Rheinland-Pfalz Gewächse mit besonderem Charakter

Degustation in historischem Ambiente: Bei der „Pfälzer Lagenart“ am Samstagnachmittag im Hambacher Schloss wurden den Besuchern
Degustation in historischem Ambiente: Bei der »Pfälzer Lagenart« am Samstagnachmittag im Hambacher Schloss wurden den Besuchern rund 350 Weine der Jahrgänge 2012 bis 2016 zum Verkosten offeriert.

«NEUSTADT.» Was einen Riesling aus dem „Herxheimer Himmelreich“ von einem aus der „Gleisweiler Hölle“ unterscheidet oder sechs „Forster Ungeheuer“ voneinander – das beispielsweise konnten Besucher der „Pfälzer Lagenart“ am Samstagnachmittag auf dem Hambacher Schloss „erschmecken“. Über 350 für ihre Herkunft typische Gewächse standen dort zum Verkosten zur Auswahl bei der dritten Auflage dieser Weinmesse, die große Resonanz fand.

Auch diesmal waren die Eintrittskarten für die „Lagenart“ bereits ein paar Wochen im Vorfeld ausverkauft gewesen. Was freilich nicht nur an der starken Nachfrage lag, sondern auch an der relativ begrenzten Menge. Denn aus sicherheitsrelevanten Gründen dürften lediglich rund 300 Menschen die betreffenden Schlossräume nutzen, hieß es dazu bei der Pfalzwein-Werbung, die zusammen mit dem Weinbauverband Pfalz und dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) Pfalz Veranstalter ist. Für die Messegäste war das indes von Vorteil: Es herrschte weniger Gedränge. So konnten sie in entspannter Atmosphäre degustieren und mit den Winzern reden und nebenbei noch das historische Ambiente sowie den herrlichen Ausblick übers Rebland genießen. Ebenso wie mehr Karten hätten die Organisatoren der Messe auch noch mehr Standplätze vergeben können, wenn weitere verfügbar gewesen wären. Mit 89 Weinbaubetrieben wurde die bisher höchste Teilnehmerzahl bei der – 2014 erstmals ausgerichteten – „Pfälzer Lagenart“ erreicht. „Mehr geht nicht“, erklärte Susanne Breiling von der Pfalzwein-Werbung. Zu den vertretenen Weingütern und Winzergenossenschaften zählten neben den 25 Pfälzer Prädikatsweingütern und ihren derzeitigen vier Spitzentalenten viele weitere namhafte Betriebe. Grundvoraussetzung fürs Mitmachen ist, dass sich nicht zum VDP gehörige Weinerzeuger anlehnen an dessen Klassifikationssystem. „Je enger die Herkunft, desto höher die Qualität“, lautet die Vorgabe dabei. Unterteilt werden die Erzeugnisse in eine dreistufige Klassifizierungs-Pyramide: Auf „Gutsweine“ als Basis folgen „Ortsweine“ mit „hoher Individualität“ aus hochwertigen Lagen und an der Spitze die von besten Terroirs zeugenden „Lagenweine“. Wobei jene beim VDP einer weiteren Einstufung nach aus „Erster“ oder „Großer“ Lage („Große Gewächse“) stammen. Anliegen der Messe-Initiatoren ist auf alle Fälle, Bedeutung und Feinheiten des Terroirs hervorzuheben. Und somit zu verdeutlichen, wie die Lagen mit ihren Bodenarten und weiteren geologischen sowie topographischen Eigenheiten in Zusammenspiel mit dem Klima und der Hand des Winzers den Charakter eines Weines prägen. Bei der „Lagenart“ handle es sich aber nicht um eine Veranstaltung des VDP, sondern um eine große gemeinsame Leistungsschau mit weiteren Beteiligten, betont Hansjörg Rebholz, Vorsitzender des VDP Pfalz. „Wir wollen zeigen, dass es die große Stärke der Pfalz ist, zusammen so etwas zu entwickeln und in Einklang etwas zu bewegen.“ Er freut sich, dass gerade junge Winzer „verstärkt den Weg gehen“ in Richtung herkunftsbezogene Klassifizierung. Unter die teils von weit her angereisten Besucher der „Lagenart“ mischten sich übrigens auch einige ausländische Journalisten, die auf Einladung des Deutschen Weininstituts (DWI) eine mehrtägige Tour durch das Weinbaugebiet Pfalz unternahmen – und sich sehr angetan davon zeigten. Die Qualität der Weine sei „sehr gut“, meinte beispielsweise Cecilia Wong aus Hongkong, die überrascht war über deren Vielfältigkeit und die „vernünftigen“ Preise. Und Bruno Vanspauwen aus Belgien schwärmte: „Der deutsche Riesling ist unschlagbar.“ EINWURF

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