Rheinpfalz Gute Laune für guten Zweck

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Als Benefizveranstaltung für Lukas Kirsch aus Gossersweiler-Stein zündete der Fastnachts-Club (FC) Felsenland unter dem Motto „Nicht alle Engel haben Flügel“ am Samstag ein fünfeinhalbstündiges Feuerwerk der guten Laune in der Fischbacher Mehrzweckhalle.

Der FC Fischbach, allen voran Oliver Betzer alias „De Härchschd“, hatte eingeladen, und viele Aktiven der Pfälzer Fastnacht und auch aus dem Schwabenland waren dem Ruf gefolgt, ihr Können für den guten Zweck zu investieren. Alle traten ohne Gage und Fahrtkostenerstattung auf. Die Fischbacher Turnhalle war bis auf den allerletzten Platz besetzt. Schon die Vorgruppe „The Oh’ Jesses“ aus Bruchweiler sorgte für gute Stimmung, die sich im Lauf des Abends steigerte. Die professionell ausgesteuerte Sound- und Lichtanlage, die auch auf den hinteren Plätzen ein müheloses Zuhören ermöglichte, trug wesentlich dazu bei. Im Gegensatz zu manchen anderen Veranstaltungen waren die Jalousien zum Cateringbereich heruntergelassen, so dass das Licht aus der Küche im Saal nicht störte und die Aufmerksamkeit des Publikums ungeteilt den Akteuren auf der Bühne galt. Die Moderation lag in den bewährten Händen von Frank Baumann aus Ludwigswinkel, der sympathisch, kurzweilig und souverän durchs Programm führte. Auch kurzfristige Umstellungen im Programmablauf aufgrund kleinerer technischer Probleme bei den Akteuren brachten ihn nicht ins Schlingern. Für Musik sorgte B.B.Kusch. Der Fußballclub Fischbach hatte die Theke übernommen, „Generation Luwi“ aus Ludwigswinkel die Bar und die Kinder der Fischbacher Kindertagesstätte hatten mottogetreu Bilder mit Engeln als Deko beigesteuert. Mit einer Sondergenehmigung hatte die Verbandsgemeinde den Weg für die Faschingsveranstaltung vor dem 11.11. frei gemacht, auch die Saalmiete war dem Fastnachtsclub erlassen worden. Eine Präsentation mit Bildern und Texten über das Leben des 14-jährigen Lukas Kirsch gab den Besuchern einen Einblick in die Geschichte und das Leben des Jugendlichen. Dem leidenschaftlichen Fußballspieler musste aufgrund einer bösartigen Knochenerkrankung das Bein amputiert werden. Das Leben der Familie änderte sich von dem auf den anderen Tag radikal. Der Erlös des Abends wird für eine Beinsportprothese und eine Therapie verwendet, die die Krankenkasse nicht zahlt. Spenden von Einzelpersonen, Vereinen und Bühnenakteuren wurden im Laufe des Abends an Lukas und seine Familie übergeben. Lukas war mit seiner Familie Ehrengast der Veranstaltung, für die die Landtagsabgeordnete Susanne Ganster aus Erfweiler die Schirmherrschaft übernommen hatte. Der FC Felsenland hatte Lukas noch zwei Überraschungen parat. Ein Nationalmannschaftstrikot seines Lieblingsfußballers Mario Götze, das Lukas auch gleich überzog, und ein Original-Lazio-Rom-Shirt von Miroslav Klose, beide mit Unterschrift. Lukas Mutter von Lukas zum Ausdruck sagte dass nicht nur die Spenden, sondern auch die Hilfsbereitschaft und der große Zuspruch der Familie Kraft zum Weitermachen geben. Auch Lukas bedankte sich und sagte, es sei für ihn wichtig, trotz seiner Behinderung als ganz normaler Mensch behandelt zu werden und leben zu können. Seinem Mut und sein hoffnungsfroher Blick auf die Zukunft brachten dem 14-jährigen den Respekt der Besucher ein. Sie standen auf und applaudierten lange. Einen mitreißenden Showauftakt brachte Prinzessin Svenja I. von den Bruchkatzen aus Ramstein auf die Bühne. Die „Stimme der Narrenschar im Ramsteiner Jubiläumsjahr“ heizte mit ihrer Interpretation von „Das ist unser Tag“ von Helene Fischer, „I’m walking on sunshine“ von Katrina & The Waves und „I will survive“ von Gloria Gaynor, dem Publikum kräftig ein. Oliver Betzer, „De Härdschd“, brachte das Publikum auf Touren. Schadensansprüche wegen Bauchmuskelkater, der aufgrund extremen Lachens entsteht, würde der FC Felsenland nicht übernehmen, klärte der Fasnachter das Publikum auf. Mit der Premiere seines Hits „Heit werds wieder schee“ riss er gleich zu Beginn die Besucher von den Stühlen. Die achtährige Jana Scheurer und der zehnjährige Jannik Melzer, zwei Nachwuchstalente des Karnevalvereins (KV) Böhler Hängsching, gaben humorvolle Einblicke in den Alltag von Senioren. Martin Berberich vom KV Klingenmünster plauderte als „Maddin“ unter anderem über seinen Freund, einen Bauern, dessen Schweine „in de Doos“ überwintern. Günter Dudenhöffer von der Siedlergemeinschaft Grünstadt klagte als „Duddi“ im Gewand eines „wilden Herbuben“ über vergebliche Versuche, sein Gewicht zu reduzieren. „Ich nemm schun zu, wenn ich des fett gedruckte in de Zeitung les, und ich nemm nur ab, wenns Telefon klingelt“, so Duddi. Immer wieder verpackte er seine Erfahrungen, unter anderem in einem Swingerclub, in eigene Liedtexte zu bekannten Schlagern. Die „Cloofrau“ Birgit Pfeifer von der Karnevalsgesellschaft (KG) Backnang zeigte ihrem Lehrling Rico Babilon vom FC Fischbach, wie man richtig putzt, und zeigte dem Publikum, was sie in einem Esoterik-Kurs an der Volkshochschule gelernt hatte. Beeindruckende Gesänge, Garde- und Showtänze gaben die Jugendgarde des FC Felsenland, „Die Hofkater“ der Bruchkatzen Ramstein, die Tanzmariechen der Narrenzunft Homburg, Leonie Zimmer, von der Karnevalgesellschaft Offenbach „Die Froschköpp“, das Männerballett des Carnevalvereins Altenglan und die Showtanzgruppe der KG Rohrbach zum Besten. Die Showtanzgruppe der KG Backnang überzeugte mit einem Showlight-Tanz. Auf der komplett abgedunkelten Bühne waren in rhythmischem Wechsel nur die Lichtschlangen zu sehen, die sich die Tänzer um die Körper gelegt hatten. Beeindruckend war ein Ameisentanz der Showtanzgruppe des KV Miesau, die mit 30 Tänzerinnen in Ameisenkostümen die Bühne ausfüllten. Zu guter Letzt gaben sich Prinzessin Härdschdie I. und Prinz Bauer Sepp I. alias Oliver Betzer und Tobias Platz vom FC Felsenland ein Stelldichein. Beim großen Finale brachte Oliver Betzer zu den Klängen seines Hits „Mei Dahner Daal“ nochmals alle Akteure auf die Bühne. Durch das gemeinsame Ziel für den guten Zweck und die Anwesenheit von Lukas und seiner Familie ging die Atmosphäre dieser Veranstaltung über die einer Fasnachtssitzung und das reine Spaßhaben hinaus. Es war ein Abend, an dem der Mut zum Leben und die Freude daran gefeiert wurden.

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