Rheinpfalz Bleibe für Flüchtlinge gesucht

Mehrere hundert Flüchtlinge, die in diesem Jahr im Kreis Südwestpfalz unterzubringen sind, stellen die Verbandsgemeinden vor ungewohnte Probleme. Es fehlt vielerorts an Wohnraum. In der Verbandsgemeinde Hauenstein müssen die Asylbewerber eventuell bald in Hotels untergebracht werden. Andere Verwaltungen überlegen, Häuser anzukaufen. Das Problem sind fehlende private Vermieter. Außer in Dahn gibt es kein reines Asylbewerberheim.

Am dicksten getroffen hat es die Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen-Wallhalben mit 84 Flüchtlingen, die derzeit dort untergebracht sind. „Wir sind ständig auf der Suche nach Wohnungen und haben auch schon überlegt Häuser zu kaufen“, meint Verbandsbürgermeister Thomas Peifer. In drei Wochen sei Nachwuchs zu erwarten und Peifer rechnet fest mit weiteren Flüchtlingen, die in diesem Jahr noch der Verbandsgemeinde zugeteilt werden. Dank zweier sehr engagierter Sachbearbeiterinnen in Thaleischweiler-Fröschen und Wallhalben habe es bisher gut geklappt, Wohnraum bei privaten Anbietern zu finden. Eine Lösung mit einer Großunterkunft hält Peifer für wenig sinnvoll. „Eine Ghettobildung wollen wir vermeiden.“ Mit einem großen Asylbewerberheim hat die Verbandsgemeinde Dahn nicht die Probleme der anderen Verbandsgemeinden, aber dafür andere. Die dortige Mischung von Flüchtlingen aus Somalia, Ägypten, Pakistan und dem Irak sei mitunter nicht verträglich, wie es Verbandsbürgermeister Wolfgang Bambey formuliert. Unter den Flüchtlingen komme es gelegentlich zu Streit wegen des unterschiedlichen kulturellen Hintergrunds. Ende der 90er Jahre habe die Verbandsgemeinde eine frühere Fabrik am Ortsausgang Richtung Hinterweidenthal gekauft und zu einem Asylbewerberheim umgebaut. 50 Flüchtlinge sind derzeit in der VG Dahn untergebracht. Im Asylbewerberheim seien noch drei Plätze frei, dann muss auch Bambey auf Wohnungssuche im Dahner Felsenland gehen. Mit Maria Rosenberg hat auch Winfried Krämer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Waldfischbach-Burgalben, eine größere Unterkunft zur Verfügung, die einige Flüchtlingen kurzfristig aufnehmen kann (die RHEINPFALZ berichtete). Hier seien derzeit fünf Asylbewerber einquartiert und weitere Wohnfläche als Reserve vorhanden. Die meisten habe man bisher bei privaten Vermietern einmieten können. 48 Flüchtlinge seien es derzeit in der ganzen Verbandsgemeinde. „Wir kriegen die Leute alle ordentlich unter“, so Krämer. Die Verteilung auf viele private Unterkünfte finde er gut, da die Flüchtlinge dann auch besser zu integrieren seien. Falls noch mehr zugeteilt würden, könne er sicher noch mit der Leitung von Maria Rosenberg wegen weiterer Wohnungen sprechen. Die Unterbringung auf dem flachen Land hält auch Verbandsbürgermeisterin Silvia Seebach für einen Vorteil. Gerade in ihrer Verbandsgemeinde Pirmasens-Land habe sich die Verteilung auf kleinere Dörfer bewährt. In Bottenbach beispielsweise habe die VG einen größeren Wohnungsbestand in Form der früheren Zollhäuser gefunden, die von einer Mannheimer Immobiliengesellschaft umgebaut wurden und nun einige der 49 Asylbewerber in der VG aufnehmen können. Die kommen nicht zum größten Teil aus Kriegsgebieten, sondern vom Rand der Europäischen Union aus Serbien, Bosnien oder Russland, neben Einzelflüchtlingen aus Afghanistan, Pakistan, Armenien und Syrien. Gerade die kunterbunte Mischung der Flüchtlinge hält Seebach allerdings für problematisch. „Man kann die Leute doch nicht so einfach in die Orte schicken. Die verstehen sich nicht untereinander, haben eine andere Religion und andere Kultur. Das fängt ja schon beim Essen an“, so ihre Beobachtung. Die Unterkunft in Bottenbach sei ansprechend umgebaut worden, versichert Seebach, die sich selbst vor Ort ein Bild davon gemacht habe. Und der Bottenbacher Bürgermeister Helmut Schmitt kümmere sich sehr um die Flüchtlinge. Über die Bottenbacher Zollhäuser hinaus habe die VG noch weitere Wohnungen zur Verfügung. „Die Vermieter melden sich bei uns und bieten Wohnungen an. Wir haben kein Problem, was zu finden.“ Davon kann ihr Hauensteiner Kollege Ulrich Lauth nur träumen. Über 50 Flüchtlinge wurden Hauenstein zugeteilt. Lauth kann sich noch gut an die früheren Jahre erinnern, als gerade mal elf Asylbewerber unterzubringen waren. Die Häuser der Gemeinde seien voll belegt und dazu noch einige Privatwohnungen. Weitere Wohnungen müssten auf dem privaten Markt gefunden werden und der gestaltet sich just in Hauenstein und Umgebung schwierig. „Die privaten Vermieter sind schwer zugänglich“, drückt sich Lauth aus. Seine mit der Wohnungssuche beauftragte Sachbearbeiterin Christina Spielberger findet da andere Worte: „Die Hauensteiner wollen nicht an Ausländer vermieten und schon gar nicht an Asylbewerber.“ Außerdem seien die Mieten in Hauenstein und Umgebung sehr hoch. Den Unwillen zur Aufnahme von Flüchtlingen kann Spielberger nicht verstehen. „Das sind ganz saubere und anständige Leute.“ Ihr Chef sieht seine Verbandsgemeinde an der Grenze des Machbaren angelangt und überlegt, Hotels für weitere Flüchtlinge anzumieten, was noch teurer käme. Häuser zu kaufen, hält Lauth für wenig sinnvoll, da bei einem Rückgang der Flüchtlingszahlen dann deren Leerstand zum Problem werde. Man könne die Flüchtlinge auch nicht überall hinschicken, schneidet der Rodalber Verwaltungschef Werner Becker ein weiteres Problem an. Ein der deutschen Sprache oder auch des Englischen nicht mächtiger Flüchtling aus dem Nahen Osten könne unmöglich in Leimen einquartiert werden, findet Becker. Generell könne die VG Rodalben die derzeit 30 Flüchtlinge noch ganz gut unterbringen, auch weil Gemeindewohnungen zur Verfügung stehen. Aber neue Wohnungen zu finden, sei auch in Rodalben schwierig. Nahe an der Vollbelegung sei die Verwaltung in der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land. „Wir haben noch Wohnungen auf Vorrat“, meldet Reiner Stephan. Die rund 40 Asylbewerber seien ausschließlich privat einquartiert worden. Die Wohnungen findet Stephan wie in anderen Verbandsgemeinden auch per Anzeige im Amtsblatt.

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