Meinung Man sollte die Generation Z nicht unterschätzen

Schon jetzt versuchen Jugendliche und junge Erwachsene häufiger als Ältere, den Wahrheitsgehalt von Informationen aus dem Intern
Schon jetzt versuchen Jugendliche und junge Erwachsene häufiger als Ältere, den Wahrheitsgehalt von Informationen aus dem Internet zu überprüfen.

Mit den Europawahlen am 9. Juni gewinnen die Jugendlichen in Deutschland so viel politischen Einfluss wie nie zuvor. Skeptiker befürchten nun das Schlimmste – zu Unrecht.

Es ist eine Premiere: Wenn am 9. Juni das Europaparlament gewählt wird, dürfen in ganz Deutschland erstmals auch 16- und 17-Jährige ihre Stimme bei einer bundesweiten Wahl abgeben. Es sind Teenager, die zur sogenannten Generation Z zählen. Junge Menschen, die mehr Zeit mit sozialen Medien verbringen denn je. Sie nutzen Plattformen wie TikTok und Instagram nicht nur, um sich unterhalten zu lassen. Sie lesen dort auch Nachrichten. Welche das sind, hängt davon ab, was ihnen der Algorithmus anzeigt. Wonach er das auswählt, ist schwer zu durchschauen.

Wie soll man eine kluge Wahlentscheidung treffen, wenn man sich so informiert? Manche Skeptiker befürchten schon das Schlimmste. Doch der Pessimismus ist unbegründet. Man sollte die Jugendlichen nicht unterschätzen. Aber man sollte sie ernstnehmen – und vorbereiten.

AfD will in junge Köpfe „senden“

Eines lässt sich nicht abstreiten: Die Generation Z informiert sich anders als jede vor ihr. Keine Partei hat das so schnell begriffen wie die AfD. Auf einer Veranstaltung im vergangenen Jahr sprach der rechtsextremistische Social-Media-Experte Erik Ahrens über das Potenzial, das er in TikTok sieht. „Man hat 90 Minuten am Tag ein Fenster in deren Gehirn, wo man reinsenden kann“, sagte Ahrens damals. Er meinte die etwa anderthalb Stunden, die Jugendliche im Schnitt täglich auf TikTok verbringen.

Dass die AfD, eine in weiten Teilen rechtsextremistische Partei, in die Köpfe junger Menschen „sendet“, ist eine beunruhigende Vorstellung. Aber die eigentliche Herausforderung geht über die AfD oder andere Extremisten hinaus. Sie betrifft auch demokratische Parteien. Wenn Politiker auf Tiktok und ähnlichen Plattformen mitmischen, verändert das die demokratische Öffentlichkeit. Lange waren Politiker auf journalistische Medien angewiesen, um wahrgenommen und gehört zu werden. Inzwischen kann jeder seine Inhalte auf seinem eigenen Kanal verbreiten, ohne dass sie unabhängig eingeordnet, kritisiert oder hinterfragt werden.

Das klingt fast ausweglos. Aber das ist es nicht. Neben klassischen Medien, die sich immer mehr einfallen lassen, um mehr Jugendliche zu erreichen, sind auch die Schulen gefragt. Dass Medienkompetenz auf dem Lehrplan steht, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Es reicht nicht, sie als eines von vielen Themen abzuhandeln. Sie muss zentral sein. Wer eine deutsche Schule verlässt, sollte dort gelernt haben, wie man eine glaubwürdige Quelle erkennt und wann man skeptisch sein sollte. Und zwar nicht erst im Politikunterricht in der zehnten Klasse, sondern schon frühzeitig im Deutsch-, Geschichts- oder Englischunterricht.

Absenkung des Wahlalters kann nur ein erster Schritt sein

Schon jetzt versuchen Jugendliche und junge Erwachsene häufiger als Ältere, den Wahrheitsgehalt von Informationen aus dem Internet zu überprüfen, wie aus jüngsten Daten des europäischen Statistikamts Eurostat hervorgeht. Die Studie „Junges Europa“ im Auftrag der Tui Stiftung kommt derweil zum Ergebnis, dass sich weniger als ein Fünftel der jungen Menschen in Europa ausreichend vom Europaparlament vertreten fühlen. Im Länderschnitt gaben nur 17 Prozent an, dass ihre Interessen dort „stark“ oder „sehr stark“ widergespiegelt würden.

In diesem Zusammenhang muss auch an etwas erinnert werden, das aus Studien über die Generation Z bekannt ist, aber oft vergessen wird: Sie ist politisch interessiert. Aber sie hat nicht das Gefühl, dass sich die Politik auch für sie interessiert. Es ist dringend nötig, dass sich daran etwas ändert. Dass Jugendliche früher wählen dürfen, kann nur der erste Schritt sein.

Mehr zur Wahl

Was macht das Europaparlament eigentlich genau? Und was bedeutet es, dass nun erstmals junge Menschen ab 16 Jahren wählen dürfen? Alle Infos rund um die Europawahl finden Sie unter rheinpfalz.de/europawahl

Am 9. Juni wird das Europa-Parlament neu gewählt.

Europawahl: Aktuelles, Hochrechnungen und Ergebnisse

Am 9. Juni stellt sich heraus, wie das EU-Parlament in den kommenden Jahren zusammengesetzt ist. Wie wählt die Pfalz? Welche Parteien werden gewinnen? Gibt es einen Rechtsruck?

An dieser Stelle finden Sie Umfragen von Opinary.

Um Inhalte von Drittdiensten darzustellen und Ihnen die Interaktion mit diesen zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Zustimmung.

Mit Betätigung des Buttons "Fremdinhalte aktivieren" geben Sie Ihre Einwilligung, dass Ihnen Inhalte von Drittanbietern (Soziale Netwerke, Videos und andere Einbindungen) angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an die entsprechenden Anbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

x