Politik Operation Idefix

An alle Gardasee-Urlauber, die in diesen Tagen meinen, ein Gespenst in Badehose zu sehen: Es könnte auch der echte Markus Söder sein. Derselbe will dort nämlich eine Woche urlauben, aber nicht, weil dieses Gewässer so furchtbar schön ist, sondern – erklärtermaßen – weil er dort fast so viele Bayern trifft wie dahoam und er so seinen Wahlkampf nicht nutzlos unterbrechen muss. Wobei: Eigentlich ist Markus Söder derzeit überall. Zumindest streut er seine Tweets so, dass kein Mensch irgendeine Abwesenheit bemerkt. Vergangene Woche zum Beispiel war er: im Tierheim Nürnberg, wo er sich mit dem „kleinen Welpen Idefix“ ablichten ließ; dann hat er im schwäbischen Wallfahrtsort Maria Vesperbild zu Ehren der Allerseligsten Jungfrau eine Kerze angezündet (er, der Protestant) und die Bayernhymne gesungen. Zwischendurch hat derselbe Söder in Volkach am Main das – natürlich – „größte Weinfest in Franken“ und im niederbayerischen Straubing das dummerweise nur zweitgrößte Volksfest Bayerns eröffnet. Im Bierzelt hat er auch wieder ein paar Millionen versprochen, um die Hochschule Straubing zu vergrößern. Ein früheres Kloster soll umgebaut, die Kirche aber erhalten bleiben: „Dann verbinden sich Glaube und Forschung.“ Und dann hat sich Söder mit Bauern auf ein verdorrtes Feld gestellt und einen Geldregen vorhergesagt: „Wir lassen niemanden allein.“ Wie das mit den Hartz-IV-Empfängern ist, die das bisherige Landeserziehungsgeld verlieren, weil Söder ein neues „Familiengeld“ erfunden hat, das laut Bescheid aus Berlin auf die Sozialhilfe anzurechnen ist, das wird sich erst noch erweisen. Aber zum Glück für Söder nicht vor dem 14. Oktober, dem Wahltag. Der Kampf wird hart genug. Denn von den Bayern – so beeindruckend sie Söder als Bierzeltredner finden – hält ihn nur mehr ein Drittel für einen „guten Ministerpräsidenten“. Die Umfragewerte gehen stetig nach unten. Trotz Söders In-allen-Gassen-Wahlkampfs. Oder genau deshalb. Soeben hat sich der Kandidat auch noch eine neue Zielgruppe erschlossen: Nicht mehr nur 95-Jährige und Ältere kriegen zu ihrem Geburtstag einen persönlichen Glückwunsch vom Bayerischen Ministerpräsidenten, sondern bereits 80-Jährige. „Mit besten Grüßen vom Gardasee“, wenn’s gerade passt.

x