Politik VW-Ingenieur in USA muss 40 Monate in Haft

Das VW-Wappen glänzt – doch das Image in den USA ist ziemlich lädiert.
Das VW-Wappen glänzt – doch das Image in den USA ist ziemlich lädiert.

«Detroit/Berlin.» In den USA ist erstmals ein VW-Mitarbeiter wegen seiner Rolle im seit zwei Jahren laufenden Abgas-Skandal verurteilt worden. Der zuständige Richter Sean Cox brummte dem langjährigen Konzerningenieur James Liang gestern in Detroit eine Gefängnisstrafe von 40 Monaten und eine Geldbuße in Höhe von 200.000 US-Dollar (rund 170.000 Euro) auf. Cox sprach von einem „ernsten Verbrechen“, bei dem der Angeklagte eine „Schlüsselrolle“ gespielt habe. Liang ist einer von acht amtierenden und früheren Mitarbeitern des VW-Konzerns, gegen die bislang wegen Verschwörung zum Betrug und Verstoß gegen US-Umweltgesetze Strafanzeigen gestellt wurden. Der nach eigenen Angaben seit 1982 bei VW tätige Dieselexperte hatte frühzeitig ein Geständnis abgelegt und mit den US-Ermittlern kooperiert. Das kam ihm beim Urteil zugute – die Strafe liegt deutlich unter dem gesetzlichen Höchstmaß von sieben Jahren Gefängnis und bis zu 400.000 Dollar Geldbuße. Dennoch verhängte der Richter eine wesentlich härtere Strafe als von der Staatsanwaltschaft gefordert. Die Strafverfolger hatten auf drei Jahre Haft und 20.000 Dollar Geldbuße plädiert. Volkswagen hatte im September 2015 nach Vorwürfen der US-Umweltbehörden eingeräumt, mit einer speziellen Software im großen Stil bei Abgastests getrickst zu haben. Nachdem die rechtlichen Konsequenzen auf Konzernebene durch mehrere milliardenschwere Vergleiche mit Klägern in den USA weitgehend abgeschlossen sind, versuchen die US-Behörden nun mit Hochdruck, die verantwortlichen Personen zu belangen. Auch der frühere VW-Chef Martin Winterkorn gerät unter Druck. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, der ehemals oberste Qualitätsmanager bei Volkswagen habe Winterkorn früher als bisher behauptet über die Abgasmanipulation in den USA informiert. Der Manager habe gegenüber deutschen und amerikanischen Ermittlern erklärt, er selbst habe am 21. Juli 2015 von einer illegalen Software erfahren. Er habe dann Winterkorn telefonisch am 27. Juli mitgeteilt, dass VW in den USA „beschissen“ habe. Bei Volkswagen sei aber nichts geschehen. Winterkorn hat mehrfach ausgesagt, erst im September 2015 von den Tricksereien erfahren zu haben. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen Betrugs und Marktmanipulation: dem Vorwurf, die Anleger zu spät über den Abgasbetrug unterrichtet zu haben. Der Zeitpunkt, wann der VW-Chef nachweislich darüber informiert war, ist entscheidend für die Strafverfolger wie für klagende VW-Aktienanleger. Seite 2

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