Politik Kaum Fortschritte bei der Bildung

«Berlin.» Die Bundesländer lassen in ihren Anstrengungen für ein besseres Bildungssystem nach. Bundesweit habe es kaum noch Fortschritte gegeben, erklärte die arbeitgeberfinanzierte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) gestern bei der Vorstellung ihres „Bildungsmonitors 2017“.

Bei wichtigen Indikatoren seien sogar Rückschritte zu verzeichnen, sagte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. Nach seinen Angaben ist die Schulabbrecherquote unter Ausländern gestiegen. Der Anteil leseschwacher Schüler habe zugenommen. „Die Bildungsarmut unter jungen Erwachsenen dürfte in den kommenden Jahren steigen.“ Der Indikator, der die Fortschritte im Bildungssystem der Länder misst, hat sich laut der Untersuchung seit dem „Bildungsmonitor 2013“ im Schnitt lediglich um 0,7 Punkte pro Jahr verbessert. Zwischen 2010 und 2013 habe der jährliche Zuwachs noch bei 2,6 Punkten gelegen. Die bundesweit besten Bildungsnoten vergaben die Autoren der Studie an Sachsen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg. Schlusslichter waren Nordrhein-Westfalen, Bremen und Berlin. Das Saarland (Platz 6) habe in den vergangenen Jahren am stärksten zulegen können. Als Grund wird auf die deutlich gestiegenen Bildungsausgaben je Schüler und die bessere Betreuungsrelation von Lehrern und Schülern verwiesen. Rheinland-Pfalz belegt Platz 11. Verbesserungspotenzial sieht man bei der Forschungsorientierung und Förderinfrastruktur: „Die Professoren werben im Bundesvergleich weniger Drittmittel ein und tragen unterdurchschnittlich zur Nachwuchsförderung bei.“ In der Grundschule und Sekundarstufe I besuchte eine geringerer Anteil der Schüler eine Ganztagseinrichtung als im Bundesdurchschnitt. Als Stärken von Rheinland-Pfalz nennen die Autoren: Die soziale Herkunft der Kinder wirke sich nur gering auf den Bildungserfolg aus. Alle Grundschüler würden in Fremdsprachen unterrichtet, und die Erfolgsquoten an beruflichen Vollzeitschulen sei sehr hoch. Die Studie mahnte bundesweit höhere Bildungsausgaben an. Benötigt werden demnach jedes Jahr zwölf Milliarden Euro für Kitas, Schulen, Berufsausbildung und Hochschulen. Mit dem Geld sollten der Ausbau der Ganztagsschulen beschleunigt und zusätzliche Plätze an Hochschulen geschaffen werden. Die INSM-Studie hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) erarbeitet. Der „Bildungsmonitor 2017“ wurde den Angaben nach auf Grundlage von 93 Indikatoren erstellt – darunter die Betreuungsrelation an Schulen, Schulabbrecherquoten und der Anteil der Schüler, die von Bildungsarmut betroffen sind. www.insm-bildungsmonitor.de

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