Rheinpfalz Die Zweifel bleiben

Gelsenkirchen. Trotz seiner momentanen Erfolge scheint Trainer Jens Keller bei Fußball-Bundesligist Schalke 04 keine Zukunft zu haben.

Horst Heldt genießt derzeit das auf Schalke eher seltene Glück der Ruhe. Das Transferfenster ist geschlossen, die Mannschaft spielt nicht nur erfolgreich, sondern auch noch gut, der Manager des Revierklubs freut sich daher einfach mal ganz entspannt auf das sehr ”spannende Spiel”, das die Schalker am heutigen Samstagabend in Leverkusen bestreiten werden.

”Es ist auch ein Agieren, nicht zu agieren”, sagte er am Donnerstag auf die Frage, inwiefern er sich einbringen kann, jetzt wo es doch so gut läuft. Heldt klang gelassen und zuversichtlich, aber vor dem Hintergrund des vergangenen Wochenendes schwingt in dieser Aussage auch noch ein Subtext mit: Die Passivität des Managers wirft mal wieder ein Schlaglicht auf die seltsame Situation von Trainer Jens Keller.

Denn zu Heldts Tatenlosigkeit gehört auch, dass er die günstige Gelegenheit nicht dazu nutzt, den von vielen kritischen Beobachtern wenig geschätzten Jens Keller zu stärken. Als er nach dem überzeugenden 2:0 gegen Hannover 96 nach den Gründen für dieses Verhalten gefragt wurde, sagte der Manager eher widerwillig: ”Natürlich steht das Trainerteam an vorderster Front, nicht nur wenn es schlecht läuft.” Aber man dürfe dem guten Rückrundenstart nicht allzu viel Bedeutung beimessen, die Saison sei noch lang. Der Manager, der Keller vor 13 Monaten vom B-Jugendtrainer zu den Profis beförderte, scheint keineswegs darauf hinzuwirken, dass Keller sich als Erfolgstrainer auf Schalke etabliert. Jedenfalls folgt fast immer, wenn die Klubverantwortlichen etwas Freundliches über den 43-Jährigen sagen, ein einschränkendes ”aber”. Der Vertrag mit dem Trainer läuft noch bis 2015, wenn man sich umhört auf Schalke, wird allerdings schnell klar, dass kaum ein Beobachter glaubt, Keller werde so lange durchhalten. Obwohl er bislang alle Ziele erreicht hat, obwohl so langsam der fußballerische Fortschritt erkennbar wird, und obwohl die Mannschaft glaubwürdig versichert, sehr gerne mit diesem Trainer zusammenzuarbeiten. Keller selbst hat sich mit der untergründigen Skepsis arrangiert, ”ich lasse diese Sache nicht so an mich ran”, sagte er, ”ich mache meine Arbeit gewissenhaft, wenn das nicht mehr gefragt ist, muss ich das akzeptieren.” Was aber fehlt, ist ein Bekenntnis zu diesem Trainer, das eine mittelfristige Perspektive öffnet.

Praktisch seit Kellers erstem Arbeitstag wird über Nachfolger spekuliert, am Ende der Vorsaison verhandelte Heldt mit dem Freiburger Christian Streich, auch Gespräche mit Stefan Effenberg wurden geführt, aber Keller blieb. Im Spätherbst waren die Zweifel an Keller dann derart groß, dass der Aufsichtsrat über eine Entlassung beriet, angeblich stand Thomas Schaaf bereit. Aber nach langen Debatten setzte sich die Ansicht durch, Schaaf garantiere auch nicht mehr Punkte als Keller.

Die Zweifel blieben. Und damit gehört Keller in eine Reihe mit zwei Vorgängern, die trotz guter Arbeit und beachtlicher Erfolge vom Hof gejagt wurden. 2005 musste Ralf Rangnick seinen Stuhl räumen, weil der damalige Manager und Fußball-Traditionalist Rudi Assauer nie Gefallen an der modernen Arbeitsweise dieses Trainers fand. Und ganz ähnlich verlief die Sache bei Mirko Slomka, der inmitten einer Erfolgssaison entlassen wurde, weil viele Schalker seine reservierte Art als Arroganz empfanden. Keller wird nun vorgeworfen, es mangele ihm an Weltläufigkeit und Eleganz ...

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