Rheinpfalz Den Genossen kräftig ein Bein gestellt

LANDAU

. Ein gewisses Unbehagen über die wenigen ganz großen Energieversorger in der Bundesrepublik hat es seit Jahren gegeben. Trotz Liberalisierung des Strommarktes fühlten sich viele Kunden ihnen ausgeliefert. Längst nicht jeder konnte sich mit der eigenen Solaranlage ein Stückchen Unabhängigkeit erkaufen. Mal fehlte das Dach, mal das nötige Kapital. Abhilfe versprachen Energiegenossenschaften, an denen man sich beteiligen konnte. Aufgrund einer Änderung des Kapitalanlagegesetzes sind die Möglichkeiten inzwischen erheblich eingeschränkt. Christoph Ochs, Vorstandsvorsitzender der VR Bank Südpfalz, sieht die Politik gefordert. Die Bank hat sich schon 2010 mit etlichen Partnern auf den Weg gemacht. Seitdem versuchen die drei Volks- und Raiffeisenbanken aus der Region zusammen mit Stadt- und Verbandsgemeindewerken, regionalen Versorgern und dem auf Windkraftanlagen spezialisierten Unternehmen Juwi aus Wörrstadt in Rheinhessen, einen dezentralen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Ganz wichtige Partner dabei sind fast 600 Bürger, die einen Anteil von jeweils 1000 Euro gezeichnet haben. Dafür gab es 2014 2,5 Prozent Dividende. Bisher hat die Energiegenossenschaft nach Angaben ihres Vorstands Raimund Schilling bereits für 2,8 Millionen Euro 13 Photovoltaik-Anlagen installiert, die rund 1300 Menschen mit Strom versorgen können. Die Solarpaneele sind auf großen angemieteten Dächern in der gesamten Südpfalz montiert, vom La Ola in Landau über Raiffeisenlager in Kirrweiler und Ilbesheim bis hin zur Tullahalle und Feuerwache in Wörth. „Dadurch wird ein jährliche Kohlendioxid-Ausstoß in Höhe von 720 Tonnen vermieden“, sagt Bernhard Wagner, Prokurist der VR Bank Südpfalz. Allerdings ist die Förderung von Solarstrom von einst 54 auf nun nur noch elf Cent pro Kilowattstunde abgesenkt worden, weshalb es nach der bisher größten Solaranlage in Rülzheim, die im September 2013 ans Netz gegangen ist, keine weitere gegeben hat. Zwei Wasserkraft-Projekte hätten sich wegen der geringen Fließgeschwindigkeit der Queich nicht gerechnet, bedauert Schilling. So hatten die Genossen in der Folgezeit verstärkt die Windenergie in den Fokus genommen. Doch dann hat ihnen die Prokon-Pleite einen Strich durch die Rechnung gemacht, wie Ochs schildert. Das Unternehmen hatte Anlegern Beteiligungen an Windpark-Fonds angeboten, was die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht als Kapitalanlagegeschäft wertet. Zum Schutz der Anleger und zur Regelung des „grauen Kapitalmarkts“ gelten seither hohe Auflagen für alle Investmentfonds – und darunter fallen nach Bafin-Lesart auch die Energiegenossenschaften, selbst wenn dort Experten mit Bankleiterlizenz in den Vorständen sitzen. Wie Ochs verdeutlicht, könnte die Energiegenossenschaft selbst ein Windrad errichten und betreiben. Doch erstens ist eine Fünf-Millionen-Euro-Investition auf einen Schlag eine Nummer zu groß, und zweitens will sich die Genossenschaft zum Schutz ihrer Kleinanleger lieber an mehreren Anlagen in unterschiedlichen Regionen beteiligen. „Wir wollen einen Risikomix“, betont Wagner. Das ist nun, zumindest vorerst, nicht mehr zulässig. „Wir hoffen auf die Hilfe der Politik“, sagt Ochs. Das Problem sei durchaus erkannt, aber eine schnelle Lösung in Form einer „Lex Energiegenossenschaft“ nicht in Sicht. Zum Glück für die Genossen gibt es Bestandsschutz für bestehende Beteiligungen. Darunter fallen Anteile an einem Windpark in Flomborn. Nach Wagners Angaben spricht die Bürgerenergiegenossenschaft nun mit Kommunen, die den Rückkauf ihrer Stromnetze erwägen. (boe)

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