Rheinpfalz Akribisch und behutsam

Weil Zeitzeugen des Naziterrors bald ausgestorben sein dürften, hat man sich Zeit genommen, um sehr akribisch und behutsam „Geschichten“ zu sammeln und zu dokumentieren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wie sich bei der Präsentation der 52 Seiten umfassenden Broschüre „Wege der Erinnerung – jüdisches Leben in Niedereisenbach, Offenbach, Grumbach, Lauterecken, Medard, Odenbach“ zeigte.

Es war eine honorige Schar von gut 30 Personen, die fast ausnahmslos eng mit dem Entstehen verbunden waren und sich zu der Präsentation der Broschüre in der ehemaligen Synagoge eingefunden hatten. Umrahmt von Klezmer-Gesängen, die Sonja Gottlieb aus Idar-Oberstein, sich selbst auf der Gitarre begleitend vortrug, skizzierte Gerold Lofi, Jugendreferent des Kirchenkreises Obere Nahe, das Entstehen der Broschüre, die im Rahmen und gefördert von der Bundesinitiative „Tol(l)eranz – find ich gut“ im Laufe von 14 Monaten entstand. Auch der neuen Initiative „Demokratie wagen“ (die RHEINPFALZ berichtete) wünschte Lofi eine ebenso glückliche und fruchtbare Fortsetzung der geschaffenen Netzwerkverknüpfungen, um insbesondere die Jugend zu sensibilisieren. Simone Schnipp gab einen Rückblick auf die überaus engagierte Arbeit des Redaktionsteams, das bis zur letzten Minute um eine gelungene Gestaltung gerungen habe. Dazu gehören Ursula und Rupertus Woehl vom Förderverein ehemalige Synagoge Odenbach, Hilde und Hans-Joachim Müller aus Medard, Jan Fickert von der Stadt Lauterecken, Markus Christian aus Grumbach, Johannes Hülser aus Offenbach-Hundheim, Ruth und Ulrich Eckhoff aus Sien und Günter Lüers, erster Beigeordneter der Stadt Lauterecken. Glückwünsche sagten auch die Superintendentin des Kirchenkreises Obere Nahe, Jutta Walber sowie Kreisbeigeordneter Jürgen Conrad. Besonders herzlich fiel der Begrüßungsapplaus für Hilde Edinger aus Odenbach aus, die bis heute im ehemals jüdischen Haus der Familie Kleinberger in unmittelbarer Nachbarschaft der ehemaligen Synagoge wohnt und deren Eltern bei jüdischen Familien angestellt waren. Ihre lebhaften Erinnerungen an die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, die sie als damals Zehnjährige erlebte sowie Episoden des Alltags im nationalsozialistischen Deutschland geben der Broschüre ein persönliches Gesicht. Neben Artikeln über Familienschicksale in Niedereisenbach, Offenbach, Grumbach, Lauterecken, Medard und Odenbach, teils in Form von Gedächtnisprotokollen, illustriert seltenes Bildmaterial die Artikel, die auch einen Bogen über den „großen Teich“ bis in die USA, genauer gesagt zu Eleanor „Elli“ Loeb Merar, die heute in Illinois lebt und Stella „Senta“ Loeb Ungar nach Kalifornien schlagen. (mhz)

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