Rheinland-Pfalz „Überall Kothaufen“

Dieser Hund war einer der Vierbeiner, die bei der Tierärztin im vergangenen Jahr gefunden wurden. Die Tiere waren verwahrlost.
Dieser Hund war einer der Vierbeiner, die bei der Tierärztin im vergangenen Jahr gefunden wurden. Die Tiere waren verwahrlost.

«LANDAU.» Tierquälerei und Betrug: Das wirft die Staatsanwaltschaft einer Tierärztin aus dem Kreis Südliche Weinstraße vor (wir berichteten). Seit gestern muss sie sich vor dem Schöffengericht des Amtsgerichtes Landau verantworten. Sie sagte, sie sei wegen der Trennung von ihrem langjährigen Partner „psychisch und körperlich“ nicht mehr in der Lage gewesen, sich um die Hunde, Katzen und Kängurus zu kümmern. Ein Polizist sprach von „unvorstellbaren Zuständen“.

Die Frau habe „43 Hunden und Katzen zu Beginn des Jahres 2017 über mehrere Monate erhebliche Leiden zugefügt“, weil sie diese in zwei unbewohnten Privathäusern nicht artgerecht gehalten habe, sagte Oberstaatsanwältin Anne Herrmann gestern. Die Tiere hätten unter anderem nicht genügend Auslauf bekommen, kein oder nur kaum Tageslicht gesehen. Weil die Böden mit Exkrementen überzogen gewesen waren, hätten die Tiere unter dem Gestank gelitten. Die Frau habe auch Kängurus in einer kleinen Gitterbox gehalten, die Tiere seien deshalb in ihrem Bewegungsdrang stark eingeschränkt gewesen. Sie soll aber auch von Kunden Geld für Leistungen erschlichen haben, die sie angeblich nie erbracht hat. Die Angeklagte sagte, eine „schlimme Trennung“ von ihrem ehemaligen Lebensgefährten habe sie vor zwei Jahren extrem mitgenommen. Ihr Ex-Freund habe sich früher um die Versorgung der Tiere gekümmert, während sie gearbeitet habe. „Nachdem er weggebrochen war, habe ich es nicht mehr geschafft. Ich war körperlich und psychisch nicht mehr in der Lage zu putzen. Ich bin nur noch auf Autopilot geflogen“, sagte die Angeklagte. Ihr Ex habe sie nach der Trennung gestalkt, bedroht und geschlagen. Daraufhin habe sie aus Angst nicht mehr alleine zu den Häusern gewollt, in denen Tiere untergebracht waren. Sie habe sich irgendwann für den Dreck dort geschämt und habe deshalb auch nicht um Hilfe gebeten. Zu den vielen Tieren seien sie und ihr Ex-Freund übers Züchten gekommen, die Kängurus habe sie allerdings geschenkt bekommen, sagte die Frau. Der frühere Ermittlungsleiter berichtete von „unvorstellbaren Zuständen“ in Häusern der Angeklagten. Die Durchsuchungen seien für seine Kollegen und ihn eine Zumutung gewesen. In der Praxis hätten Ermittler drei Kängurus in winzigen Käfigen gefunden, im Innenhof hätten „überall Kothaufen“ gelegen. In einem Bungalow habe die Frau 21 Hunde gehalten, einige davon isoliert in „stockdunklen Kellerverliesen“. Der Boden sei mit einer Mischung aus Urin und Kot überzogen gewesen, stellenweise knöcheltief. „Es hat furchtbar gestunken. Es war wirklich Wahnsinn“, sagte der Ermittler. In einem Keller hätte auch eine tote Ratte gelegen. In dem anderen Privathaus seien die Ermittler auf mehrere Hunde und ein Dutzend Katzen gestoßen. Dort sei der Gestank trotz Atemmasken unerträglich gewesen, erzählte der Polizist vor Gericht.

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