Rheinpfalz Erinnerungen für 2017

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Dahn – wie es vor vielen Jahrzehnten aussah: Vom Farbfoto vom Friedensplatz am Jungfernsprung (um das Jahr 1900) über eine Aufnahme eines Pfingstausfluges (1928) weiter bis hin zum Gruppenbild der Tanzschüler von Philipp Schreiner (1920) reicht die Perspektive des neuen Bildkalenders für das Jahr 2017 mit historischen Ansichten aus der Stadt Dahn.

Wie schon im Jahr zuvor entstand dieser Kalender in Zusammenarbeit mit dem Dahner Heimat-Historiker Karl Kissel, der dafür eine Auswahl aus seinem Bildarchiv traf. Dieses baute er seit den 1960er Jahren systematisch auf. Damals schrieb er für die Presse und fügte der Sammlung eigene Aufnahmen hinzu. Insgesamt umfasst das Archiv inzwischen mehrere Tausend Dokumente, angesiedelt ist es bei der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland. Bei dieser Arbeit sei es „die größte Herausforderung“ gewesen, die Bilder zeitlich einzuordnen, erzählte er im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Dazu habe er „ungezählte Gespräche“ geführt, denn die Aufnahmen seien nur höchst selten datiert oder gar mit Anmerkungen versehen. Im Grunde sei der Kalender „ein Nebenprodukt“ seiner beiden reich mit Bildern ausgestatteten Bücher „Dahn – eine Chronik“, Teil I + II. Wirft man einen kurzen Blick auf das farbige Titelbild, sieht man in dem um 1919 recht dörflichen Dahn festlich gekleidete Einwohner auf dem Friedensplatz stehen und fragt sich unwillkürlich, warum groß wie klein derart vornehm gekleidet sind. „Das war damals normal“, erklärt der gebürtige Dahner Kissel (Jahrgang 1929), „die Leute trugen damals am Sonntag nur gute Kleidung. Man hatte extra Sonntagskleider und extra Sonntagsschuhe.“ Zu jener Zeit hatte die Wasgau-Stadt übrigens knapp über 2000 Einwohner. Das Kalenderblatt des Monats April zeigt denn auch eine Gesamtansicht Dahns aus jener Zeit. Auf der alten Postkarte fällt ein hoher Schlot auf, der die Dahner Dächer bei weitem überragt. Es handelt sich dabei um den Schornstein der ersten Dahner Schuhfabrik, der schon zu dieser Zeit nicht mehr in Betrieb war. Damals wurden stationäre Dampfmaschinen mit Kohle befeuert und so wurde Strom erzeugt. Insgesamt gab es damals zwei solcher „Industrieschornsteine“ in Dahn, der zweite stand am Elektrizitätswerk. Ein Jahr später – also 1920 – entstand die Aufnahme, auf welcher den Mühlenkomplex in der Mühlgasse zu sehen ist (Kalenderblatt Oktober). Die „Schlossmühle“ war herrschaftliches Eigentum der Ritter von Dahn - und fiel später dem Naziwahn zum Opfer: In den Jahren 1939 bis 1940 mussten alle Dahner Bürger die Stadt verlassen und wurden evakuiert. Die Nazis nutzten dies, starteten den so genannten Wiederaufbau und rissen diesen historischen Komplex komplett ab. Heute erinnert noch ein Mühlrad an diese Stelle, das 1989 in der Amtszeit (1973 bis 1994) von Bürgermeister Willi Kissel wieder aufgebaut wurde. Als Vorlage dafür diente dabei das alte Foto. Info Der heimatgeschichtliche Kalender für das Jahr 2017 im DIN-A3-Format ist in der Buchhandlung Seitenreich, Pirmasenser Straße 3, sowie bei Schreibwaren Guttenbacher, Schulstraße 3, für 18 Euro erhältlich. Er erschien in der „Kalender Manufaktur Verden“.

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