Rheinpfalz Fundament für Chile-Hilfe

„Irgendwann verließ uns unsere Mutter. Wir wissen nicht warum.“ Das ist der Kernsatz aus der Lebensgeschichte von Carlos Azócar. Er lebt und arbeitet heute in der chilenischen Stadt Osorno. Dass sein Leben trotz des Schicksalsschlags gelingen konnte, schreibt Carlos einem Glücksfall zu: „Ich bin dann in das ,Hogar Los Tilos’ in Osorno gekommen. Ich war damals zehn Jahre alt. Diesem Heim habe ich zu verdanken, dass aus mir der geworden ist, der ich heute bin.“

Das Kinderheim in Osorno ist eines jener zehn Kinderheime und Tagesstätten, die von der chilenischen Kinderheimstiftung der Steyler Missionare getragen werden. Seit 35 Jahren kümmert sich der Hauensteiner „Freundeskreis“ darum, dass die Arbeit in Heimen gelingen kann. Wichtiges Fundament der finanziellen Unterstützung, die aus dem Wasgau an die Kinderheime fließt, ist die Aktion „Wandern für die andern“, die am Sonntag, 14. September, zum Winterkirchel, der Waldkapelle zwischen Hauenstein und Erfweiler, führt. Dort treffen Wanderer zusammen, um unter dem Leitgedanken „Kindern eine Zukunft geben“ Solidarität zu üben. Zuvor haben sie im Freundes- und Bekanntenkreis Spenden gesammelt. Am Winterkirchel zelebrieren der Präsident der „Fundacion“, Pater Raúl Torres, der Hauensteiner Pfarrer Gerhard Kästel und dessen Dahner Amtsbruder Bernd Schmitt um 11.30 Uhr einen Gottesdienst, den der Dahner Generationenchor musikalisch gestaltet. „Wir wünschen uns, dass der Hungermarsch wieder zu dem wird, was er einmal war: zu einer gemeinsamen Herzensangelegenheit der ganzen Region um Hauenstein und Dahn“, stellt Karl Meyerer, der Sprecher des Freundeskreises, fest. Abmarsch ist in Hauenstein um 9.30 Uhr am Marktplatz, in Schwanheim trifft man sich um 10 Uhr an der Wasgauhütte zur gemeinsamen Wanderung. Mitwanderer aus Dahn und Erfweiler treffen sich um 10.30 Uhr am Parkplatz am Ortsende Erfweiler, um sich von dort gemeinsam auf den Weg zum Winterkirchel zu machen. Dort wird nach dem Gottesdienst auch Verpflegung angeboten. Zurück zu Carlos, der exemplarisch steht für Hunderte Kinder und Jugendliche, um die sich die Kinderheimstiftung sorgt, ihnen ein Dach über dem Kopf gibt, sie emotional betreut, ihnen eine schulische und berufliche Ausbildung ermöglicht. „Ich komme aus einer sehr armen Familie“, berichtet er. Der Vater habe auf dem Land gearbeitet, die Mutter bei reichen Familien: „Es mussten wahre Wunder vollbracht werden, damit das Geld bis zum Monatsende reichte und wirklich genug Essen für die ganze Familie auf den Tisch kam.“ Als die Mutter verschwand, fing ihn das Heim auf. Acht Jahre war er dort und konnte seine Schulausbildung abschließen. Er resümiert: „Die Erzieher und Erzieherinnen behandelten mich immer sehr liebevoll, kümmerten sich um mich, berieten mich und vermittelten mir wahre Werte für das Leben. Onkel Jorge und Tante Isolde werden immer für mich richtige Eltern sein.“ Heute arbeitet Carlos in der deutschen Klinik von Osorno, wo er für die Wartung und Reparatur der medizinischen Geräte zuständig ist. Carlos’ Lebenslauf ist eine Erfolgsgeschichte, die ohne die regelmäßige Unterstützung aus Deutschland nicht möglich geworden wäre. Das weiß auch Pater Raúl Torres, der Präsident der Kinderheimstiftung. In einem Brief an die Teilnehmer des Hungermarsches schreibt er: „Wir danken Euch sehr, dass wir hier in Chile durch Eure Unterstützung auch weiterhin in Nächstenliebe helfen können, vor allem den Kindern, deren Rechte verletzt werden und die Opfer von Gewalt in der Familie sind.“ 46.000 Euro konnte der Freundeskreis im laufenden Jahr bereits nach Chile überweisen, wobei das Aachener Kindermissionswerk die Summe um 15 Prozent aufgestockt hatte. Die Spenden werden verwendet, um in Kinderheimen in Santiago, wo der Fußboden, die Fassade und der Eingangsbereich saniert werden müssen, in Coronel, wo Büroräume benötigt werden, und in Lianquihue, wo ebenso wie in den Heimen in Puerto Varas und Osorio die sanitären Anlagen zu überarbeiten sind, Sanierungsarbeiten zu finanzieren.

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