Eisenberg Der lange Weg zurück

Eisenbergs Stadtbürgermeister Adolf Kauth gönnt sich nach seinem Herzinfarkt jetzt täglich einen Spaziergang.
Eisenbergs Stadtbürgermeister Adolf Kauth gönnt sich nach seinem Herzinfarkt jetzt täglich einen Spaziergang.

Die wirklichen Schwierigkeiten im Leben, so schrieb die US-Kolumnistin Mary Schmich einst in ihrem legendären und von Baz Luhrmann zum Song vertonten Aufsatz in der „Chicago Tribune“, sind jene, mit denen man nie gerechnet hätte – und die einen dann an irgendeinem freien Dienstag aus heiterem Himmel überrumpeln. Auch bei Adolf Kauth war es ein solch freier Dienstag, an dem er wie aus dem Nichts mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert wurde: der 14. November 2017. „Zunächst war es eigentlich ein recht schöner Tag, ich war damals mit Freunden im Gimmeldinger Tal wandern. Entspannt, ohne Druck, es war wunderbar“, erinnert sich der 71-Jährige. Am Abend habe er sich dann gemütlich auf der heimischen Couch mit seiner Frau ein Fußball-Spiel ansehen wollen. Die Bayern. Champions League. „Und plötzlich wurde mir schlecht“, so Kauth. Schwindel. Schweißausbrüche. Übelkeit. Schmerzen in der Brust. Die Symptome waren alarmierend. „Ich hatte zwar vorher noch nie Herzprobleme, wusste in dem Moment aber, dass es ein Herzinfarkt sein musste“, sagt Kauth. Eine Diagnose, die kurz darauf auch der Notarzt bestätigte. „In diesem Moment funktioniert man dann nur noch. Angst habe ich nicht verspürt“, so Kauth, der noch in der Nacht in die Herzklinik in Kaiserslautern eingeliefert wurde. Nähere Untersuchungen ergaben dort, dass es sich um einen Hinterwandinfarkt handelte. Zunächst hätten die Ärzte versucht, das Problem mit Stents zu beheben, nach ein paar Tagen sei aber dann klar gewesen, dass Kauth nicht um eine Herz-Operation herumkommt. „Sie haben mir dann drei Bypässe gelegt“, sagt Kauth, der sich zu jeder Zeit gut versorgt und informiert gefühlt habe. Nach zwei Tagen auf der Intensivstation und einer weiteren Woche im Krankenhaus, ging es dann in die Reha nach Bad Dürkheim, begleitet von vielen Genesungswünschen. „Von der Anteilnahme war ich überwältigt, das hat mich sehr gefreut. Auch wenn ich in dieser Zeit nur meinen engsten Kreis, Familie und ein paar Freunde, am Krankenbett empfangen habe“, sagt Kauth. Sein Auftritt beim Neujahrsempfang habe vornehmlich dazu gedient, sich bei den Menschen für den Zuspruch in der Leidenszeit zu bedanken. Gedanken ans Aufhören, sagt Kauth, seien ihm nie gekommen. „Ich bin ein optimistischer Mensch, habe nach vorn geschaut und mich darauf konzentriert, wieder gesund zu werden. Ein Ziel zu haben, wieder zurückzukommen, das kann bei der Genesung hilfreich sein.“ Natürlich habe er in seiner Abwesenheit das Geschehen in Eisenberg verfolgt, und sich auch darüber gefreut, dass die Beigeordneten und seine Sekretärin ihn in der Zwischenzeit gut vertreten und entlastet hätten. Dass „seine“ FWG mit Markus Fichter einen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl auf VG-Ebene stelle, freue ihn. Das sei „gelebte Demokratie“, er halte Fichter für einen guten Kandidaten und die Trennung von Verbandsgemeinde- und Stadtbürgermeisteramt für sinnvoll. Enttäuscht sei er von der CDU gewesen, die den designierten SPD-Kandidaten und Amtsinhaber Bernd Frey unterstützen wird. „Das hat mich etwas überrascht, mit mir hatte auch vorher niemand gesprochen“, so Kauth. Er wolle, sobald er wieder richtig bei Kräften ist, Markus Fichter bei dessen Wahlkampf unterstützen. Zunächst kämpft sich Kauth aber Stück für Stück wieder in den Alltag zurück. Sowohl im Büro als auch privat. „Ich habe mehr Bewegung, das ist wichtig. Unter anderem mache ich bei einer Herzsportgruppe in Grünstadt mit. Dann etwas Training bei der TSG Eisenberg. Außerdem gehe ich viel spazieren“, so Kauth. In Sachen Ernährung habe er gar nicht so viel umstellen müssen, seine Frau habe schon seit langer Zeit sehr bewusst gekocht, das werde beibehalten. Seit Anfang März gehe er auch wieder ins Büro, immer für ein paar Stunden, derzeit seien es drei bis fünf pro Tag. Je nach Terminlage. „Das läuft bisher ganz gut, die Leute haben dafür auch Verständnis. Die Gesundheit geht vor“, so Kauth, der sich auf spannende Zeiten freut. Die Bahnhofstraße ist gerade fertig geworden, das Thomas-Morus-Haus wird es bald, der Friedhof wird ein Thema und im Kopf hat Kauth immer noch das Projekt eines römischen Streifenhauses am Vicus, das er gerne noch auf den Weg bringen würde, ehe seine Amtszeit vorüber ist. Die will er auf jeden Fall ganz normal zu Ende bringen, Mitte 2019 stehen Neuwahlen an – und Kauth will sich dann nach mehr als 20 Jahren im Amt ins Privatleben zurückziehen. „Ich möchte mehr Zeit mit der Familie und Freunden verbringen, meine Hobbys genießen. Langweilig wird mir sicher nicht“, sagt er und lacht. Wie die Eisenberger Bürger ihn dann in Erinnerung behalten sollen? Kauth: „Ach, im besten Fall sollen sie sagen, dass es keine schlechte Zeit für Eisenberg gewesen ist.“

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