Politik Spaniens Justiz räumt Fehler ein

«Madrid.» Die spanische Justiz hat einen schweren Fehler im Umgang mit dem mutmaßlichen Kopf der Terrorzelle in Katalonien eingeräumt. Ein Richter habe die Abschiebung von Imam Abdelbaki Es Satty im März 2015 mit der Begründung gestoppt, der Imam stelle keine „ausreichend schwere Gefahr für die öffentliche Ordnung“ dar.

Der aus Marokko stammende Es Satty habe zum Zeitpunkt seiner geplanten Abschiebung eine vierjährige Haftstrafe wegen Drogenhandels verbüßt, teilten die Behörden gestern mit. Der zuständige Richter habe jedoch geurteilt, der Imam sei „um eine Integration in die spanische Gesellschaft“ bemüht. Es Satty gilt als Drahtzieher hinter den Anschlägen in Barcelona und Cambrils am vorigen Donnerstag, infolge der 15 Menschen starben und mehr als 120 verletzt wurden. Am Dienstag hatten nach Justizangaben zwei der festgenommenen Terrorverdächtigen in einer Gerichtsanhörung ausgesagt, der Imam habe hinter den Anschlagsplänen gesteckt und sich als Selbstmordattentäter in die Luft sprengen wollen. Nach letzten Erkenntnissen der Ermittler kam der Imam kurz vor den Attentaten bei einer Sprengstoff-Explosion in einem Haus in Alcanar ums Leben. Nach dem Geständnis eines der Terrorverdächtigen von Barcelona fahndete die Polizei gestern weiter nach Mitwissern. Beamte starteten laut Polizeiangaben in der Nacht mehrere Razzien, um ein mögliches Unterstützer-Netzwerk der Terrorzelle ausfindig zu machen. Die Ermittler verfolgten auch Spuren nach Frankreich, Belgien, in die Schweiz und nach Marokko, woher die meisten Mitglieder der Terrorzelle stammten. Bei einer ersten Anhörung der vier überlebenden Verdächtigen waren am Dienstag wichtige Details der Anschlagsplanung bekannt geworden. Der Terrorverdächtige Mohamed Houli Chemlal hatte vor einem Richter in Madrid gestanden, dass die Gruppe Bombenanschläge „größeren Ausmaßes“ auf Sehenswürdigkeiten in Barcelona geplant habe. Katalonien kündigte gestern schärfere Sicherheitsvorkehrungen unter anderem an der Kirche Sagrada Familia in Barcelona an. Gegen Chemlal und den Verdächtigen Driss Oukabir wurden Haftbefehle erlassen. Ein weiterer Verdächtiger kam unter Auflagen frei. Über den vierten Verdächtigen fiel noch keine Entscheidung. Aus Unterlagen des Madrider Gerichts wurde ersichtlich, dass die Terrorzelle zunächst einen Bombenanschlag geplant hatte. Im Unterschlupf der Gruppe in Alcanar wurden demnach mindestens 500 Liter Aceton, große Mengen Nägel und Zünder und etliche Gasflaschen gefunden. Aus den Materialien lässt sich der Sprengstoff TATP herstellen, der häufig von der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) eingesetzt wird.

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