Rheinpfalz Handwerkliches Geschick gefragt

Die Auswahl an Ausbildungsberufen – auch in der Pfalz – ist sehr groß. Die Serie Beruf mit Zukunft gibt einmal pro Monat Einblicke in einige dieser Berufsbilder: Auszubildende berichten dabei aus der täglichen Praxis. Im Vordergrund stehen relativ neue Berufsbilder, solche, deren Tätigkeitsfeld und Name mehrfach geändert wurden, sowie eher außergewöhnliche Berufe.

„Ich wollte unbedingt etwas mit meinen Händen arbeiten. Etwas, bei dem ich am Ende auch sehe, was ich geleistet habe“, sagt Gregor Braun. Auch als Zweiradmechaniker hat sich der junge Mann ausprobiert. Doch nach einigen Praktika entschied sich der 21-Jährige aus Wilgartswiesen in der Verbandsgemeinde Hauenstein für den Beruf des Klempners bei Erik Feibert im eigenen Ort. Eine gute Entscheidung. So wurde Braun im bundesweiten Wettbewerb der Klempner-Auszubildenden mit seinem handgefertigten gebogenen Kupfer-Fallrohr nicht nur Bundessieger, sondern legte auch die beste Gesellenprüfung seines Berufszweiges ab. Einer seiner Vorgänger ist heute sein Chef. Auch Feibert war einmal der bundesweit beste Auszubildende, nahm sogar an den „World Skills“, dem internationalen Wettbewerb für 46 Ausbildungsberufe teil. Er weiß also, worauf es bei angehenden Klempner oder Spenglern ankommt: „Das schulische ist nicht so wichtig. Handwerkliches Geschick zählt mehr, als eine „Eins“ im Zeugnis.“ Auch Hauptschüler seien dabei willkommen. Jedoch sollten sie neben dem Geschick im Umgang mit dem Werkstoff auch ein gewisses Talent für die Berechnung von Volumen oder Körpern mitbringen. Soziale Kompetenzen im Umgang mit Kunden und Kollegen zählen für ihn ebenfalls sehr viel. „Ich mache mit jedem Bewerber zunächst einmal ein Praktikum. Da zeigt sich dann schon ob er etwas taugt, oder eben nicht.“ Strenge Kriterien. „Im Moment habe ich deshalb gerade keinen neuen Lehrling, zumal sowieso nicht so viele Bewerbungen eintreffen.“ Vielleicht liegt das auch am Namen. Der lädt nämlich noch immer zu Missverständnissen ein. „Wir machen nichts mit Wasserhahn oder verstopften Toiletten. Das ist das Gebiet der Installateure.“ Viel mehr ist der Klempner, oder „Spengler“, wie er im Süddeutschen Raum, Österreich und der Schweiz auch bezeichnet wird, ein Fachmann für die Bearbeitung von Metallen aller Art, für Dachverkleidungen, Ablaufrinnen oder Fallrohre, die er selbst oft vor Ort nach Maß anfertigen muss. „Ich bin eben als Dorfkind aufgewachsen“, lacht Gregor Braun. „Zusammen mit meinem Opa und meinem Vater habe ich ständig an etwas gearbeitet oder Dinge repariert.“ Deshalb habe er sich letztlich auch bei Erik Feibert in Wilgartswiesen beworben. Dabei hätte er sich das Porto beinahe sparen können: „Man kannte sich schließlich schon aus dem Ort von den verschiedensten Gelegenheiten“, sagen Chef und Geselle lachend. Und keiner von beiden bedauert diese Entscheidung. Nicht Feibert, der nun einen noch immer neugierigen und lernwilligen Gesellen hat, und schon gar nicht Braun selbst, der praktisch alles an seinem Beruf mag. Mit einer winzigen Einschränkung: „Es macht natürlich mehr Spaß, wenn es nicht regnet und die Sonne scheint.“ Immerhin findet die Arbeit zu großen Teilen im Freien statt. Dort, wo letztlich auch das Endprodukt zu sehen ist. Und so kann Gregor Braun schon heute durch Wilgartswiesen oder Annweiler laufen, und sieht, was er mit seiner Hände Arbeit geschaffen hat. Einen verkleideten Hausgiebel zum Beispiel, für den der Geselle sogar die Bauleitung hatte, Fassadenverkleidungen an einem Modehaus oder am Notariat in Annweiler tragen ebenfalls seine Handschrift. Und es sollen noch möglichst viele weitere dazu kommen. „Jetzt arbeite ich erst einmal ein oder zwei Jahre als Geselle und dann mache ich vielleicht auch noch den Meister“, sagt er. Weitere Fortbildungsmöglichkeiten, etwa in der Computerbasierten Planung („CAD“= „Computer Aided Design“) für die Entwürfe von Bauteilen in der Konstruktion, oder in der Schweißtechnik stehen ihm ebenfalls offen. Die Arbeit dafür wird ihm, seinem Chef Erik Feibert und den weiteren drei Angestellten sicher nicht ausgehen. „Die Ursprünge dieses Handwerks sind durch Maschinen nicht zu ersetzen“, sagt Feibert und liefert den Grund nach: „Einen Roboter kann man nicht wegschicken, damit er vor Ort ein Fallrohr repariert.“ Dinge, die Gregor Braun und seinen Berufskollegen leicht fallen.

x