Reformationstag Martin Luther – Kämpfer für die Seelen

Redegewandt, kämpferisch, mutig: Martin Luther, hier eine Darstellung des Reformators am Lutherbrunnen in Ludwigshafen.
Redegewandt, kämpferisch, mutig: Martin Luther, hier eine Darstellung des Reformators am Lutherbrunnen in Ludwigshafen.

Von Anke Lind
Der 31. Oktober 1517 markiert den Beginn der Reformation. Damals nagelte Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Er, der redegewandte, kämpferische, mutige Theologe, der es wagte, den damals Mächtigen zu widersprechen und sie herauszufordern, setzte zusammen mit anderen etwas in Gang, das die Welt nachdrücklich beeinflusste.

Beim Blick auf die weitreichenden Folgen des Thesenanschlags gerät manchmal der Anlass dafür aus dem Blick. Der Anlass für die 95 Thesen war ein zutiefst seelsorglicher. Luther machte sich Sorgen um seine Mitmenschen, die den Versprechungen glaubten, dass man sich mit Ablassbriefen Gottes Wohlwollen erkaufen könnte. Er forderte eine theologische Diskussion, weil er nicht mehr mitanhören konnte, dass sich die sehnliche Hoffnung auf Rettung der Seelen durch ein teuer bezahltes Stück Papier erfüllen sollte.

Die Erlösung – einfach so

Auch Martin Luther selbst war die Angst, nicht bestehen, nicht genügen zu können, wohlbekannt. Immer wieder berichtete er davon, wie sehr ihn die Sorge, trotz großer Anstrengung vor Gott keine Gnade finden zu können, beschäftigt und belastet hat. Welche Befreiung muss es für ihn gewesen sein, als er beim Studium des Römerbriefes erkannte: Ich kann mir die Liebe Gottes, Erlösung, das Heil nicht erarbeiten, nicht verdienen. Ich kann sie nur dankbar annehmen. Ich bin geliebt. Einfach so.

Diese „reformatorische Erkenntnis“ hat nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch sein seelsorgliches Wirken geprägt. So war es kein Zufall, dass dieses seelsorgliche Thema Ausgangspunkt der Reformation war.

Seelsorge, die Begleitung von Menschen im Leben und im Sterben, war, ist und bleibt eine Aufgabe, die originär zum Christsein gehört.

Seelsorge an vielfältigen Orten

Seelsorge geschieht heute zu unterschiedlichen Zeiten, vor allem auch an den Wendepunkten des Lebens: Geburt, Taufe, Konfirmation, Trauung, Beerdigung.

Seelsorge geschieht heute an vielfältigen Orten: in der Gemeinde, der Kita, in der Schule, im Krankenhaus, Gefängnis, Seniorenwohnheim, im Internet.

Die Themen in der Seelsorge sind heute sicherlich teilweise andere als zu biblischen oder zu Luthers Zeiten. Dass der Anlass für die 95 Thesen vor gut 500 Jahren allerdings ein seelsorglicher war, darf uns immer wieder zu denken geben, gerade auch dann, wenn wir heute über notwendige Veränderungen in der Kirche nachdenken und diskutieren.

Zur Person

Anke Lind (45), Pfarrerin im Schuldienst in Ludwigshafen und Koordinatorin für Schulseelsorge in der Evangelischen Kirche der Pfalz

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