Politik Kommentar: Größe nicht um jeden Preis

Bei Opel gibt nicht mehr GM in Detroit die Richtung vor, sondern PSA in Paris. Dass nun ein europäischer Auto-Champion entstehen soll, macht skeptisch.

Jahrelang wurde in Wolfsburg ein aberwitziger Wettlauf um den Weltmeistertitel beim Autoabsatz forciert. Der VW-Konzern wollte unter Martin Winterkorn unbedingt an Toyota und der Opel-Mutter GM vorbeiziehen. Gier nach Größe rangierte vor dem Streben nach Profitabilität und Effizienz. 2016 kam VW tatsächlich oben an – aber „Einheizer“ Winterkorn war da schon passé, und Nachfolger Matthias Müller setzt gezwungenermaßen andere Schwerpunkte. Mit Carlos Tavares, dem Chef des französischen Autokonzerns Peugeot Société Anonyme (PSA), steht jetzt wieder ein Automanager im Fokus, dem es um Größe geht. Er will durch den Opel-Kauf, der gestern wie erwartet von GM und PSA offiziell bestätigt wurde, einen europäischen Champion schaffen. Der Peugeot-Citroën-Konzern will also in der Champions-League der Autobauer der nationalen Konkurrenz von Renault Paroli bieten und den VW-Konzern in Bedrängnis bringen. Der toughe Tavares wird Kosten reduzieren, Standorte prüfen und Stellen reduzieren. Da es bei PSA weniger Einfluss von Politik und Gewerkschaft gibt als bei VW (allerdings vom chinesischen Autobauer Dongfeng), dürfte er leichteres Spiel haben, Wachstum mit Profitabilität zu verknüpfen. Autos aus dem PSA-Konzern müssen dazu stark nachgefragt werden. Hierfür sind Qualität und Markenidentität wichtig. Opel war diesbezüglich in jüngster Vergangenheit auf einem guten Weg. Unter französischen Fittichen darf kein neuer Imageschaden erfolgen.

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