Rheinpfalz „Hier geht es nicht ums Gewinnen“
Ludwigshafen. Eine Roboterspinne, die vielleicht irgendwann den Mars erkundet, und ein U-Boot, das mit einem Greifarm den Müll vom Meeresboden aufsammelt – das sind zwei Prototypen, die junge Rheinland-Pfälzer für den 51. Landeswettbewerb „Jugend forscht“ entwickelt haben. Gestern präsentierten 57 Teilnehmer bei der BASF in Ludwigshafen ihre wissenschaftlichen Arbeiten, darunter acht Jugendliche aus der Pfalz. Heute werden von einer Jury die Landessieger gekürt.
Hannah Brenkmann, Rebecca Heinemann und Paula Röckel haben in der Sparte Chemie Olivenöle untersucht. Alle drei lassen sich am Naturwissenschaftlichen Technikum Landau zu biologisch-technischen Assistentinnen ausbilden. „Viele Hersteller mischen qualitativ hochwertige Öle mit minderwertigen Ölen“, sagt Hannah. Die 21-Jährige ärgert sich, dass gepanschte Öle als natives Olivenöl bezeichnet werden dürfen. Die drei Auszubildenden haben einen Schnelltest entwickelt, mit dem Verbraucher das gekaufte Öl untersuchen können. Auf dem Tisch steht ein Koffer, der neben Schutzbrille, Handschuhen und Kurzanleitung einige Chemikalien enthält. „Man braucht für den Test kein chemisches Wissen, sondern lediglich warmes Wasser“, erläutert Rebecca. Rund 20 Euro soll der Koffer kosten. Fünf Tests könne man damit durchführen, so Paula. Nachgewiesen werde der Gehalt an freien Fettsäuren. Melina Bentin hat sich ihre Forschungen in der Sparte Arbeitswelt mit Sahne und Baisers versüßt. Unter anderem wollte sie wissen, wie der Zusatz von Zucker Schlagsahne oder Eischnee steifer werden lässt. „Für die perfekte Schlagsahne gilt: möglichst wenig Zucker“, sagt die 19-Jährige vom Pamina-Gymnasium Herxheim. Sie interessiert sich allerdings nicht für die Zukunft des Konditorengewerbes, sondern für Versuchsreihen und andere Formen der wissenschaftlichen Arbeit. „Ich möchte Chemielaborantin werden“, erzählt sie. Untersucht hat sie die Stabilität von Lebensmittelschäumen. Bei einem Praktikum hatte sie mit Stabilisatoren zu tun und dabei einiges über Qualitätsprüfungen gelernt: „So ergab sich mein Forschungsthema.“ Begeistert ist Melina von den Gesprächen mit den Jurymitgliedern: „Sie haben mir viele Tipps gegeben, wie ich meine Versuchsreihen erweitern kann.“ Auch Niklas Burkhard vom Sickingen-Gymnasium Landstuhl lobt den Landeswettbewerb. „Hier geht es nicht ums Gewinnen“, sagt der 17-Jährige. „Man trifft Leute mit den gleichen Interessen und kann sich austauschen, was Spaß macht.“ Außerdem sei es spannend, sich den Fachleuten zu stellen. Niklas hat sich in der Sparte Physik mit der Bestimmung der magnetischen Feldkonstante beschäftigt. Dazu hat er eine stromdurchflossene Spule gebaut, die im Inneren ein homogenes Magnetfeld erzeugt. „Mit meinem Versuch kann man im Unterricht anschaulich zeigen, wie diese Kräfte wirken“, erklärt er. Für den Oberstufenunterricht sei das interessant. „Deshalb spende ich meinen Versuchsaufbau auch der Schule“, sagt der Zwölftklässer, der Medizin oder Physik studieren will. Einen energieeffizienten und umweltfreundlichen Energiespeicher hat sich David Hirsch vom Max-Slevogt-Gymnasium Landau ausgedacht. Dazu hat er ein Trockenmittel eingesetzt und die Lufttemperatur genutzt. Der 16-Jährige hat sich schon beim letzten Wettbewerb mit Energiespeichern befasst. Jetzt hat er dies mit dem Betrieb eines Kühlschranks kombiniert: „Das kann zu einem hohem Grad an Wirtschaftlichkeit führen und sehr effizient werden.“ Mit seiner Diabeteserkrankung hat sich Jonathan Popp vom Max-Planck-Gymnasium in Ludwigshafen auseinandergesetzt. Auf das Thema seiner Arbeit in der Sparte Chemie ist er beim Lesen eines Beipackzettels gestoßen. Dort wurde davor gewarnt, dass Vitamin C die Blutzuckermessung beeinflussen kann. „Da stand ein kryptischer Wert, mit dem ich wenig anfangen konnte“, erzählt der 18-Jährige, der gerade das Abitur bestanden hat. Anhand von Schweineblut, das er mit Glukose versetzte, untersuchte er die Auswirkungen der Ascorbinsäure. Fazit: Kleine Mengen Vitamin C in Obst und Gemüse sind unproblematisch. „Nach der Einnahme von Vitamin-C-Tabletten sollte man allerdings seinem Messgerät eine gute Viertelstunde lang nicht vertrauen.“ Fasziniert von Schmetterlingen ist Anna Müller vom Helmholtz-Gymnasium Zweibrücken. Für den Wettbewerb „Schüler experimentieren“ hat sie eine Unmenge Daten gesammelt, um anhand der Tagfalter den Zustand der Lebensräume zu dokumentieren. Drei Jahre lang hat sie im Raum Contwig jedes Exemplar kartiert, das sie fand. Auf diese Daten hat sie nun in der Sparte Biologie zurückgegriffen, den Klimawandel einbezogen und einen Ausblick gewagt. „Die Falter erweitern ihr Areal nach Norden“, sagt die 15-Jährige: „Den Brombeer-Perlmutterfalter findet man heute im Westrich fast flächendeckend.“