Fussball Deutsche Frauen-Nationalmannschaft kann doch noch gewinnen

 Giulia Gwinn (rechts) erzielte das 3:1 für Deutschland gegen Wales, im Bild mit Angharad James.
Giulia Gwinn (rechts) erzielte das 3:1 für Deutschland gegen Wales, im Bild mit Angharad James.

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft gewinnt mit 5:1 gegen Wales. Vor 20.107 Zuschauern in Sinsheim stimmt vor allem das Ergebnis. Dem deutschen Team ist die Unsicherheit anzumerken. Interimscoach Horst Hrubesch lobt und tadelt.

Ganz am Ende ist Horst Hrubesch aufs Spielfeld vor seiner Coaching-Zone gelaufen, um ein loses Stück Rasen festzutreten. Der Abpfiff war zwar am Freitagabend noch gar nicht erfolgt, aber der Nothelfer der deutschen Fußballerinnen wollte eben, dass der Ball bis zum Ende richtig rollte. Sein Team hat trotz einiger altbekannter Schwächen einen ersten Schritt nach vorne gemacht. Der 5:1 (1:1)-Heimsieg vor 20.107 wohlwollend gestimmten Fans in Sinsheim gegen das allenfalls zweitklassige Wales sollte für Deutschlands Frauen nach turbulenten Tagen um die renitent auf Weiterbeschäftigung pochende Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg einige Blockaden lösen.

Deutschem Team fehlt die Sicherheit

„Wir haben im Moment nicht die Sicherheit. Dieses Ergebnis wird den Mädels helfen“, sagte der Interimscoach nach seinem Comeback. Wenn in der Nations-League-Gruppe A am vierten Spieltag jetzt ein Sieg auf Island (Dienstag 20 Uhr) folgt, dann gibt es auf dem Weg zu den Olympischen Sommerspielen 2024 am 1. Dezember in Rostock gegen Dänemark ein Endspiel um den Gruppensieg. „Es muss dann besser laufen als heute“, verlangte Hrubesch, der trotz der Kopfballtore von Lea Schüller (25., 47.) sowie Treffern von Giulia Gwinn (80./Foulelfmeter), Sjoeke Nüsken (86.) und Nicole Anyomi (88.) sich über den zwischenzeitlichen Ausgleich von Ceri Holland (42.) ärgerte.

„Wir kontrollieren das Spiel, lassen eine Torchance zu und kriegen das Gegentor – das kann nicht sein“, kritisierte der 72-Jährige. Er habe allerdings erwartet, dass nicht alles rund läuft. „Es muss jetzt alles zusammenwachsen. Wir werden aber schon gegen Island weiter beißen müssen.“

Horst Hrubesch feierte einen gelungenen Einstand als Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft.
Horst Hrubesch feierte einen gelungenen Einstand als Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft.

In Reykjavik hatte der Gute-Laune-Routinier vor fünf Jahren bei seinem ersten Retter-Einsatz die WM-Qualifikation dingfest gemacht. Die Unruhe zur Unzeit, geschürt durch seine Nachfolgerin und Vorgängerin „MVT“, hätten die Spielerinnen „gut ausgeblendet“.

Vor allem Schüller zeigte sich davon völlig unbeeindruckt. Die Angreiferin vom FC Bayern nutzte die Anweisungen nach Flanken von Sarai Linder und Linda Dallmann vor und nach der Halbzeit kompromisslos aus, weil der Matchplan ohnehin viele Vorstöße über die Flügel vorsah. „Das Manko in der ersten Halbzeit war die Chancenverwertung“, sagte die umtriebige Ersatzkapitänin Svenja Huth: „Wir haben mit viel Spielfreude gespielt und uns mit fünf Toren belohnt.“

Einfache Anweisungen von Hrubesch

Hrubesch versuchte bei seinem zweiten Intermezzo die Anweisungen einfach zu halten. Komplikationen durch zu verkopfte Anforderungen gab es bei der WM in Australien zur Genüge. Keinen guten Tag erwischte die auf ihrer Lieblingsposition hinter den Spitzen für die angeschlagene Alexandra Popp aufgestellte Laura Freigang, die unmittelbar vor dem Ausgleich freistehend an Torhüterin Olivia Clark scheiterte (41.).

Die fremdelnde Freigang blieb ebenso wie die schwache Sara Däbritz in ihrem 101. Länderspiel zur Pause in der Kabine. Die eingewechselten Sjoeke Nüsken und Linda Dallmann entpuppten sich sofort als belebendes Element. Hrubesch möchte in Zukunft von allen mehr sehen: „Wir müssen mit unser Qualität klarer spielen, früher die Tore machen und ruhiger aufbauen.“ Sein Ansporn sind die Olympischen Sommerspiele 2024. „Ich will, dass die Mädels das erleben. Mit Worten kann das nicht beschreiben.“

Tina Theune geehrt

Vor Anpfiff hatte es großen Applaus für eine Trainerin gegeben, die stets für Loyalität und Kontinuität stand: Tina Theune wurde vom DFB für ihr „Lebenswerk“ als Bundestrainerin ausgezeichnet. Die 69-Jährige ist die erste Frau, die dieser Ehrenpreis zuteil wird. Generalsekretärin Heike Ullrich lobte zurecht „die Arbeit, das Wissen, die Akribie und die Empathie“ der von 1996 bis 2005 in der Chefrolle arbeitenden Fußballlehrerin, die vor 20 Jahren den ersten WM-Titel mit den DFB-Frauen einheimste.

x