelangte der Luchs Filou in eine Weide mit einem nicht elektrifizierten Zaun und tötete eine Ziege. Die kleine Herde des Vereins NaturGestalten im Wasgau wird zur Offenhaltung des Spießwoogtals eingesetzt. Über den Luchs-Managementplan in Rheinland-Pfalz werden dem Verein drei elektrifizierte Drahtlitzen kostenlos zur Verfügung gestellt, die an der Oberkante des Zauns montiert werden , um ein erneutes Eindringen zu verhindern. Durchschlupfmöglichkeiten wurden verschlossen.

Beim zweiten Vorfall riss der Luchs Alfi nachweislich eine Ziege. Der Kuder hatte bereits 2019 und 2020 Nutztiere gerissen. Zwei weitere, nachträglich gemeldete Tiere wurden auf Kulanz entschädigt. Der Luchs-Managementplan in Rheinland-Pfalz sieht bei Luchs-Rissen eine vollständige Entschädigung für Tierhalter vor. Auf der Weide in Steinalben gab es Einstiegsmöglichkeiten für den Luchs über am Zaun gelagerte Strohballen. So konnte er den Elektrozaun umgehen. Die Ballen wurden umgesetzt. Ein weiterer Vorfall ereignete sich im März in Heltersberg in einem Wildgehege, das schon einmal betroffen war. Hier umging der Luchs die Elektrifizierung über einen ins Gehege reichenden Ast und riss ein Damwild.

Erstmals weiblicher Nachwuchs

Zwischen 2016 bis 2020 wurden im Rahmen des Wiederansiedlungsprojektes rund 5300 Euro an Entschädigungszahlungen geleistet. Schutzmaßnahmen wurden mit rund 7800 Euro gefördert. Derzeit läuft bei einer Damwildhaltung in Clausen ein Pilotprojekt, dort wird neu entwickeltes Zaunmaterial aus Dänemark getestet, dessen Installierung mit rund 15.600 Euro gefördert wurde.

Bei den beiden 2020 dokumentierten Würfen mit Jungtieren ist inzwischen davon auszugehen, dass es sich um einen Wurf der Luchsin Gaupa mit bis zu drei Jungtieren handelt, während der andere Wurf wohl der Luchsin Rosa zuzurechnen ist. Die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF), zuständig für das Monitoring von Luchs und Wolf in Rheinland-Pfalz, konnte die Luchsin Rosa mit Hilfe eigener Wildkameras und von einem Jäger zugesendeter Fotos mit drei Jungtieren im Raum Waldfischbach-Burgalben nachweisen. Durch eine genetische Beprobung eines ebenfalls durch einen Jäger gemeldeten Rehrisses konnten zwei der drei Jungtiere als weiblich identifiziert werden. Eine Identifizierung des Vaters gelang bei der Analyse jedoch nicht. Es handelt sich damit um den ersten nachweislich dokumentierten weiblichen Luchsnachwuchs im Wiederansiedlungsprojekt. Bei manchen Jungtieren aus früheren Würfen konnte das Geschlecht bisher noch nicht ermittelt werden.

Mehr Luchse im Pfälzerwald

Das Luchs-Vorkommen im Pfälzerwald wächst. Inzwischen gehen immer öfter Luchsnachweise auch aus dem Gebiet westlich der B270/A62 (Sickingerhöhe/Westrich) über die Großkarnivoren-Hotline (luchs@snu.rlp.de, Telefon 06306/911199) bei der FAWF ein. Ebenso werden die Nordvogesen verstärkt erkundet und genutzt, insbesondere durch im Wiederansiedlungsprojekt geborene junge Luchse auf der Suche nach einem eigenen Revier. Für die grenzüberschreitende Dokumentation der Luchsnachweise wird eng mit der zuständigen französischen Behörde Office Français de la Biodiversité und lokalen Akteuren zusammengearbeitet.

Als erfreulich bewertet die Stiftung Natur und Umwelt die durch den Landesbetrieb Mobilität und das Büro Öko-Log Freilandforschung nachgewiesene Nutzung der Wildbrücken im Pfälzerwald. Mit Hilfe der Wildbrücken über die A6 (Wattenheim) und über die B10 (Walmersbach) konnten die verkehrsstarken Straßen durch mindestens vier beziehungsweise drei verschiedene Luchse teils mehrfach gefahrlos gequert werden. Auch der Bereich der Zaberner Steige, die schmalste Stelle der Vogesen an der eine Autobahn, eine TGV-Bahntrasse und der Rhein-Marne-Kanal den Wald durchkreuzen, wurde inzwischen von vier Luchsen erfolgreich gequert, darunter auch das Luchsweibchen Lycka, das eine kurze Stippvisite in die Zentralvogesen unternahm. Dies zeigt eine mögliche Vernetzung des Luchsvorkommens im grenzüberschreitenden Biosphärenreservat mit Tieren in den Zentralvogesen und im Weiteren mit dem Vorkommen im Jura auf.

Die aus dem Monitoring ermittelten Daten und die GPS-Daten der Sendehalsbänder der Luchse fließen in die Aktionsraumkarten ein, die regelmäßig auf der Projekt-Homepage www.luchs-rlp.de veröffentlicht werden.

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