Rheinpfalz „Effe“ erklärt die Welt

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Die ARD hat es tatsächlich getan. Er ist es wirklich. Das Erste hatte Stefan Effenberg am Montag als Experten im Studio. Den früheren Sky-Mann. Der beim Bezahlsender ausschied, weil er als Trainer beim SC Paderborn arbeiten wollte. Stefan Effenberg erklärt im TV-Studio in der Metropole, was in der Provinz bei ihm fürchterlich danebenging. Vom 13. Oktober bis zum 3. März gab er ein Kurzgastspiel im beschaulichen Ostwestfalen. Der Klub ging mit ihm auf Tauchstation, es gab die unappetitliche Affäre mit Nick Proschwitz im Trainingslager in Belek, und in der neuen Saison spielt der SC Paderborn, der Absteiger, in der Dritten Liga. Vereinspräsident Wilfried Finke, der Möbelgigant, hat aufgegeben. Daran hat Effenberg natürlich seinen Anteil. „Ich habe keinen Führerschein, ich habe keinen Trainerschein, aber ich habe einen Bootsführerschein“, soll er mit Blick auf seine ungültige Trainerlizenz gesagt haben. Kann so ein Mann nun als Fachmann fungieren? Wie seriös ist das denn? Und: Macht sich der Sender nicht angreifbar, hatte denn sonst niemand mehr Zeit? Effenberg, Jeans, Jackett, Krawatte, erklärt sachlich, haut bei der Analyse des Spiels Spanien gegen Tschechien nicht auf den Putz, jedoch: Nicht alles gelingt („Die Frage ist, wann kommst Du tödlich durch“, „Ich wiederhole mich gerne“). Musste das sein? Einer geht noch. Die Europameisterschaft in Frankreich spült eine bis dato noch nicht gekannte Welle von Experten an den Fußball-Strand. Beim ZDF tummeln sich Taktikfuchs Holger Stanislawski, forsch an einer schicken Videotafel, Sebastian Kehl, der unverwüstliche Oliver Kahn, bei Sat1 gibt es eine Jungseniorenriege – und wem das alles nicht reicht, der trifft bei Beckmanns Sportschule noch auf Tim Wiese oder Hans Meyer. Der Kreativität der Fernsehmacher sind keine Grenzen gesetzt. Wo hat das ZDF denn Marius Trésor wiederentdeckt, den früheren französischen Abwehrspieler, der sich auch Jahrzehnte danach noch freut, wie er im WM-Halbfinale gegen Deutschland 1982 in der Verlängerung vor dem 2:1 seinem Gegenspieler Horst Hrubesch entwischte? Einen Tag später war dann Phil Neville Gast in der großen Runde. Die Europameisterschaft in Frankreich – das ist die große Plauderei, zwölf Stunden Sendezeit ab 14 Uhr müssen ja gefüllt werden. Was das alles kostet, fragen wir lieber mal nicht. Immerhin: Gelernt haben wir auch etwas. Packing ist das neue Zauberwort! Blitz-Unternehmer Stefan Reinartz, bis vor kurzem Profi bei Eintracht Frankfurt, hat das vorgestellt. Es geht ab jetzt um überspielte Gegner. Bedeutet: Laufleistung, Ballbesitz, Torschüsse, alles Mumpitz. Neue Töne!

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