Rheinpfalz Glosse: „Gefahr von Laubfall“

Es gibt Enthüllungen, die aus einer ansonsten eher durchschnittlichen Gemeinderatssitzung eine richtig spannende Sache machen. So am Donnerstag in Lemberg, als aus einer Forstamtsstube ein lange gehütetes Geheimnis entfleuchte. Die Reitanlage Glashütte und Anwohner wollen am Waldrand bauen und da muss natürlich auch der Forst etwas dazu sagen (wir berichteten am Samstag). Gegen den irrsinnig aufregenden Bebauungsplan hatte der Forst Gewaltiges einzuwenden: Wegen der Nähe zum Wald sei mit „der Gefahr von Laub- und Nadelfall“ zu rechnen. Donnerwetter, da rumorte es im zuvor fast eingeschlafenen Gemeinderat aber. Die verträumteren Ratsmitglieder sahen mit verklärtem Blick sanft zu Boden schwebende Blättlein vor ihrem inneren Auge, während es den knallharten Realisten wie Schuppen von den Augen fiel. Tonnen an Blättern und Nadeln, die aus 40 Meter hohen Bäumen auf die ungeschützten Schädel von Anwohnern oder gar spielenden Kindern stürzen, sind eine ernstzunehmende Gefahr und hier wurde die ganzen Jahre nicht gewarnt – ein Skandal offenbarte sich. Selbst einzelne Blätter können schon beträchtliche Schäden anrichten, wenn so ein kesses Eichenblatt in die kunstvolle Frisur einer Dame segelt. So eine Friseurrechnung übersteigt im Regelfall locker die 100-Euro-Grenze. Oder heimtückisch-ordinäre Fichtennadeln, die sich in edelsten Designer-Kaschmirpullis fies verhaken. Die Lemberger Ratssitzung hat aber auch gezeigt, dass der Forst seine Hausaufgaben nicht gemacht hat oder besser gesagt: Noch erschütterndere Gefahren werden weiter verheimlicht. Was ist mit Eichhörnchen, die beim Turnen auf Bäumen etwas fallen lassen? Und wieso werden nur Anwohner gewarnt, aber nicht Millionen Wanderer mit Schildern am Waldeingang? Hier muss gehandelt werden.

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