Rheinpfalz Der Hausherr von 400 Immobilien

Michael Götz hat viele Baustellen. Als Werkleiter des Gebäudemanagements der Stadt Landau verantwortet er ein Bilanzvolumen von 123 Millionen Euro, einen Haushalt von fast 14,5 Millionen Euro und einen Kreditbedarf von gut 3,5 Millionen Euro im kommenden Jahr. Damit sollen Landauer Schulen modernisiert, ein neues Rechenzentrum (1,8 Millionen Euro) für die Verwaltung gebaut und das neue Baugebiet Bürgergraben erschlossen sowie die Sporthalle der Berufsbildenden Schule fertiggestellt werden. Einen Schwerpunkt im GML-Imperium bilden die Schulen. Da habe das Gebäudemanagement umgesteuert, betont Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer (SPD): Während früher nach dem Neubau nichts mehr investiert worden sei, bis die Grundsanierung anstand, werde heute in Lebenszyklen der Gebäude gedacht und ein laufender Unterhalt eingeplant. Eine Altlast ist die noch ausstehende Sanierung der Berufsbildenden Schule, für die insgesamt rund 18,9 Millionen Euro benötigt werden. Ab 2016 werden Millionenbeträge in den kaufmännischen Trakt investiert, ab 2019 in den gewerblichen Trakt außen und ab 2020 in den gewerblichen Trakt innen. Vorher ist aber noch das Schulzentrum Ost an der Reihe, wo im kommenden Jahr für fast 800.000 Euro eine Mensa gebaut wird. Modernisierungen stehen in der Thomas-Nast-Grundschule (500.000 Euro), der Horstring-Grundschule (100.000 Euro) sowie der Konrad-Adenauer-Realschule plus im Fort an (1,5 Millionen Euro in drei Jahren). Gemessen an solchen Investitionen nehmen sich die 47.000 Euro für den Wiederaufbau der abgebrannten Pflanzgartenhütte auf dem Taubensuhl sehr bescheiden aus – so wie die insgesamt fünf Jagd- und Schutzhütten im Landauer Stadtwald eher ein Sonderfall sind. Noch kurioser: Die kaum nutzbaren Baudenkmale Galeerenturm, ein Rest der mittelalterlichen Stadtbefestigung Landaus, und der im Jugendstil errichtete Bismarckturm beim Klinikum gehören ebenso zum Portfolio des Gebäudemanagements wie der Turm der Stiftskirche und der Kirchen in Nußdorf und Godramstein. Kommunale Kirchtürme sind kein Landauer Sonderfall. Diese rechtliche Konstruktion stammt aus jenen Zeiten, als die Leute keine Uhren hatten und nur vom Kirchturm die Stunde schlug. Heute kommt das die Städte teuer zu stehen. Schlimmer berichtet schmunzelnd und mit einigem Verständnis, dass die Stiftskirchengemeinde das Angebot der Stadt, den Kirchturm ihres Gotteshauses geschenkt zu übernehmen, als sehr großzügig eingestuft, aber dennoch dankend abgelehnt habe. Für die Bevölkerung wichtiger sind die 270 Wohnungen des Gebäudemanagements. Für die Zufriedenheit der Mieter spricht eine geringe Leerstandsquote von 4,2 Prozent, und die könnte noch niedriger sein, wenn nicht noch in sanierungsbedürftigen oder sogar abrissreifen Häusern eine letzte Mietpartei ausharren würde. Viele Wohnungen sind seit Jahren oder gar Jahrzehnten vermietet. Das bedeutet niedrige Mieten von manchmal nur drei Euro pro Quadratmeter (im Mittel sind es eher sozialverträgliche 4,50 Euro bis 4,80 Euro, sagt Götz), es bedeutet allerdings auch, dass beispielsweise in der Cornichonstraße noch Einzelöfen für Wärme sorgen. Wie berichtet, ist dort ein Wohnblock gerade außen für 2,5 Millionen Euro komplett saniert und wärmegedämmt worden. Nach Weihnachten soll es eine Mieterversammlung geben, bei der das GML für eine Innensanierung (4,8 Millionen Euro) ab 2016 mit Einbau neuer Sanitäreinrichtungen und vor allem einer Zentralheizung werben will. Die Mieter müssen dafür vorübergehend ausziehen. Das Gebäudemanagement übernimmt die Umzugskosten und garantiert, fünf Jahre lang die Mieten nicht zu erhöhen. Solche Investitionen muss das Gebäudemanagement selbst erwirtschaften, erläutert Götz: Der Kreditrahmen von Stadt und GML ist von der Kommunalaufsicht gedeckelt. Daher sei auch kein weiterer Ankauf von Wohnungen geplant. Was einen Neubau angeht, „denken wir noch nach“, orakeln Götz und Schlimmer. Das Problem sei, dass derzeit im sozialen Wohnungsbau maximal 5,40 Euro Miete pro Quadratmeter verlangt werden dürfen. Nicht zuletzt wegen Vorgaben zur Barrierefreiheit und zum Energiesparen rechne sich das trotz der niedrigen Zinsen auf Baugeld nicht. Aber: Die Mietpreisgrenze wird vielleicht in Kürze auf 5,95 Euro angehoben, dann rücke die Rentabilitätsschwelle zumindest etwas näher. Die sieht Götz bei etwa 6,50 Euro. Solaranlagen auf den Dächern könnte der Eigenbetrieb selbst nicht stemmen. Es gibt sie trotzdem, weil sich der Eigenbetrieb dafür private Partner gesucht hat, die die Anlagen installieren lassen und maximal 20 Jahre betreiben, bevor sie ins Eigentum des GML übergehen. Ebenfalls ein Projekt des Gebäudemanagements war der Bürgergraben, wo derzeit die Erschließung läuft. Von den neun Bauplätzen sind acht vergeben. (boe)

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