Kultur Südpfalz Die Hühner tanzen den Boogie

91-72646045.jpg

Mit einer mehrstündigen, musikalisch breit angelegten Jam-Session feierte der Jazzclub Wörth seinen 30. Geburtstag. Der älteste Jazzclub der Südpfalz bescherte sich und seinen Gästen eine musikalische Zeitreise von den Anfängen des Jazz bis in die Moderne. Daran wirkten gut 30 Musiker mit, die dem Jazzclub verbunden sind oder bei einem seiner Konzerte schon auftraten.

Günter Logé, erster Vorsitzender, erinnerte daran, dass der Verein in 30 Jahren ungewollt durch zwölf Spielstätten gezogen ist (wir berichteten am 28. September). Im Saal des „Bayerischen Hof“ in Wörth jedenfalls fühlten sich am Jubiläumsabend Gastgeber und Gäste wohl. Die Musiker boten in sechs Sets ihre persönlichen Geburtstagsständchen dar. Vier Profis bildeten die Basis-Rhythmusgruppe für die wechselnden Formationen: Stefan Kemper am Klavier, Karl Koller an der Gitarre, Thomas Fritz am Bass und Matthias Klittich am Schlagzeug. Zu ihnen kamen im ersten Set der Multi-Instrumentalist Dr. Blue mit der Geige und der Trompeter Franz Rauls auf die Bühne. Mit „Bye Bye Bluebird“ und zwei weiteren Stücken eröffneten sie ganz stilvoll das musikalische Mammutprogramm. Jazz-Klassiker wie „Sunny“ oder „Every day I have the Blues“ von B.B. King zelebrierten die Musiker im zweiten Set. Als Frontfrau begeisterte die Sängerin Susi Peroci de Ruiz mit ihrer unglaublichen Stimme, begleitet von Christian Keller am Saxophon und Wilhelm Zimmermann, ein Meister an der Trompete. Die Stammbesetzung der Band „Three and More“ mit Reiner Ziegler am Piano, Robin Mock am Saxophon und Karl Koller hatte sich im dritten Set um die junge Saxophonistin Regina Fischer verstärkt. Bei ihrem gemeinsamen Auftritt stach besonders der Jazz-Standard „Stolen Moments“ heraus, den die Musiker mit tiefem Gefühl und viel Raum für Improvisationen regelrecht zelebrierten. Mit ihrer wunderschönen Stimme verzauberte auch Silvie Fazlija. Zusammen mit Andreas Maschke am Saxophon und erneut Wilhelm Zimmermann an der Trompete gefiel dieses Set mit „S’Wonderful“ und dem temperamentvollen „Mas que nada“, ein kleiner Vorgeschmack auf den zweiten großen Teil des Abends. Ein Highlight auch das groovige, gefühlvolle„What a difference a day makes“. Die Hühner ließ Roland Blume, langjähriger erster Vorsitzender, mit seinem diatonischen Knopfakkordeon tanzen. Zusammen mit Dr. Blue, diesmal am Piano, gingen die beiden zurück zu den Anfängen des Jazz und brachten mit ihren Boogies ein fetziges, rasantes Tempo auf die Bühne. Als Liebhaber des „Rhythm and Blues“ gestaltete Knut Maurer von der Band Picture Book den letzten Teil des ersten Programms. Mit dabei war Sänger Mickey Uhlig mit einer stilecht rauchigen, gewollt kratzigen Stimme. Den Sound rundete der Harp-Spieler Michael Heid ab. Die Songs „Georgia“ und „Route 66“ vermittelten Lebensfreude und pure Lust an der Musik. Krönender Abschluss der Jam-Session war der Auftritt fast aller Musiker. Den eingängigen Sound von „Watermelon Man“ griffen immer wieder Solisten auf, variierten das Thema, warfen sich die Einsätze wie einen Ball zu und steckten mit ihrem gut gelaunten, groovigen Sound auch die Zuhörer an. Diese konnten im zweiten Teil der großen Geburtstagsfeier dann richtig abtanzen. Gebucht war die Latin-Band „Guarango“, die eine tanzbare Mischung aus afro-kubanischen Musikstilen bot. Dazu kam eine wohltuende Brise Jazz, denn einige der an diesem Abend bereits gehörten Musiker spielen auch bei Guarango mit. Ein runder Abend. (bic)

x