Rheinpfalz Brainstorming beim Skypen

BÖHL-IGGELHEIM/FRANKENTHAL. Sie sind Freunde, Technik-Tüftler und Gewinner: Gemeinsam haben der 18-jährige Johannes Kimmle aus Böhl-Iggelheim und der 15-jährige Fabian Cnyrim aus Lambsheim im Februar beim Regionalwettbewerb von Jugend forscht in Frankenthal im Bereich Physik den ersten Platz belegt. Für den Landesentscheid vom 8. bis 10. April in Ludwigshafen gibt es für die beiden Jungwissenschaftler noch einiges zu tun.

Kennengelernt haben sich Fabian und Johannes 2010 beim Windsurfen auf dem Silbersee in Bobenheim-Roxheim. Im darauffolgenden Jahr arbeiteten sie bereits an ihrem ersten gemeinsamen Projekt: einem Lego-Roboter, der in einem Wettbewerb Aufgaben lösen musste. „Wir arbeiten gut zusammen und uns verbindet eine besondere Freundschaft“, berichtet Johannes. Häufig machen die beiden bei Skype-Unterhaltungen ein Brainstorming, entwickeln so ihre Projektideen und besprechen deren Umsetzung. Danach lesen sie sich Wissen zum Thema an. Von Flugzeugen sind beide fasziniert: 2013 siegten sie mit ihrem „Flugzeugkonzept der Zukunft“ mit ausgefallener Form und Flügelstellung bei ihrer ersten Teilnahme ebenfalls beim Regionalwettbewerb von Jugend forscht; beim Landesentscheid landeten sie auf Platz zwei. Dabei untersuchten sie, wie stabil ihr Flugzeugmodell fliegt und wie effizient es ist. Die Flügel ihres Modells haben sie mit einer selbst gebauten CNC-Fräsmaschine aus Styrodurblöcken geschnitten. Als Preis gab es ein zweiwöchiges Praktikum beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das allerdings nur Johannes antreten konnte – Fabian war damals noch zu jung. Beim Praktikum konnte Johannes ein Segel- und Motorflugzeug sowie im Simulator einen Airbus 330 fliegen. „Es ist ein total cooles Gefühl, selbst den Steuerknüppel in der Hand zu halten, Steilkurven zu fliegen und mit seinem dreifachen Körpergewicht in den Sitz gedrückt zu werden“, erzählt Johannes. Außerdem konnte er die Flugzeug-Experten, unter anderem einen Testpiloten, „total ausquetschen“. In ihrem diesjährigen Gewinnerprojekt haben Johannes und Fabian untersucht, wie die Strömungskräfte auf eine Drohne, ein unbemanntes Flugzeug, wirken. Dabei haben sie mit einem komplexen Computerprogramm gearbeitet, mit dem Simulationen durchgeführt werden können. Ihr Drohnenmodell haben sie bisher nur in einem kleinen Windkanal testen können. Vor dem Landesentscheid bekommen sie allerdings die Gelegenheit, ihre Ergebnisse an einem größeren, von ihnen mithilfe eines 3D-Druckers erstellten Modells im großen Windkanal der Uni Stuttgart noch genauer zu überprüfen. Warum es wichtig ist, zu testen? „Die Realität ist nicht immer so, wie die Physik sie beschreibt. Unser Fokus ist, wie die Aerodynamik der Drohne verbessert werden kann“, erklärt Fabian. „Ich bin gespannt, was bei den Experimenten im Windkanal herauskommt“, fügt Johannes hinzu. Neben seinem gemeinsamen Projekt mit Johannes ging Fabian in diesem Jahr noch mit zwei weiteren innovativen Arbeiten bei Jugend forscht an den Start, die mit dem Gemeinschaftsprojekt ein Gesamtkonzept bilden. Mit der Entwicklung einer eigenständigen Drohne für den Katastrophenschutz, also bei Hochwasser, Bränden oder der Seenotrettung, landete Fabian in Frankenthal in der Technik-Sparte auf dem dritten Rang. Beim Regionalwettbewerb in Bingen gewann Fabian außerdem in Mathematik/Informatik den Preis für das beste fachübergreifende Projekt. Hierbei hatte er 1000 Zeilen Computer-Skript geschrieben und ein völlig neuartiges Programm als Zwischenstück zwischen der Kamera und dem Autopiloten einer Drohne entwickelt, das dem Fluggerät hilft, anderen Objekten in der Luft auszuweichen. Johannes ist Auszubildender zum Industriemechaniker im zweiten Lehrjahr bei Siemens Frankenthal und besucht dort die Andreas-Albert-Schule. Nebenbei ist er viel beschäftigt: Er macht seine Fachhochschulreife, um vielleicht später Maschinenbau studieren zu können. „Ich bin kreativ und interessiere mich für technische Abläufe“, sagt Johannes, der mit zwei Freunden noch immer an Wettkämpfen mit Lego-Robotern teilnimmt. Fabian besucht die elfte Klasse des Frankenthaler Karolinen-Gymnasiums und studiert seit vergangenem Jahr nebenbei Mathematik mit Nebenfach Physik an der Technischen Universität Kaiserslautern. Die mathematischen Grundlagen dafür hat er sich durch Online-Vorlesungen angeeignet, die er sich teilweise doppelt so schnell angehört hat, da er eine so schnelle Auffassungsgabe besitzt. Aufgrund seiner drei Projekte – für jedes war ein 15-seitiger Bericht gefordert – musste er im ersten Semester seines Früh- und Fernstudiums allerdings ein bisschen zurückstecken. Nach dem Abi fehlt dann nicht mehr viel zum Bachelor-Abschluss. „Bei mir heißt es: erst Abi, dann Autofahren“, sagt Fabian. Ob er eine Karriere an der Hochschule oder in der Industrie anstrebt, weiß er noch nicht genau. Zumindest hat er bereits bei mehreren Firmen Praktika gemacht. Doch die beiden Jungwissenschaftler beschäftigen sich nicht nur mit Technik. Johannes fährt Wildwasser-Kajak in Südfrankreich und macht leidenschaftlich gerne Judo: „Dabei interessiert mich, dass man die Kraft des anderen ausnutzen und in der fließenden Bewegung etwas tun kann, womit der Gegner nicht rechnet.“ Vor Kurzem hat er ein 40 Jahre altes Moped wieder flott gemacht. Fabian tanzt Standard und Latein, besucht gerne Theateraufführungen und interessiert sich für Philosophie. „Um den Kopf freizukriegen, fahre ich regelmäßig Mountainbike im Pfälzerwald“, berichtet er.

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