GEWICHTHEBEN Gewichtheben: Das lange Warten

Bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro: Jürgen Spieß.
Bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro: Jürgen Spieß.

Seit wenigen Wochen glühen wieder die Eisen im Training der pfälzischen Schwerathleten. Doch der Beginn des normalen Ligabetriebs steht wie bei vielen anderen Sportarten im Corona-Zeitalter noch in den Sternen. Die Hoffnung liegt auf einem Start im Spätjahr.

Einer der zurzeit ausgebremsten Sportler ist der für den AV 03 Speyer hebende Jürgen Spieß (36). Der mehrfache deutsche Meister und Routinier hatte in diesem Jahr große sportliche Ziele. Das Finale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft, eine mögliche vierte Teilnahme bei den Olympischen Spielen, die Europameisterschaften. Alle Termine fielen der Pandemie zur Opfer. Das muss ein Spitzensportler erst einmal verkraften. „Wir trainieren hart für unsere Ziele und die sind momentan nicht gegeben, weil wir nicht wissen, wie und wann es weiter geht. Das ist demotivierend“, sagt Spieß.

EM eventuell im November

Die schon auf Juni verschobene EM in Moskau soll möglicherweise Anfang November nachgeholt werden. Darauf hoffen die Mutterstadter Lisa-Marie Schweizer, Nina Schroth und Max Lang. Spieß persönlich käme eine weitere Verschiebung nicht ungelegen: „Ich laboriere noch an den Nachwirkungen einer Sehnenentzündung der Hüfte. Da wäre ich noch nicht so fit. Vielleicht läuft ja in diesem Jahr international auch nichts mehr und ich kann mich nächstes Jahr voll für die Olympiaqualifikation reinknien.“

Eher skeptisch sieht Frank Mantek, der Sportdirektor des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (BVDG), aufgrund der weltweiten Situation die Austragung der EM in Moskau. „Die Vorbereitungen unserer Athleten laufen zwar darauf hin. Aber ob am Ende der geplante Wettkampf wirklich stattfindet, muss man abwarten. Am Olympiastützpunkt Leimen finden unsere Athleten beste Trainingsbedingungen. Das ist schön, aber die Sportler brauchen den Wettkampf.“

Wettkampfkonzepte in der Mache

National hoffen die Vereine aus der Region auf den Rundenstart Mitte November. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat den Verbänden Vorschläge für Wettkampfkonzepte unter Einhaltung der Hygienebestimmungen gemacht. „Das ist nicht so einfach unter einen Hut zu bringen. So gibt es unter den einzelnen Bundesländern verschiedene Landesregelungen. In Rheinland-Pfalz ist man da eher großzügig. Wettkampfsport ist jetzt schon bis zu 30 Personen möglich. Jetzt geht es darum, das zeitnah und vernünftig umzusetzen“, erklärt Patrick Fassott, Präsident des Gewichtheberverbandes Rheinland-Pfalz (GVRLP).

Jugend hofft auf Wettkämpfe

Beim AV 03 Speyer läuft das Training seit der Lockerung für den Sport in Hallen nach den Vorgaben wieder unter normalen Bedingungen. Mit elf Bohlen ist gewährleistet, dass alle Sportler beim Training Abstand halten können und mit ihrem eigenen Material trainieren. „Wir sind froh, dass unsere Jugendlichen wieder trainieren können. Ich hoffe, dass in diesem Bereich möglichst bald wieder Wettkämpfe stattfinden. Eine Idee wäre, die Jugendliga an verschiedenen Standorten gleichzeitig auszutragen. Wenn nichts passiert, springt uns der Nachwuchs ab, und das wäre sehr schade“, meint AV-03-Abteilungsleiter Frank Hinderberger.

Auch beim Nachbarn AC 1892 Mutterstadt hofft man auf baldige Normalität. Gerne wäre der ACM beim zum zweiten Male in Folge erreichten Mannschaftsfinale Ende April in Samswegen angetreten. Jetzt sehnen die Verantwortlichen eine generelle Rückkehr der Bundesligakämpfe herbei. Am besten wieder mit Zuschauer. „Die Atmosphäre macht doch für den Athleten auf der Bühne den Reiz aus. Auch unsere Sponsoren wollen wieder Wettkämpfe sehen. Natürlich geht es auch um Einnahmen für die Vereine“, argumentiert Stefan Mohr, der Sportliche Leiter des AC Mutterstadt.

Aufgabe des Verbandes ist es nun, ein umsetzbares Konzept für die Gewichthebervereine von der Landes- bis zur Bundesliga festzusetzen. Eine Alternative in der heutigen Zeit wären Online-Wettkämpfe, bei denen an verschiedenen Orten gleichzeitig Wettbewerbe stattfinden. „Das wurde auch schon weltweit umgesetzt“, berichtet BVDG-Sportdirektor Frank Mantek.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x